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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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alten Staatspartei auch dem Staat gehört. Haben die PDS und die anderen alten Blockparteien sich nur nicht immer dran gehalten.«
    »Und da hat keiner was gegen getan?«, empörte sich der Kommissar.
    »Doch«, antwortete der BKA-Beamte. »Wir haben ermittelt.
    Ist aber nicht viel rausgekommen. Bei den früheren Genossen gibt es ein Geflecht aus Profitgier und ideologischer Verbohrtheit, das kaum zu durchdringen ist. Da sind Gelder an befreundete kommunistische Parteien, zum Beispiel nach Österreich, verschoben worden. Es soll Auslandskonten geben, auf denen Hunderte von Millionen geparkt sind. Die PDS hat der Ostberliner Humboldt-Universität über zweihundertfünfzig Millionen Ostmark gespendet. Möglicherweise wurde da im großen Stil Parteigeld gewaschen. Es existiert eine Organisation, die heißt Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. Ihr Name ist Programm. Die hat fast vierhundert Millionen auf ihrem Konto. Und die Gesellschaft für Sport und Technik besitzt schlappe einskommazwei Milliarden.«
    »Nein, das darf doch nicht wahr sein.« Für Baumann brach eine Welt zusammen. »Und was haben wir getan?«
    »Wir«, sagte Staller resigniert, »wir haben Zeitungsannoncen geschaltet.«
    »Was haben wir getan?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Annoncen geschaltet. Im März 1994, also vor vier Jahren. In großen Tageszeitungen. Die Treuhand, sprich die Bundesrepublik, hat darin aufgefordert, Hinweise über versteckte Konten der DDR-Parteien gegen eine Belohnung von bis zu fünf Millionen an die Ermittlungsorgane weiterzugeben.«
    »Und?« Brischinsky war gespannt.
    »Was, und?«
    »Na, wie viele haben sich gemeldet? Wer wollte alles an dem Kuchen partizipieren?«
    »Tja. Einer. Und das erst vor wenigen Monaten.«
    »Nur einer?«
    »Ja, einer. Grohlers.«
    Brischinsky schnappte nach Luft. »Grohlers?«
    »Ja, Grohlers.«
     
    Brischinsky atmete tief durch. »Baumann, hinten im Schrank steht der Cognac. Ich brauch jetzt einen. Wenn Sie«, er sah Staller an, »auch einen…«
    Staller nickte.
    »Du nicht, Baumann, du bist im Dienst.« Als er den empörten Blick seines Assistenten registrierte, setzte er hinzu: »War ‘n Scherz.«
    Sie tranken schweigend ihren Schnaps.
    Dann fragte Brischinsky: »Grohlers war also Ihr Informant?«
    »Das kann man so sehen. Er war unterwegs nach Münster.
    Wir waren dort mit ihm verabredet. Er wollte uns Informationen über Nummernkonten in der Schweiz, Passwörter, Bankverbindungen, Hintermänner liefern. Leider ist es ja dazu nicht mehr gekommen.«
    »Warum ist Grohlers denn an das BKA herangetreten? Wäre es für ihn denn nicht möglich gewesen, selbst von den Millionen auf den Konten zu profitieren?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Vielleicht hätte er das gekonnt«, antwortete Staller. »Aber Grohlers war krank, schwer krank sogar. Er hatte nicht mehr lange zu leben. Und da war ihm eine legal erlangte, sehr hohe Belohnung lieber als illegale Millionenbeträge, die er mit Sicherheit in der ihm noch verbleibenden Zeit ohnehin nicht mehr ausgeben konnte.«
    »Leuchtet ein.«
    »Grohlers wurde also ermordet, weil er mit dem BKA zusammengearbeitet hat«, stellte Baumann fest.
    »Möglicherweise«, ergänzte Brischinsky.
    »Zusammenarbeiten wollte«, korrigierte Staller.
     
    14
    Esch saß im Bus zur Paradise Beach und dachte daran, dass sein Urlaub am nächsten Morgen endete. Zu nachtschlafender Zeit würde gegen sieben Uhr sein Flieger abheben. Er müsste nicht nur mitten in der Nacht am Flughafen einchecken, sondern erneut ohne Stefanies moralischen Beistand in ein Flugzeug einsteigen.
    Der Strand war etwa drei-bis vierhundert Meter lang und zwischen drei Restaurants und Bars aufgeteilt. Am östlichen Ende des Strandes befand sich das Tropicana, das die sich in der Nähe sonnenden Urlauber mit Techno-Gewummere traktierte. In der Paradise Bar gab es zumindest zu dieser Jahreszeit keine Musik mehr. Und das Sunrise spielte viel Pink Floyd und Santana, eine Musik, die Esch entgegen kam.
    Anscheinend eine Konzession an das ältere Publikum der Nachsaison. Die Theke des Sunrise schlängelte sich wie ein überdimensioniertes S unter einem riesigen, mit Schilfgras gedeckten Dach entlang. An dieser Theke hatte er vor einigen Tagen einen der schlimmsten Alkoholexzesse seines Lebens erlebt, der dazu geführt hatte, dass er die Nacht sturzbesoffen am Strand verbracht hatte.
    Er konnte sich noch daran erinnern, dass er, wie jeden Tag nachmittags, kurz bevor sein Bus fuhr, noch ein Bier im

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