Zwergenzwist im Monsterland
nichts dagegen und setzte mich mit dem Kompendium ans Feuer, um mich in den Schlaf zu lesen.
Der Morgen war wundervoll. Die Sonne glitzerte golden durch die Bäume und verwandelte den düsteren Blätterwald in leuchtend durchscheinendes Grün. Selbst die moosüberwucherten Felsen schienen in der Morgensonne zu glühen.
Alea huschte um das ersterbende Lagerfeuer auf meine Seite herüber, ihr hellblondes Haar vom Schlaf in überaus attraktiver Weise zerzaust.
»O Wuntie!« trillerte sie. »Ist das nicht wundervoll?« Ihre Geste schien die ganze idyllische Szenerie zu umfassen. »Es ist, als wäre man im Feenland aufgewacht!«
»He!« sagte eine hohe Stimme zu meinen Füßen. »Paß besser auf, was du sagst!«
Wir sahen beide erstaunt auf den Schuhbert hinunter. Der kleine Kerl zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Nun ja, niemand nennt es jemals Schuhbertland, oder?«
»Es ist völlig egal, wie man es nennt«, bemerkte eine wundervoll klingende Stimme hinter meiner Schulter. »Dies ist ein magischer Platz. Wir haben die Östlichen Königreiche betreten.«
Ich sah mich zu dem Einhorn um – und erstarrte in ehrfürchtigem Schweigen. Es war, als hätte ich das wundersame Geschöpf noch nie zuvor gesehen. Sein Fell und seine Mähne schimmerten in dem blendenden Weiß frisch gefallenen Schnees. Das Horn leuchtete, als hätte man das Gold weggeschmolzen und den Strahlen der Sonne selbst Form gegeben.
Als ich das Einhorn zum ersten Mal gesehen hatte, war ich sprachlos über so viel Schönheit in unserer prosaischen Welt gewesen. Nun jedoch war es womöglich noch unbeschreiblicher, umgeben von einer Welt, die so schön war wie es selbst.
Hier gehörte das Einhorn hin. Ich brauchte nicht zu fragen, woher es sein Wissen über diesen magischen Platz hatte. In den Östlichen Königreichen, in diesem ›Feenland‹, wie Alea es genannt hatte, mußte sein Geburtsort liegen.
»Kommt«, sagte das Einhorn, »ich werde euch führen.«
Ich informierte schnell die anderen; wir griffen nach unseren Sachen und folgten dem Einhorn.
»Kennst du den Weg zu Mutter Duck?« fragte ich, nachdem ich meinen Rucksack geschultert und der Schuhbert seinen Platz auf meiner Schulter wieder eingenommen hatte.
»Ich weiß viel über diesen Ort«, antwortete das wundervolle Wesen. »Es war für viele Jahre mein Zuhause, bis ich einen Grund fand« – es sah bedeutungsvoll in meine Richtung – »andere Dinge außerhalb zu besuchen. Es gibt eine Menge Orte hier, die ich dir zeigen könnte.« Es senkte seine wundervollen Lider und blickte mich aus verschleierten, seelenvollen Augen an. »Ich kenne auch… einige sehr verschwiegene Orte.«
»In der Tat«, erwiderte ich, »bedauerlicherweise verhindert die Notwendigkeit eines Treffens mit Mutter Duck ausgedehnte Abstecher in die Umgegend.«
»Wie du möchtest.« Das Einhorn seufzte. »Ich bete nur darum, daß, wenn unsere Aufgabe erfüllt ist, du einige Gedanken an die verschwenden mögest, die andere… Bedürfnisse haben.« Mit diesen Worten tänzelte das Einhorn los und verschwand auf einem kleinen Waldweg. Wir folgten ihm.
Die ersten zwei Stunden verliefen ohne Zwischenfälle. Wir wanderten langsam, aber stetig durch die Östlichen Wälder, bis wir das Hämmern hörten.
»Verdammnis«, meinte Hendrek hinter mir.
Ich bedeutete den anderen, ruhig zu sein. Vielleicht konnten wir die Krachmacher ja überraschen. Normalerweise hätte der Lärm, den die Mitglieder meiner Gruppe produzierten, ein solches Unterfangen unmöglich gemacht, aber das Hämmern war so unbeschreiblich laut, daß ich das Gefühl hatte, hier könnten wir tatsächlich eine Chance haben.
Vorsichtig führte uns das Einhorn weiter den Pfad entlang.
Hendrek kam an meine Seite. »Verdammnis«, flüsterte er. »Wer kann das sein?«
»Mit Sicherheit sind das keine Schuhberts!« antwortete ihm Tap. »Hör dir nur den Krach an. Überhaupt keine Technik!«
Ich deutete beiden, still zu sein. Ich vermeinte Stimmen zu hören. Bald war aus der Ferne eine Unterhaltung zu hören.
»Was, zum Teufel, machst du da?« Das war die grobe Stimme von der vergangenen Nacht.
»Warum mußt du immer auf mir rumhämmern?« erwiderte eine etwas höhere Stimme. »Warum hämmert immer jeder auf mir herum?«
Irgend jemand anderes schrie etwas Unverständliches. Dann hustete jemand. Das Geräusch kam mir bekannt vor.
Ich prallte auf das Hinterteil des Einhorns. Es war stehengeblieben, um den Stimmen zu lauschen. Ich entschuldigte mich bei
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