Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
habe, hat Grohlers den BMW auf dem Parkplatz zurückgelassen?«
»Musste er ja, war ja bei mir im Taxi.«
»Ja, ja, schon klar. Sie sagten, Ihr Fahrgast hatte eine Aktentasche dabei?«
»Ja, da hat er ständig drin rumgekramt.«
»Und Sie sind sich wirklich ganz sicher, dass der Tote«, der Beamte zeigte auf das Foto, »Ihr Fahrgast war?«
»Hören Sie, Herr Hauptkommissar, wenn mir einer so viel Trinkgeld gibt und sich so eigentümlich verhält, vergess ich das Gesicht nicht so schnell. Der Tote saß vorgestern Nachmittag quicklebendig bei mir im Wagen und ich habe ihn zum Hauptbahnhof gefahren.«
Brischinsky überlegte einen Moment. »Sagen Sie, Herr Esch, würde es Ihnen was ausmachen, mit uns eben zum Parkplatz zu fahren und uns den Wagen zu zeigen?«
»Nein, überhaupt nichts.«
»Gut. Dann kommen Sie.« Brischinsky stand auf und öffnete die Tür zum Nebenraum, wo Baumann gerade eine schlanke, dunkelhaarige Frau verabschiedete. »Baumann, los komm. Wir müssen los.«
»Wohin?«
»Zu einem Parkplatz an der A 43.«
»Aha. Darf man fragen, weshalb?«
»Darf man. Da steht der Wagen, mit dem Grohlers zuletzt gefahren ist. Zumindest meint das unser Freund da.«
Brischinsky zeigte mit der rechten Hand an sich vorbei nach hinten auf Esch. »Und wer war dein Besuch?«
»Eine Frau Sabine Schuller. Serviererin in der Eisdiele am Löhrhoffcenter. Sie ist sich sicher, dass Grohlers vorgestern da war. Hat einen Eiskaffee getrunken, ordentlich Trinkgeld gegeben und ist kurz vor Feierabend gegangen.«
»Wann haben die Feierabend?«, erkundigte sich der Hauptkommissar.
»Gegen sieben.«
»Passt ja.«
»Eben.«
Baumann folgte Brischinsky in das Büro. »Das ist Herr Esch.
Wenn er dir bekannt vorkommen sollte, hast du Recht.«
»Er kommt mir bekannt vor.«
»Sollte er auch. Mordsache Westhoff, vor etwa einem Jahr.«
»Ach ja. Das war doch die Sache mit dem Eimer mit der Pi…«
»Ist ja damals nichts passiert«, unterbrach ihn sein Kollege.
Esch stand derweil verlegen grinsend daneben.
»Hätte aber was passieren können. Und wie immer wäre ich Karl Arsch gewesen«, erwiderte Baumann mit einem etwas vorwurfsvollen Seitenblick auf Rainer, während sie Hauptkommissar Brischinsky in den Hof zu den Fahrzeugen folgten.
Der dunkelblaue BMW stand noch da, wo Esch seinen Fahrgast aufgenommen hatte. Baumann ging um den Wagen herum, sein Kollege notierte das Kennzeichen.
»M-JK 33. Aus München. Baumann, mach mal ‘ne Halterfeststellung.«
»Brauch ich nicht. Sieh mal hier.« Er zeigte auf ein Emblem oben auf der Scheibe im Fonds. »Sixt München. Das ist ein Mietwagen.«
»So? Auch gut. Dann ruf die Spurensicherung. Die sollen einen Abschleppwagen mitbringen und den Wagen filzen. Und auch auf mögliche Schäden untersuchen. Ich will möglichst schnell einen Bericht.«
Während Baumann sich am Funk betätigte, sah Brischinsky suchend in den Wagen. Im Inneren war nichts Besonderes zu erkennen.
»Die kommen gleich«, berichtete Baumann.
»Okay. Du wartest hier. Ich fahre Herrn Esch zurück ins Präsidium. Sie wollen doch ins Präsidium?«
»Eigentlich auf den Parkplatz davor«, antwortete Esch. »Da steht immer noch mein Taxi.«
9
Drei Stunden später kehrte Baumann schwitzend in ihr Büro zurück. Brischinsky trank Kaffee und der Ventilator bemühte sich, die schwüle Luft im Raum durcheinander zu wirbeln.
»Mensch, ist das heiß«, stöhnte Baumann. »Wie kann man bei den Temperaturen auch noch Kaffee trinken.«
»Meine Oma hat immer gesagt, was gut ist gegen Kälte, ist auch gut gegen Hitze.«
»Wer dran glaubt…«
»Setz dich. Hat die Spurensicherung was gefunden?«, wollte Brischinsky wissen.
»Nein, absolut nichts. Technisch ist die Karre in Ordnung. Es war auch noch genug Benzin im Tank. Grohlers hat Esch belogen. Ansonsten ist der Wagen völlig leer, das heißt nicht ganz. Natürlich sind Warndreieck und diese Sachen vorhanden. Wir haben auch eine Kopie des Mietvertrages gefunden. Der BMW ist am Mittwoch dem Zwanzigsten, also vorgestern, gegen zwölf in Berlin gemietet worden und sollte noch am selben Tag in Dresden abgegeben werden. Das hat Grohlers zumindest so bei der Autovermietung angegeben.«
»Grohlers war also der Fahrer?«
»Ja, war er. Zum einen steht im Mietvertrag sein Name, zum anderen haben wir seine Fingerabdrücke am Lenkrad gefunden. Eindeutig. Grohlers hat den Wagen von Berlin bis zum Parkplatz gefahren. Auch die Strecke auf dem Tageskilometerzähler stimmt
Weitere Kostenlose Bücher