Zwergenzwist im Monsterland
verschwindest?« sagte Miseratto seidenweich, während er aus den Büschen kam. »Wie dumm von dir, vor allem, wenn man bedenkt, daß die Lösung unseres kleinen Problems langsam überfällig wird.«
»Ja«, kommentierte Stupido, der nun auch in mein Blickfeld geriet. »Langsam.«
Parasito preßte die Klinge an meine Kehle.
»Also.« Ich hatte die drei völlig aus meinen Gedanken verdrängt. Ihr Ultimatum war bereits gestern abgelaufen. Ich hoffte, daß meine Vergeßlichkeit zu verzeihen war, wenn man bedachte, was seit meinem letzten Treffen mit den drei Lehrlingen alles passiert war. Außerdem fragte ich mich, ob es eine Möglichkeit gab, die drei auf meine Seite zu ziehen.
Ich konnte nicht umhin, ob ihrer Hartnäckigkeit bei der Suche nach mir beeindruckt zu sein. Wenn sie doch diese Energien in unsere gemeinsame Sache stecken würden! Anders als ich, der die letzten Monate mit der Pflege eines kranken Ebenezum verbracht hatte, konnten sie vielleicht bereits einige Magie von ihren Meistern gelernt haben! Wenn sie ihren Streit mit mir für einige Zeit beiseite legen könnten, mochten sie prächtige Verbündete abgeben!
»In der Tat«, antwortete ich. »So seid ihr mir also den ganzen Weg in die Östlichen Königreiche gefolgt. Aber die Dinge laufen hier etwas anders als in den sicheren Straßen von Vushta. In diesem fremdartigen Land schwebt man ständig in Lebensgefahr. Wäre es unter diesen Umständen nicht besser, unsere kleinen Differenzen für den Augenblick zu beenden und zum Wohle von Vushta und der gesamten Oberflächenwelt zusammenzuarbeiten?«
»Du hast also kein Heilmittel!« stellte Miseratto fest. »Vielleicht können wir das ja vergessen, nachdem Parasito eine Erinnerung irgendwo in deinen Brustkorb geschnitten hat. Aber vergiß dabei nicht, daß es immer noch eine angenehmere Möglichkeit gibt.« Das Lächeln von Miseratto wurde unerträglich strahlend, als er hinzufügte: »Unser Vergessen kann erkauft werden, für die lächerliche Summe von dreizehnhundert Goldstücken.«
»Dreizehnhundert?« keuchte ich. Der Preis war schon wieder gestiegen.
»Ähm…«, unterbrach Stupido.
»Sagte ich dreizehnhundert?« Miseratto winkte gönnerhaft mit seiner Hand. »Es tut mir ja so leid, ein kleiner Ausrutscher der Zunge. Ich meinte natürlich vierzehnhundert.«
»Vierzehnhundert?« explodierte ich. »Wo soll…«
»Ähm, Miseratto«, machte sich Stupido wieder bemerkbar und deutete über die Schulter des anderen Lehrlings.
»Nicht jetzt«, sagte Miseratto verärgert, »wir machen gerade Geschäfte.«
Er nickte freundlich in meine Richtung. »Wo du diese vierzehnhundertundfünfzig Goldstücke finden sollst? Nun, schließlich bist du der Lehrling des Zauberers, oder? Wir denken, daß du von da schon einiges rüberwachsen lassen kannst.«
»In der Tat«, antwortete ich. Diese Unterhaltung brachte mich nicht weiter. Obwohl ich die hingabevolle Eingleisigkeit meiner Mitlehrlinge bei der Verfolgung ihrer Ziele in gewisser Weise bewunderte, fand ich doch, daß ihre Talente bei der gegenwärtigen Situation besser eingesetzt werden könnten. Wie konnte ich die drei nur dazu überreden, sich uns anzuschließen?
»Ich habe das Gold nicht«, teilte ich dem grinsenden Miseratto mit. »Ich habe auch kein Heilmittel gegen die Krankheit, die unsere Meister befallen hat. Wenn ihr euch uns jedoch anschließt und mit mir durch die Östlichen Königreiche reist, werden wir zusammen viele wunderbare Dinge sehen. Unter diesen Wundern wird sich bestimmt auch ein Heilmittel befinden. Und wer kann sagen, wieviel Gold sich bei diesen Wundern befindet?«
»Bleiben?« fragte Miseratto. »Nun, wir werden nicht mehr sehr weit reisen. Schließlich haben wir eine Investition hier.«
»Ja«, bemerkte Stupido. »Hör mal, Misera…«
»Halt die Klappe, Stupido. Du ruinierst mein Timing!« Miseratto wandte sich wieder mir zu und schüttelte traurig seinen Kopf. »Armer Wuntvor. Wir sind der Meinung, daß es eine wahre Schande ist, daß du weder das Heilmittel noch das Gold hast. Und um dich daran zu erinnern, wie wichtig unsere Geschäfte sind, denke ich, daß sich Parasito jetzt sein kleines Souvenir nimmt. Danach wirst du sicher bereitwillig die fünfzehnhundert Gold…«
Miseratto brach abrupt ab. Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht.
»Parasito, bist du das?«
Es war indes nur zu offensichtlich, daß Miserattos messerschwingender Kollege seine Klinge immer noch an meiner Kehle hatte. Miserattos Rücken
Weitere Kostenlose Bücher