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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Wetterdienst Hamburg hat für heute Nacht einen Kälteeinbruch von bis zu 15 Grad vorhergesagt, der die nächsten Tagen anhalten soll.«
    »Und?« Buhlen konnte sich nicht vorstellen, worauf der Juister hinauswollte.
     
    »Packeis. Bei solchen Temperaturen bilden sich bei Ebbe binnen ein, zwei Tagen Eisschollen. Die Flut schiebt die Schollen übereinander, der Wind tut das Übrige und in kurzer Zeit ist die Fahrrinne dicht.«
    »Was dann?« Buhlen ahnte Übles.
    »Dann stellt die Fähre ihren Verkehr ein.« Altehuus’ Rechte verschwand in seiner Jackentasche und förderte ein Fläschchen Schnupftabak zutage. Sorgfältig platzierte er ein kleines Häufchen auf seinem Handrücken, schob ihn sich erst unter das linke, dann das rechte Nasenloch und zog den schwarzen Stoff geräuschvoll hoch. »Auch ‘ne Prise?« Er hielt den beiden Zwangsversetzten das Gefäß hin.
    »Nee, danke«, erwiderte Müller. »Ich…«
    »Was heißt das: Stellt den Verkehr ein? Wollen Sie damit etwa sagen…?« Buhlen sprach federnd hoch. »Keine Fährverbindung?«
    »Genau.« Altehuus war die Ruhe selbst.
    »Sie wollen damit sagen, ich muss hier unter Umständen auf dieser gottverlassenen Insel…« Er sah den uniformierten Beamten entsetzt an. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Es muss ja nicht so kommen.« Der Polizist begann mit großer Gelassenheit, Eintragungen in das Wachbuch vorzunehmen.
    Buhlen schoss durch den Durchgang und baute sich vor Altehuus’ Schreibtisch auf. »Was ist mit dem Flugplatz? Ich meine…«
    Altehuus schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie’s. Über dem Festland liegt Nebel. Und selbst wenn der sich auflösen sollte… Das Rollfeld kann vereisen. Außerdem ich glaube nicht, dass Sie Heiligabend einen Piloten finden, der Sie rüberfliegt.«
    »Dann fahre ich schon morgen!«
     
    »Einen Scheiß wirst du«, schaltete sich sein Kollege ein.
    »Die Anweisungen aus Aurich waren eindeutig. Du bleibst bis Heiligabend.«
    Dieter Buhlen sah erst auf Müller, dann auf Altehuus.
    »Irgendwelche Alternativen?« Resignation sprang aus seinem Gesicht.
    »Keine«, brummte Letzterer.
    »Tut mir echt Leid«, begann Müller, konnte sich aber nicht länger zurückhalten und fing an zu lachen. »Herzlich willkommen auf Juist. Und frohe Weihnachten.«
    Buhlen fand das nicht im Geringsten komisch. Er lief hektisch auf und ab und stöhnte vernehmlich: »Das darf doch wohl alles nicht wahr sein. Wie halten Sie das bloß hier aus?«
    Der Juister Beamte wollte gerade antworten, als ihn ein übermächtiges Verlangen daran hinderte. Er öffnete halb seinen Mund, schloss die Augen und neigte den Kopf etwas nach hinten. Dann ertönte eine Fanfare wie einst vor den Mauern von Jericho. Der Schnupftabak bewies seine Wirksamkeit.
    »Aah«, ließ sich Altehuus genießerisch vernehmen. »Das tat gut.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Buhlen zu.
    »Was sagten Sie gerade?«
    »Ich habe mich gefragt, wie Sie das hier nur aushalten können?«
    »Och«, antwortete der andere gedehnt und griente breit. »Ich bin hier geboren. Wenn Sie so wollen, habe ich mich daran gewöhnt. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Sie sollten das auch tun. Ihr Aufenthalt könnte ja schließlich noch etwas andauern, oder?« Damit war für ihn das Thema erledigt.
    Altehuus stand auf. »Wissen Sie was? Wir gehen jetzt auf einen lütten Begrüßungsschluck, ich zeige Ihnen unser Dorf und bei der Gelegenheit können wir gleich Lars und Sven fragen, ob sie unsere Leiche gesehen haben, als sie noch lebendig war.«
    Günter Müller griff zu seinem Mantel. »Gute Idee. Wer sind Lars und Sven?«
    »Stehen hinter der Theke in der Spelunke. Wenn sich um diese Zeit eine junge Frau auf Juist aufhält, die keine Klosterschwester ist, dann landet sie über kurz oder lang in der Spelunke. Da über Weihnachten nicht sehr viele Gäste auf der Insel sind, ist es mehr als wahrscheinlich, dass sich die Jungs an das Mädchen erinnern. Besonders wenn sie so hübsch war wie die arme Deern hier.«
    »Sie glauben also nicht, dass sie eine Einheimische ist?«, fragte Müller.
    Altehuus sah den Kripobeamten mit erkennbarer Verblüffung an. »Einheimische? Hören Sie, ich lebe seit meiner Geburt hier auf Töwerland. Ich kann Ihnen sagen, wie es dem Rücken der alten Störkieper im Loog geht, ob der Gaul von Pöskens Hans wieder fressen tut und wann sich Piet Müller das erste Mal rasiert hat. Ob das eine Einheimische ist…« Er schüttelte verwundert seinen Kopf. »Festländer…«, murmelte er

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