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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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meinen Sie das?«, erkundigte sich Esch.
    »Na, der hat doch etwa vor ‘n Monat hier ganz groß abgeräumt.«
    »Jau, ganz groß.« Bedächtig nickte ein anderer. »Ganz groß.«
    »Was heißt ›groß abgeräumt‹?«
    »Der hat die dickste Dreierwette gehabt, die je hier auffer Trabrennbahn gezahlt wurde. Stand sogar inne Zeitung. Die höchste Quote seit fast dreißig Jahren.«
    »Jau. Dat war ‘n Dingen.«
    Die Stimme des Stadionsprechers wurde hektischer. »Rot für Eisblitz, Eisblitz rot. Hundert Meter vor dem Ziel Brainstorm, direkt gefolgt von Dark Vather. Dann Schimanski. Dahinter Windfang. Brainstorm, Dark Vather, Schimanski. Immer noch Brainstorm, Dark Vather, Schimanski. Jetzt kommt außen Windfang. Windfang gleichauf mit Schimanski. Brainstorm, Dark Vather, Schimanski oder Windfang. Jetzt kommt Schimanski innen zurück.«
    »Wie hoch?«, wollte Rainer wissen.
    »Fast dreihundertfünfzichtausend für zehn. Und der Heinz hat hundertfünfzich gesetzt.«
    Es dauerte einen Moment, bis Rainer Esch die Tragweite dessen begriff, was ihm die Wettbrüder gerade erzählt hatten.
     
    Heinz Schattler hatte beim Pferderennen über fünf Millionen Mark gewonnen. Und die Erbin war…
    Wenn das kein Motiv war…
    Gelassen verkündete der Sprecher das Ergebnis des Zieleinlaufes: »Brainstorm, Dark Vather, Schimanski.
    Brainstorm gewinnt mit einem halben Kopf. Auf den Plätzen Dark Vather und Schimanski. Windfang wird Vierter.«
    Rainer schwirrte der Schädel. Er ging nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen.
    »Und hier der offizielle Einlauf nach dem Zielfoto.
    Brainstorm vorne, einen halben Kopf dahinter Dark Vather, eine Länge zurück Schimanski. Brainstorm, Dark Vather, Schimanski. Wir kommen nun zum Rennen Nummer vier.«
    Entgeistert blickte Rainer abwechselnd auf die Anzeigetafel und seine Wettscheine. Dann warf er zwei davon auf den Boden und wartete mit zitternden Händen auf die Quoten.
    Nach langen Minuten meldete sich der Sprecher wieder.
    »Und hier nun die Quoten. Für den Sieg zehn zu zweiunddreißig. Die Plätze mit zehn zu vierzig und zehn zu vierundfünfzig. Die Zweierwette: Zehn zu dreihundertelf und die Dreierwette zehn zu siebenundfünfzigtausend.«
    Esch japste nach Luft. Dann versuchte er einen Freudensprung, der ihm schmerzhaft misslang, was ihn aber nicht im Geringsten störte. Breit lachend ging er zu den Wettschaltern, um sich seinen Gewinn von siebenundfünfzigtausend Mark abzuholen.
    Zu Hause bunkerte Rainer seinen Gewinn in einem alten Stiefel, den er in der hintersten Ecke seines Kleiderschrankes vergrub. So viel Geld hatte er in bar noch nie auf einen Haufen gesehen. Die Finanzierung seines Studiums war damit gesichert. Das hübsche Mädel am Wettschalter hatte ihm zwar auch einen Scheck angeboten, aber Rainer wollte sich einmal in seinem Leben wie Dagobert Duck fühlen. Die Summe hatte nicht gereicht, um darin zu baden, aber er hatte die Scheine nebeneinander in einer langen Reihe durch seine Wohnung gelegt und sich bestimmt eine Stunde an diesem Anblick ergötzt.
    Ob wohl Heinz Schattler die Millionen auch in bar… Nein, sicher nicht. Fünf Millionen in Tausendern, das waren fünftausend Scheine, jeder vielleicht zwei Zehntel Millimeter stark, das bedeutete… Rainer rechnete nach: einen ein Meter hohen Stapel von Eintausendmarkscheinen. Wer schleppt schon einen Meter Tausender durch die Gegend? Nein, nicht in bar. Scheck oder Überweisung.
    Rainer stutzte. Letzeres würde bedeuten, dass das Geld auf einem Bankkonto gelandet sein musste. Und wenn die Eheleute Schattler getrennte Konten hatten, wofür die Selbstständigkeit Karin Schattlers sprach, benötigte seine Frau einen Erbschein, um an das Geld heranzukommen, sofern sie keine Verfügungsgewalt über den Tod hinaus über das Konto hatte. Einen Erbschein bekam sie allerdings nicht in ein paar Tagen. Das dauerte etwas. Und eine Verfügungsgewalt über den Tod hinaus schriftlich festzulegen – daran dachte kaum jemand.
    Esch überlegte weiter. Wer konnte von Schattlers Gewinn wissen? Seine Frau natürlich. Die Zocker von der Rennbahn.
    Und die Bank. Die unterlag dem Bankgeheimnis. Und jetzt natürlich Rainer selbst. Und der Mörder? Wenn der Mörder von dem Gewinn wusste, konnte er es nur von Karin Schattler oder den Zockern erfahren haben. Wahrscheinlicher war Karin Schattler. Und das würde bedeuten…
    Einen Moment dachte Rainer daran, Hauptkommissar Brischinsky anzurufen und zurück ins Krankenhaus zu fahren, verwarf

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