Zwergenzwist im Monsterland
wieder mit mir zu reden?
Ich wandte mich von den Flammen ab. Das Feuer hielt auch keine Antwort für mich bereit. Das Frettchen rieb sich an meinen Knien, als es mit den Resten, die ich für das Tierchen aufgehoben hatte, fertig war. Nur noch dieses kleine Wesen brachte mir Zuneigung entgegen. Doch langsam wurde es kühl. Das Frettchen würde sich bald in die Wärme meines Rucksackes zurückziehen – und dann wäre ich ganz alleine.
Natürlich! Ich war über die Einfachheit des Gedankens, der durch meinen Kopf raste, erstaunt. Der Rucksack! Das Kompendium befand sich ja dort! Das war die Lösung meiner Probleme mit Norei. Hatte nicht mein Meister, der große Zauberer Ebenezum, erwähnt, daß das Buch Rezepte für Liebestränke enthielt?
Das war es! Wie einfach! Wie perfekt! Ich würde sie mit meiner Magie zurückbringen!
Ich zog schnell das Werk aus meinem Rucksack und setzte mich nahe an das Feuer, um zu lesen. Ich schlug das Register unter ›L‹ auf. Da stand es!
Liebestrank, für jede Gelegenheit, Seite 233
Für jede Gelegenheit? Was sollte ich weiter suchen? Ich schlug die entsprechende Seite auf.
»Welcher Idiot war das?«
Ich blickte von meinem Buch auf. Es war wieder diese grobe Stimme, die dort aus den Wäldern schallte.
Jemand hustete, und ich blickte rasch auf unserem Lagerplatz herum. Es schien keiner meiner Gefährten gewesen zu sein, denn alle schliefen tief und fest. Wieder vernahm ich das Husten. Es kam ebenfalls aus dem Wald, allerdings aus der entgegengesetzten Seite.
Was immer dort draußen war, es hatte uns umzingelt!
Ich schloß das Buch. Die Liebestränke würden warten müssen. Da draußen lauerte etwas, vielleicht ein Unwesen, das mich zwischen zwei Brötchenhälften stecken wollte. Wie sehnlich wünschte ich mir meinen Eichenstab zurück!
»Du paßt besser auf!«
Das erklang direkt hinter mir! Ich wirbelte herum, das Kompendium als Schutzschild vor mir.
Es war Brax.
»Ich konnte nicht schlafen«, erklärte der Dämon. »Dann hörte ich Stimmen. Ich kam herüber, um dich zu warnen. Die Situation könnte gefährlich werden.« Er hielt inne und rückte seine karierten Schulterpolster gerade. »Ein Waffenvertreterdämon lebt von solchen Momenten. Zufälligerweise habe ich eine Kleinigkeit hier…« Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
Brax wollte mir also eine Waffe verkaufen? »Entschuldige«, antwortete ich, »kein Interesse.«
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?« Der Dämon schaute beleidigt drein. »Kein Interesse? Ich sag dir was, ich verliere meinen vertreterischen Biß.« Er stellte seinen schweren Sack mit einem Seufzer vor mir ab. »Oh, wie es meinen Stil ruiniert, wenn ich dauernd für Guxx den Rhythmusneger spielen muß!«
Ich bedeutete dem Vertreterdämon, daß er still sein möge. Das Unwesen da draußen interessierte mich weitaus mehr als seine berufliche Krise.
»Natürlich ist da was!« flüsterte Brax. »Um wieviel besser du dich jetzt mit einer gebrauchten Waffe fühlen könntest!«
»Würde ich nicht«, erwiderte ich.
Der Dämon seufzte. »Mein Timing scheint futsch zu sein!«
»Ihr habt eine Menge Ärger am Hals!«
Brax und ich sahen einander an. Es war die grobe Stimme aus den Wäldern!
»Vielleicht sollte ich antworten«, schlug ich vor.
»Vielleicht solltest du das«, bestärkte mich Brax. »Und denke daran, ich habe hier einen ganzen Sack voll mit wunderhübschen Waffen. Keine Vorauszahlung und leichte Bedingungen.«
Ich entschied mich, den Dämonen zu ignorieren, und antwortete statt dessen der Stimme.
»Hallo!« rief ich in die Nacht hinaus. »Und einen wunderschönen guten Abend!«
»Was geht denn dich der wunderschöne Abend an?« rief es zurück.
Was immer da draußen auch war, es redete mit mir, wenn es sich auch nicht besonders freundlich anhörte. Ich wollte es noch einmal versuchen.
»Ich hatte nur gedacht, wenn ihr ein Problem…«
»Wer hat dich gefragt?« wurde ich rüde unterbrochen.
»Nun«, fuhr ich fort und versuchte, den begeisterten Tonfall meiner Stimme beizubehalten. »Es ist so, daß Ihr zu uns herübergerufen habt, und ich dachte, daß Ihr aus diesem Grunde vielleicht mit uns reden wollt, wie ja jedes zivilisierte Lebewesen…«
»Blödes Gewäsch!« erwiderte die Stimme.
Mein Mund klappte zu. Ich war sprachlos.
»Ich glaube, du kannst überzeugendere Ergebnisse mit einer nur ein wenig gebrauchten Waffe erzielen«, versuchte Brax mich zu überreden.
Langsam war ich geneigt, dem
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