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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Geheimnis
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Pawlitsch wollte, dass ich ihn unterstützte. Das habe ich abgelehnt. Ich wollte und ich will auch nicht wissen, wer der Mörder ist. Dann wurde Pawlitsch umgebracht. Das hat mich geschockt. Es scheint jemanden zu geben, der nicht möchte, dass man sich an Jupp und meine beiden Kameraden auf Erin erinnert. Deshalb, Herr Esch, habe ich Ihnen meinen heutigen Namen nicht gesagt. Und deshalb werden Sie mich auch nicht mehr wieder sehen.«
     
    Der Alte sah Esch lange schweigend an. Dann sagte er: »Jetzt kennen Sie Georgs und mein Geheimnis. Leben Sie wohl.«
    Pjotr Rastevkow klopfte dem Anwalt freundschaftlich auf die Schulter und ging zu seinem Enkel. Schnell waren die beiden in der Dunkelheit verschwunden.
    Rainer blieb minutenlang am Rande des Schlossparks stehen, fast unfähig, das soeben Gehörte zu verarbeiten. Dann machte er sich auf den Weg in die nächste Kneipe und betrat sie mit dem festen Vorsatz, in einem Vollrausch gnädiges Vergessen zu suchen.
     
    23
    Hauptkommissar Rüdiger Brischinsky legte die WAZ zur Seite und stierte auf das Glas mit Alka-Seltzer und den Becher Kaffee auf seinem Schreibtisch. Der gestrige Abend mit seinen Skatbrüdern war nach anfänglich harmlosem Beginn in ein Kampftrinken ausgeartet, was ihm nicht nur einen der schlimmsten Kater seines Lebens, sondern auch ein verstauchtes Handgelenk eingebracht hatte. Auf dem Heimweg
    – Brischinsky wusste nicht mehr genau, wie er zurück in seine Wohnung gefunden hatte – musste er ausgerutscht und hingefallen sein. Dem Verschmutzungsgrad seiner Hose nach zu urteilen, hatte er sich kriechend durch Schlammwüsten bewegt, bis er wieder in eine vertikale Position gelangt war.
    Brischinsky trank das in Wasser aufgelöste Schmerzmittel und blätterte wieder in der Zeitung.
    Bei einem Artikel auf der zweiten Lokalseite blieb er hängen: (rr) Unruhe in der Belegschaft. Spontaner Streik bei LoBauTech. Ein Teil der Belegschaft der angeblich in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Hochlarmarker Firma LoBauTech ist, wie erst heute bekannt wurde, am Dienstag letzter Woche in einen spontanen Streik getreten.
    Nach Auffassung des Betriebsrates hat es sich bei der Arbeitsniederlegung aber nicht um einen Streik gehandelt, sondern um die Durchführung einer
    Teilbelegschaftsversammlung. In deren Verlauf hätten die Teilnehmer die Geschäftsführung aufgesucht und einige Fragen an sie gestellt. Peter Steinke (42) auf Anfrage zu unserer Zeitung: »Die Empörung der Belegschaft ist berechtigt. Wir werden seit Wochen hingehalten und immer wieder mit einem angeblichen Großinvestor vertröstet. Wenn das so weitergeht, kann der Betriebsrat die Wut der Kolleginnen und Kollegen nicht mehr kontrollieren. Für die Folgen ist dann allein die Geschäftsführung verantwortlich.«
    Wie aus Kreisen des Unternehmens bekannt wurde, verhandelt LoBauTech mit einem namhaften englischen Investor. Dies verknüpft sein finanzielles Engagement aber anscheinend mit der Forderung nach umfangreichen Rationalisierungen, was in der Praxis weiteren Personalabbau und die Entlassung von Beschäftigten bedeutet. Steinke: »Gesundschrumpfen auf Kosten der Belegschaft? Nicht mit uns.« Ein Vertreter der örtlichen IG Metall erklärte, die Gewerkschaft stünde »ohne Wenn und Aber« zu den Forderungen der LoBauTech-Kumpel.
    Eine Stellungnahme der Geschäftsführung war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.
    Neben dem Artikel war ein Foto des Betriebsratsvorsitzenden abgedruckt. Brischinsky las mit leicht verschwommenen Blick die Bildunterschrift: Peter Steinke, Vorsitzender des Betriebsrates LoBauTech. Das Gesicht hatte er schon in natura gesehen. Aber der Name? Steinke, Steinke. Irgendwie kannte er den aus einem anderen Zusammenhang. »Baumann, woher kenne ich einen Steinke?«
    »Kollege von gestern?«, vermutete sein Mitarbeiter mit süffisantem Lächeln.
    »Quatsch. Steinke… Ich kenne den Namen…«
    Baumann grinste noch breiter: »Nicht dein Tag heute, oder?«
    Er fischte eine Notiz aus dem Papierstapel, der seinen Schreibtisch zierte, und reichte sie Brischinsky. »Hier. Paul Steinke. Rentner. Einer der Freunde von Georg Pawlitsch.«
    Brischinsky schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, verfluchte sich jedoch sofort dafür. Sein malträtierter Schädel war heute für Erschütterungen aller Art nicht geeignet.
     
    »Natürlich. Paul Steinke. Ist der mit dem Steinke hier«, er schmiss die WAZ zu Baumann, »verwandt?«
    »Keine Ahnung. Ich frag mal nach.« Baumann griff zum

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