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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Ihnen nach dem Rechten zu sehen. Wir können uns eine negative Presse nicht länger erlauben, meine Herren. Das muss sich…«
    Brischinsky hörte sich den Monolog des BKA-Beamten mit wachsendem Unbehagen an. Und jetzt wurde er wütend, richtig wütend sogar. Der Fatzke vor ihm war noch keine dreißig, schon Hauptkommissar und dann auch noch beim BKA. Bestimmt Akademiker. Und Quereinsteiger, da war sich Brischinsky sicher. Der Kerl wirkte arrogant bis zum Abwinken.
    Brischinsky schraubte sich langsam aus seinem Schreibtischstuhl und baute sich vor Staller auf. Baumann beobachtete seinen Chef mit ansteigendem Interesse und Staller mit unverhohlener Schadenfreude. Baumann liebte Schlachtfeste.
    Brischinsky hatte seine Kampfposition erreicht.
    »Kriminalhauptkommissar Brischinsky bitte, Herr Hauptkommissar Staller.« Das war das Vorgeplänkel. »Was wollen Sie hier bei uns?« Die Betonung lag auf dem Wörtchen
    ›was‹. »Nach dem Rechten sehen?« Er sprach langsam und sehr ruhig. Gefährlich ruhig, fand Baumann.
    Der Hauptkommissar ging einen Schritt näher an Staller heran und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. »Sie wollen hier also in meiner Abteilung nach dem Rechten sehen, habe ich Sie da richtig verstanden?«
    Staller nickte.
    »Ich habe also richtig verstanden.«
    Dann brüllte Brischinsky so plötzlich los, dass selbst Baumann, der den Wutausbruch seines Chefs vorausgesehen hatte, zusammenzuckte. Für Staller musste es wie eine Vulkaneruption wirken, die ausbrach, während er direkt am Kraterrand stand.
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein, Sie Schnösel? Was meinen Sie, wer Sie sind? Ihr Fax können Sie sich in den Arsch stecken, und wenn Sie das allein nicht schaffen, dann helfe ich Ihnen dabei. Und die Berichte schiebe ich dann noch hinterher.
    Wir haben hier was anderes zu tun, als Ihre Scheißberichte zu schreiben. Wir haben hier, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte, einen Mord aufzuklären. Dabei lass ich mir doch nicht von grünen Jungs wie Ihnen sagen, wie ich meine Arbeit zu tun habe.«
    Brischinsky holte zum ersten Mal Luft und brüllte dann noch lauter als vorher: »Das eine noch. Es ist mir sowas von scheißegal, was die Presse schreibt, das glauben Sie gar nicht, wie egal. Und wenn Sie«, er tippte Staller mit dem Zeigefinger mehrmals auf die Brust, »noch einmal mein Büro betreten, ohne dass Sie mich laut und deutlich ›Herein‹ haben rufen hören, dann reiße ich Ihnen den Arsch von der Kimme bis zum Nacken auf, habe ich mich klar und verständlich ausgedrückt, Herr Hauptkommissar Staller?«
    Staller nickte erneut, diesmal war es allerdings ein eingeschüchtertes Nicken.
    Brischinsky schaltete zurück und sagte im jovialen Ton:
    »Dann ist es ja gut, mein Junge. Dann setz dich mal und erzähl uns, was du von uns möchtest.«Das war das Finale.
    Brischinsky schob Staller den unbequemsten Stuhl zu, der im Büro vorhanden war.
    Baumanns Grinsen wurde noch breiter, als sich Staller brav und gehorsam setzte und völlig verstört sein Gegenüber ansah, das sich in aller Ruhe eine Zigarette anzündete.
    »Auch eine?« Brischinsky hielt Staller die Packung hin.
    Der schüttelte den Kopf.
     
    »Besser so«, murmelte Brischinsky. »Woher, Herr Staller, kommt denn eigentlich das Interesse des BKA an Grohlers?«
    Staller lehnte sich zurück. »Sie haben doch sicherlich schon von ›Umrubeln‹ gehört?«
    »Klar«, antwortete Brischinsky, »wir haben die Akte der Berliner Kollegen über das anhängige Betrugsverfahren gegen Grohlers gelesen.«
    »Dann kennen Sie ja schon einen Teil der Angelegenheit.«
    »Einen Teil?«
    »Na ja, im Zuge der deutschen Einheit hat es zahlreiche Glücksritter, kleine und große Ganoven, die sauberen Herren mit dem berühmten weißen Kragen gegeben. Da sind Milliarden verschoben worden, wurden ganze Firmen für ‘n Appel und ‘n Ei verkauft, wurden Windgeschäfte in Millionenhöhe getätigt und Tarnfirmen im In-und Ausland gegründet. Ein ganz besonderes Kapitel betrifft das frühere Vermögen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.«
    »Wieso denn das?«, wollte Baumann wissen.
    »Die PDS zum Beispiel hat als Rechtsnachfolgerin der SED
    verdienten Genossen aus dem Parteivermögen der SED
    Darlehen von mehr als zweihundertsechzehn Millionen Mark zukommen lassen.«
    »Was?«, wunderten sich Brischinsky und Baumann zugleich.
    »Ja, über zweihundert Millionen. Trotz Einigungsvertrag. Der hat nämlich festgeschrieben, dass das Vermögen der

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