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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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Personalausweis aus der Tasche.
    »Bittä. Hier. Ausweis. Stäht drin. In Haltern.« Er reichte Baumann das Dokument, dem der Polizist entnahm, dass Josef Göliner in Haltern in der Hauptstraße 23 zu Hause war.
    »Danke.« Er gab dem Mann seinen Ausweis zurück. »Was kann ich für Sie tun, Herr Göliner?«
    »Ich komme aus Neumarkt an der Mieresch, aus Tirgu-Muresch. Ich möchter machen Aussage.«
    »Ich denke, Sie wohnen in Haltern? Zumindest sind Sie da gemeldet.«
    »Ja, jätzt. Jätzt wohne ich bei Tochtär. Abär frühär, da wohnte ich in Neumarkt an der Mieresch, in Tirgu-Muresch.«
    »Also früher wohnten Sie in Neumarkt…«
    »… an der Mieresch. Ist Fluss, großes Fluss, die Mieresch.
    Fließt durch Neumarkt«, unterbrach der Alte.
    »Und was ist Tirgu-Muresch?«
    »Neumarkt an der Mieresch.«
    »Versteh ich nicht. Können Sie sich nicht klarer ausdrücken?« Baumann begann zu verzweifeln. Er wusste, warum der alte Mann hier vor seinem Schreibtisch saß und nicht bei den Beamten im Eingangsbereich des Präsidiums seine Aussage machte. Die Kollegen in Uniform hatten sich des Problems dadurch entledigt, dass sie Josef Göliner zu ihm schickten.
    »Ist doch ganz einfach, jungär Mann. Neumarkt an der Mieresch ist deitsch. Tirgu-Muresch ist rumänisch.«
    »Rumänisch? Wieso rumänisch?«
    »Rumänisch ist andärär Sprachä als deitsch. Wusstäst du das nicht, jungär Mann?«
    »Natürlich weiß ich, dass Rumänisch… ahh, jetzt verstehe ich. Sie kommen eigentlich aus Rumänien und Tirgu-Muresch ist der rumänische Name für Neumarkt an der Mieresch, stimmt’s?«
    »Gänau.«
    Baumann sah zur Uhr. Wenn er schon fünf Minuten brauchte, nur um den ehemaligen Wohnort seines Besuchers herauszufinden, dürfte der Rest des Tages darüber vergehen, dass er die Aussage aufnahm. Er seufzte. »Und was, Herr Göliner, kann ich für Sie tun?«
    »In Neumarkt an der Mieresch wohntä meiner Frau und ich ärst die lätzän fünf Jahre. Davor wir wohntän in Großprobstdorf. Is auch in Siebenbürgän, Großprobstdorf.«
    Baumann beschloss, dass der Beamte, der ihm Herrn Josef Göliner aus Siebenbürgen auf den Hals gehetzt hatte, dafür büßen würde, schwer büßen sogar.
    »Aus Großprobstdorf also. Klar.«
    »Ja, aus Großprobstdorf. Da wir hattän netter Nachbarn, frühär. Fleißige Leite. Er hieß Heinrich wie mein Vatär.
    Arbeitete in Schuhfabrik an Ortsausgang. Zehn Stundän. Und dann noch in Stall. Kuhscheiße ausmisten.«
    Baumann spielte mit seinem Bleistift. Beim nächsten Bundesligaspiel zwischen Schalke und Dortmund würde sich der Kollege im Einsatzzug zwischen den Fanblöcken wieder finden. Aber ohne Helm, Schild und Knüppel. So viel stand fest.
    »Und seinä Frau. Wenn ich nicht gehabt hätte meine Elisabeth, ich weiß nicht. Aber ich war ja glücklich mit meinä Elisabeth. Ist sich gestorbän vor zwei Jahrän. Deshalb ich bin auch weggegangän aus Neumarkt an der Mieresch. Nach Haltern. Zur Tochtär. Nicht ganz so gut in Haltern. Abär schöne Wohnung.«
    Oder Einzelstreife auf der Cranger Kirmes in Wanne-Eickel.
    Freitag und Samstagabend. Zwischen Bayernzelt und Boxbude. Baumann sah die Verzweiflung des Kollegen vor seinem geistigen Auge. Er grinste böse.
    »Na ja, so hatte Heinrich seinä Magda und ich meinä Elisabeth. Ist auch bessär so. Abär wir warän Nachbarn. Und daher kennä ich auch Dimitri Porfireanu, bittä sähr. Und das ich wollter Ihnen sagän, Härr Inspektor. Dimitri Porfireanu ist böser Mann, war er schon frühär. Hat geklaut nicht nur Äpfäl, wie andärär Kindär aus Großprobstdorf, sondärn auch andäräs.«
    Noch besser wäre Kontaktbereichsbeamter im CentrO in Oberhausen. Zwei Wochen vor Weihnachten. Mit einem Schild an der Uniform: Auskunft. Baumann stellte sich die Todesanzeige seines Dienstherrn vor: Plattgewalzt im Einsatz für Frieden und Freiheit oder so ähnlich.
    »Dimitri Porfireanu heißt eigäntlich Heinrich Glauhupf. Wie sein Vatär. Der wo unsär Nachbar war. In Großprobstdorf.
    Heinrich Glauhupf, also der Sohn von unsärär Nachbar, war einär der wenigän, der gekommän ist in Staatsdienst. Von uns Siebenbürgän. Und da hat er sich andärän Namän gegäbän.
    Dimitri Porfireanu. Böser Mann, der Heinrich Glauhupf.«
    Baumann spielte mit dem Gedanken, seinen Kollegen, um auf Nummer sicher zu gehen, einfach zu erschießen. Der Richter würde mit Sicherheit auf mildernde Umstände erkennen. Vielleicht wäre er nach fünf Jahren wieder draußen.
    Er wollte

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