Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
Vom Netzwerk:
sollten uns auf die Fahndung nach Heinrich Glauhupf alias Dimitri Porfireanu konzentrieren. Haben wir ihn, haben wir wahrscheinlich auch den anderen. Und dann können wir sie einfach fragen, was sie von Esch wollen.«
    »Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie uns das sagen werden«, erwiderte Brischinsky.
    Edding schwieg zunächst, antwortete aber dann doch.
    »Neben der Kleinigkeit, dass wir die beiden erst noch schnappen müssen, ist das bedauerlicherweise die zweite Schwachstelle meiner Überlegungen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
     
    32
    Am Montag um fünfzehn Uhr ging Rainer Esch in die Telefonzelle, die gegenüber der EXIMCO GmbH stand, und wählte Carolas Nummer.
    »Firma EXIMCO, Hankel, Guten Tag«, meldete sie sich.
    »Ich bin’s, Rainer. Ist Lopitz da?«
    »Ja, eben gekommen. Du hättest ihn draußen sehen müssen.«
    »Kann sein. Wie ist er angezogen?«
    »Blauer Zweireiher, heller Trenchcoat. Schlank. Dunkle Haare. Ziemlich elegant. Sieht unverschämt gut aus. Aber Rallinski und Lopitz bleiben nicht lange hier.«
    »Woher weißt du das?«
    »Rallinski hat mich gebeten, ein Taxi zu rufen. Das war, sofort nachdem Lopitz angekommen ist. Was machst du jetzt?«
    Esch überlegte kurz. »Ruf mir auch ein Taxi. Ich warte vor dem Haupteingang.«
    »Ist gut.« Carola machte eine Pause. »Rainer, ich muss Schluss machen. Ich glaube, Lopitz und Rallinski kommen in mein Büro. Nein, einen Herrn Müller gibt es bei uns nicht.
    Nein, da haben Sie sich verwählt. Danke, Ihnen auch. Auf Wiederhören.« Esch hörte das Klicken, das anzeigt, dass ein Gespräch unterbrochen wird.
    Er verließ die Telefonzelle, wechselte auf die andere Straßenseite und postierte sich direkt neben dem Haupteingang, so dass er jede Person, die das Gebäude verließ, gut erkennen konnte. Nach einigen Minuten hielt ein Taxi. Der Fahrer stieg aus und betrat das Foyer. Esch konnte durch das Fenster erkennen, dass er mit dem Pförtner sprach. Der uniformierte Angestellte zeigte auf die Treppe im Rücken des Taxifahrers, über die zwei Männer herunter kamen, auf die Carolas Beschreibung zutraf. Der Taxifahrer verließ das Foyer, setzte sich in seinen Wagen und wartete. Die beiden Männer sprachen miteinander und traten gemeinsam auf die Straße.
    Esch schaute sich um. Von seinem Taxi war weit und breit nichts zu sehen. Er fluchte leise. Die zwei verabschiedeten sich. Der gut aussehende jüngere Mann, vermutlich Lopitz, setzte sich in das Taxi, das sofort anfuhr.
    Esch blickte erneut suchend um sich. Immer noch keine Spur von einer Droschke. Der andere Mann trug eine Schirmmütze, einen schlecht sitzenden, hellbeigen Sommeranzug, der Rainer an die bevorzugte Bekleidung von Erich Honecker erinnerte, und einen schwarzen Kunststoffaktenkoffer. Esch vermutete deshalb, Rallinski vor sich zu sehen, und beschloss, bis zum Beweis des Gegenteils dieser Annahme zu folgen.
    Ohne von ihm Notiz zu nehmen, ging Rallinski an Rainer vorbei Richtung Chausseestraße. Esch folgte ihm in einigem Abstand. An der Kreuzung wandte sich Rallinski nach rechts.
    Nach einigen hundert Metern erkannte Esch an einem Straßenschild, dass die Chausseestraße mittlerweile in die Friedrichstraße übergegangen war. Wenig später überquerten sie die Spree. Im Geländer der Weidendammerbrücke war ein stilisierter Adler eingeschmiedet. Einen Moment lang überlegte Esch, wo er diesen Vogel schon mal gesehen hatte.
    Dann fiel es ihm wieder ein: Als Preußischer Ikarus von Wolf Biermann besungen, schmückte er die Innenseite der Umschlaghülle seiner Platte Trotz alledem. Esch summte leise die Melodie.
    An diesem Montagnachmittag waren sehr viele Menschen unterwegs, so dass Esch sich keine große Mühe geben musste, nicht aufzufallen. Dutzende Fußgänger näherten sich wie Rallinski und er dem S-und U-Bahnhof Friedrichstraße, der zu DDR-Zeiten das Tor zum Westen gewesen war. Rallinski hatte es ziemlich eilig, so dass Rainer sich etwas anstrengen musste, um ihm zu folgen. Zielstrebig betrat der EXIMCO-Geschäftsführer durch einen Seiteneingang die Bahnstation und steuerte schnellen Schrittes das hintere Ende der Bahnhofshalle an. Dort verschwand er hinter einer Tür, die laut Aufschrift zur Herrentoilette führte. Rainer Esch wartete einen Moment und betrat dann ebenfalls den Waschraum.
    Ihm schlug der typische Geruch eines schlecht gereinigten Bahnhofsklos entgegen. Es stank nach Urin, Desinfektionsmitteln und Billigseife. Der zur Verrichtung dringender menschlicher

Weitere Kostenlose Bücher