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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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wurde gegen die Büsche gepreßt. Vorsichtig fühlte er mit einer Hand hinter sich.
    »Stupido?« fragte er.
    »Ja«, antwortete der. »Einhorn.«
    »Das bin ich tatsächlich«, ertönte eine wunderbar modulierte Stimme aus den Büschen. »Und eine schönere und tödlichere Kreatur werdet ihr auch nie mehr zu Gesicht bekommen. Wenn ihr euch jetzt alle in die Mitte der Lichtung begeben würdet, damit wir auch genau sehen können, was ein jeder von euch so macht…?«
    Miseratto und Stupido gehorchten. Das Einhorn folgte ihnen, das Horn in Miserattos verlängertes Rückgrat gepreßt. Parasito nahm das Messer von meiner Kehle und beobachtete wachsam das mythische Wesen.
    »Ich würde noch nicht einmal daran denken«, bemerkte das Einhorn kühl, »oder du wirst Bestandteil einer dieser malerischen Darstellungen.« Das Einhorn schnaubte, ein Geräusch wie das Klingen von tiefen und sonoren Glocken. »Jene Art von Darstellung in Bildern oder auf Wandteppichen, wo Schwaden von Blut durch die Landschaft spritzen und sich arme Sterbliche in Todesagonie auf dem Boden winden, während das Einhorn sich triumphierend röhrend über ihnen aufbäumt und dunkles Blut sein goldenes Horn befleckt. Ihr könnt euch diese Szene sicherlich vorstellen? Man kennt sie von Tausenden von Gobelins, ihr wißt schon.«
    »Du mißverstehst unsere Absichten!« beeilte sich Miseratto zu versichern. »Wir sind doch nur arme kleine Lehrlinge wie Wuntvor. Wir wollten uns doch nur ein wenig unterhalten.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß zu dieser Unterhaltung Messer benötigt werden.« Das mythologische Wesen scharrte vielsagend mit dem Huf auf dem Boden. »In diesem Falle nehme ich gerne an eurer Unterhaltung teil – mit meinem unbeschreiblich scharfen, goldenen Horn.«
    Miserattos Lächeln wirkte etwas gequält. »Parasito«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Warum steckst du nicht einfach dein Messer weg?«
    Der andere Lehrling steckte seine Klinge in die Scheide.
    »Nun, wir besprachen gerade, wie unser Wuntvor es am einfachsten bewerkstelligen könnte, uns mit fünfzehnhundertundfünfzig Goldstücken zu versehen.«
    »Ich würde jetzt gerne besprechen«, erwiderte das Einhorn, »wo in eurem Körper ihr diese hübschen, tiefen Löcher haben wollt.«
    »Ja«, sagte Stupido. »Auf Wiedersehen.« Er und Parasito verschwanden im Handumdrehen im Unterholz.
    »Wartet auf mich!« Miseratto entfernte sich mit einer Geschwindigkeit von dem Einhorn, die ich nicht für möglich gehalten hätte. »Vergiß nicht!« rief er mir über die Schulter zu. »Sechzehnhundert…« Und dann verschluckte auch ihn das Unterholz.
    Ich versicherte dem Einhorn, daß ich nicht wüßte, wie ich ihm danken könne.
    »Da wüßte ich schon ein oder zwei Wege«, erwiderte die unbeschreibliche Kreatur. »Mein Kopf ist schrecklich schwer geworden von diesem ganzen Theater.«
    »In der Tat«, sagte ich ich, »vielleicht später. Unglücklicherweise bin ich gerade mitten in einem Zauber.«
    »Magie?« Das Einhorn schnaubte verächtlich. »Bin ich etwa nicht magisch genug?«
    Ich entschuldigte mich erneut. Das Einhorn wanderte langsam zum Lager zurück, ein gebrochenes mythologisches Geschöpf.
    Aber was war mit meinem Zauber geschehen? Ich wandte mich wieder meinem Feuer zu, aber die Flammen waren erloschen. Nur ein paar Stückchen Holzkohle glühten noch leise vor sich hin. Und ich war dem Erfolg so nahe gewesen! Ich hatte alles durchgeführt – bis auf die letzten Worte. Was sollte ich jetzt unternehmen?
    Jemand unter den Schläfern bewegte sich. Ich glaubte ein leise gemurmeltes ›Verdammnis‹ zu vernehmen. Meine Unterhaltung mit der Lehrlingsgilde mußte einige meiner Gefährten geweckt haben. Ich hatte keine Zweifel, daß einer oder mehrere von ihnen mich bald beehren würden. Das macht mir die Entscheidung leichter. Ich würde keine Zeit dazu haben, den Spruch von vorne zu beginnen. Ich würde diesen hier beenden, so schnell und gut es eben ging.
    Ich legte, was immer ich noch an Zweigen und Blättern übrig hatte, auf die Asche und blies so lange in die Glut, bis die ersten Flammen züngelten. Ich mußte eben meine Beschwörung schnell beenden und dabei das Beste hoffen. Ich sah in die Flammen. Sie hatten die falsche Farbe, hellgelb statt blau.
    Das war leicht behoben. Ich griff nach Cuthbert.
    »Was denn?« wollte das Schwert wissen. »Mich legst du nicht herein! Ich habe doch Streit gehört!«
    »In der Tat«, beruhigte ich es. »Ich versichere

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