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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alte Genossen
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er den Eindruck, dass die Streifenwagenbesatzung gewechselt hatte. Möglicherweise war es auch ein anderer Wagen. Er startete seinen in der Nähe stehenden Golf, der zu seiner Überraschung anstandslos ansprang, und fuhr zur Wohnung von Stefanie. Das Polizeifahrzeug folgte ihm.
    Dreißig Minuten später saß Esch mit der Diskette in der Tasche wieder in seinem Wagen. Sein Besuch bei Stefanie war nur kurz gewesen, da sie nicht gewillt war, seine Entschuldigungen zu akzeptieren.
    Er konnte sich selbst irgendwo hinbeißen. Eigentlich wollte er nichts lieber, als seine Zeit mit Stefanie verbringen. Waren sie jedoch länger als zwei Minuten zusammen, kam es unweigerlich zu einer Konfrontation, deren Ursache zumindest Rainer sich in aller Regel nicht erklären konnte.
    Esch sah auf die Diskette. Fa. EXIMCO GmbH stand auf dem Aufkleber. Nach kurzem Nachdenken machte er sich auf den Weg zu seinem Büro in der Uferstraße.
    Auf der Fahrt achtete er sorgfältig darauf, dass ihm außer dem Streifenwagen niemand folgte. Allerdings machte er sich auch keine Illusionen. Er hatte in zu vielen Kriminalfilmen gesehen, wie Profis Autos verfolgen, ohne dass die verfolgten Fahrer etwas davon bemerkten. Und Lopitz und die anderen waren Profis, daran hatte Rainer keinen Zweifel.
    Sicherheitshalber parkte er seinen Wagen nicht direkt in der Uferstraße, sondern stellte ihn einige Straßen entfernt ab und ging die restlichen Meter zu Fuß.
    In seinem Büro lag die Luftmatratze noch immer vor dem Schreibtisch, darauf das Handy. Er steckte das Gerät in die Jackentasche und ging in die Küche, um einen Kaffee aufzugießen. Mit der Tasse in der Hand und einer Reval im Mundwinkel schaltete er seinen Computer ein und wechselte, nachdem die Eingabeaufforderung von MS-DOS auf dem Bildschirm zu sehen war, mit nicht sehr souveränen Tastaturbefehlen auf das Laufwerk, in dem die Diskette steckte. Es passierte nichts.
    Ratlos suchte er in der Schreibtischschublade, bis er ein altes Handbuch fand, dessen oberflächliche Lektüre ihn in seiner Auffassung bestätigte, dass nicht mehr der Wolf, sondern die Computertechnik der natürliche Feind des homo sapiens war.
    Nachdem auch das weitere, entschlossen ausgeführte Drücken der Enter-Taste nur zu einer Reproduktion der Zeichen A:> auf dem Bildschirm führte, musste Rainer sich eingestehen, dass es an der Zeit war, einen grundlegenden Paradigmenwechsel einzuleiten.
    Also griff er zum Telefonhörer und rief Cengiz Kaya an, der glücklicherweise Frühschicht hatte und deshalb zu Hause war.
    »Seit wann bist du wieder zurück?«, wollte Cengiz wissen.
    »Seit eben. Hör mal…«
    »Und wie war’s?«
    »Das erzähle ich dir später. Cengiz, ich habe hier ein…«
    »Nun sag doch mal: Hast du was über die Firma, wie hieß die gleich…«
    »EXIMCO heißt die. Pass auf, wenn man eine Diskette in ein Laufwerk…«
    »Genau, EXIMCO. Was ist denn das für ein Laden, hast du da was rausgekriegt?«
    Er bekam keine Antwort. »Rainer? Bist du noch da?«, fragte Kaya überrascht.
    »Ja«, schrie Esch in den Hörer. »Ich bin noch da. Hörst du mir jetzt bitte einen Moment zu? Ich habe hier ein Problem, ein dringendes Problem. Ich habe eine Diskette in das Laufwerk meines Computers geschoben und möchte wissen, was da drauf ist. Kannst du mir da helfen?«
    »Was regst du dich so auf? Warum sagst du das denn nicht gleich?«
     
    »Oh Mann! Bei deiner Einbürgerung muss den Beamten bei der Prüfung der Deutschkenntnisse ein Fehler unterlaufen sein, weißt du das eigentlich? Also, was muss ich machen?«
    »Was sind denn das für Dateien, die du lesen willst?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Deshalb rufe ich dich doch an.«
    »Ich liebe Ferndiagnosen über Computer am Telefon. Das ist wie ‘ne Blinddarmentfernung übers Internet.«
    »Was?«
    »Vergiss es. Hast du es schon mit dem Befehl ›dir‹
    versucht?«
    »Nee, was ist das?«
    »Ein DOS-Befehl. Der zeigt dir an, welche Dateien auf dem Datenträger sind.«
    »Prima. Wie komme ich an den Befehl ran?«
    »Den musst du eingeben, du Nuss. Tippe hinter das Prompt d, i, r ein und drücke Enter.«
    »Gut. Mach ich. Was ist ein Prompt?«
    »Rainer, es tut mir Leid, dir sagen zu müssen, dass ich soeben beschlossen habe, dich umzubringen. Was siehst du auf dem Bildschirm, du Computer-Legastheniker?«
    »Ein A, einen Doppelpunkt, eine Art Pfeil und einen blinkenden Strich.«
    »Gut. Das ist das Prompt. Jetzt gib d, i, r ein und Enter.«
    »Mach ich. Is ja stark.

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