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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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nicht verstehen konnte. Der heulende Wind verschluckte jedes Wort. Rainer beschleunigte seine Schritte, um zu seiner Freundin aufzuschließen. Als er den Windschatten der Dünen verlassen hatte, packte ihn der Sturm mit aller Kraft. Er musste sich nach vorne beugen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Eine solche ungebändigte Gewalt der Elemente hatte er bisher noch nicht erlebt. Langsam begann ihm dieser Spaziergang Spaß zu machen.
    Er erreichte Elke, die stehen geblieben war, um auf ihn zu warten. »Los, wir lassen uns noch etwas den Wind um die Nase wehen und gehen dann zurück zum Hotel.
    Einverstanden?« Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und lief weiter.
    »Scheinbar interessiert meine Meinung hier niemanden«, schloss Rainer messerscharf und folgte Elke durch das Schneegestöber.
    Gegen halb sechs saßen sie in der großzügigen Hotelhalle in schweren Polstermöbeln vor dem offenen Kamin, wärmten sich mit einem Grog und warteten auf Schwiebus.
     
    Kurz vor dem verabredeten Termin näherte sich ihnen ein hoch gewachsener, schlanker Mann, der eine förmliche Verbeugung andeutete. In der linken Hand trug er eine Aktentasche.
    »Frau und Herr Esch, nehme ich an? Mein Name ist Schwiebus.« Er gab Elke quasi im Vorbeigehen die Hand und widmete Rainer seine ganze Aufmerksamkeit. »Herr Esch…«
    »Schlüter«, stellte sich Elke vor.
    »Oh, Entschuldigung…«
    »Macht nichts.« Elke lächelte den Mann demonstrativ freundlich an. »Konnten Sie ja nicht ahnen.«
    Schlange, dachte Rainer. Er wusste, wie sehr es seine Freundin hasste, lediglich als die Frau an seiner Seite klassifiziert zu werden. Dieser Schwiebus würde bei ihr keinen Blumentopf mehr gewinnen können. Er hatte seine Chance gehabt und vertan.
    Insofern überraschte Esch das Kommende nicht. Elke legte ihr strahlendstes Lächeln auf und betonte spitz: »Bei dieser wichtigen geschäftlichen Unterredung möchte ich dann doch nicht weiter stören.« Ehe einer der Männer reagieren konnte, hatte sie sich eine auf dem Tisch liegende Tageszeitung geschnappt und war in Richtung eines anderen freien Tisches davongerauscht.
    »Sind Sie schon lange auf der Insel?«, begann Rainer die Konversation.
    »Seit drei Tagen«, antwortete der Makler.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?« Der Anwalt zeigte auf den freien Sessel.
    Charly Schwiebus nahm Platz. »Herr Dezcweratsky hat mich gebeten, Ihnen in allen Angelegenheiten behilflich zu sein«, formulierte er steif. »Was kann ich für Sie tun?«
    Esch sah Schwiebus erstaunt an. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Eigentlich hatte er erwartet, dass ihm Schwiebus eine Liste von Interessenten übergeben würde, mit denen er die Verkaufsverhandlungen führen sollte. Er schluckte vernehmlich und stammelte: »Wie viele, äh, Eigentümer wollen ihre Grundstücke denn verkaufen?«
    Jetzt war es an Schwiebus, verwundert zu gucken. »Soweit mir bekannt ist, keiner. Das heißt, es hat zwar einige unverbindliche Gespräche gegeben, aber konkrete Verkaufsverhandlungen waren das nicht. Ich dachte, dass Sie…« Schwiebus ließ sein Gegenüber an seinen weiteren Überlegungen nicht teilhaben.
    »Na gut.« Rainer zündete sich eine Reval an. »Worin besteht Ihre Aufgabe?«
    »Herr Dezcweratsky hat mich gebeten, Kontakt zu einem Herrn Steiner aufzunehmen, um ihn zur Zusammenarbeit mit ihm zu bewegen. Herr Steiner arbeitet bisher noch mit einer anderen Investorengruppe zusammen. Er ist für diese Gruppe, sagen wir, eine Art Repräsentant. Dezcweratsky beabsichtigt, auf Juist eine Immobiliengesellschaft zu gründen, und will Herrn Steiner eine angemessene Beteiligung an dieser Gesellschaft anbieten.«
    »Was für eine Immobiliengesellschaft?«
    »Das wissen Sie nicht?« Schwiebus sah den Anwalt skeptisch an.
    »Nicht im Detail«, log der.
    »Ich weiß nicht, ob ich befugt bin…«
    »Rufen Sie Dezcweratsky an.« Rainer kramte nach seinem Handy und reichte es dem Makler. »Die Nummer haben Sie ja sicher?«
    »Nein, ja. Ich glaube nicht, dass das nötig ist.« Er sah bittend auf Rainers Zigarettenschachtel. »Könnte ich vielleicht… Ich habe meine vergessen.«
    »Wenn Sie Filterlose mögen, bedienen Sie sich.« Esch verstaute sein Telefon wieder in der Jackentasche.
     
    »Eigentlich nicht.« Schwiebus griff zu den Kippen.
    »Trotzdem danke.« Er zündete sich die Reval an und nahm einen Zug. »Also: Auf Juist ist der Bau eines Golfplatzes von etwa zwanzig bis dreißig Hektar Größe geplant. Es gibt einen anderen

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