Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
ganzen Körper. »Ich habe noch nie auf jemanden schießen müssen, noch nie.«
»Schon gut mein Junge, schon gut.« Brischinsky klopfte dem Beamten auf die Schulter. »Ruf einen Krankenwagen.« Dann ging er zu dem Verletzten. »Herr Schäfer, ich nehme Sie vorläufig fest wegen des dringenden Tatverdachtes des Mordes an Heinz Schattler.«
Schäfer grunzte etwas Unverständliches und Brischinsky wandte sich ab.
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»Die Schattler ist als Erste zusammengeklappt. Das hat keine halbe Stunde gedauert. Als wir sie damit konfrontierten, was wir wussten, war es aus. Und dann noch Schäfers Flucht. Das war wie ein Schuldgeständnis. Aber ohne Ihre Informationen, Herr Esch…«
Hauptkommissar Brischinsky saß auf dem Holzstuhl neben Eschs Krankenbett.
»Glück. Viel Glück, Herr Brischinsky«, antwortete Rainer.
»Eigentlich müsste ich Ihnen ja böse sein. Wir hatten ja vereinbart…«
»Ich weiß, ich weiß. Kommt nicht wieder vor. Ich habe beschlossen, mein Studium zu beenden und mich dann als Anwalt niederzulassen.«
»Aber bitte nicht im Landgerichtsbezirk Bochum. Wenn Sie als Anwalt so erfolgreich sind wie als Privatdetektiv, hauen Sie alle Straftäter raus«, scherzte der Hauptkommissar.
»Ach was. Aber noch eine Frage: Hatte ich eigentlich Recht mit meiner Vermutung, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Erpressung durch Icke und dem Mord gab?«
»Hatten Sie. Nur eine indirekte. Durch die Erpressung sind Schattler und Schäfer auf die Idee gekommen, uns einen Dritten als Täter zu präsentieren.«
»Cengiz.«
»Genau. Und deshalb haben sie auch die Drohbriefe geschrieben und durch geschicktes Vermischen von Wahrheit…«
»Der unstete Lebenswandel von Karin Schattler…«
»Richtig, und durch das Vermischen von Wahrheit und Lügen unseren Verdacht auf Ihren Freund gelenkt. Schäfer hatte in der Tatnacht alle Zeit der Welt, Schattler umzubringen.
Pickeisen liegen da unter Tage quasi an jeder Ecke und er wusste, wo Schattlers Arbeitsplatz war. Die Panne mit der Einschienenhängebahn war nur vorgetäuscht… Nun ja, wenn wir nicht so sehr auf Kaya fixiert gewesen wären und sich der Staatsanwalt nicht so viel Zeit mit dem Antrag auf Konteneinsicht gelassen hätte… dann wären wir mit Sicherheit auf das Geld gestoßen. Und vielleicht auch auf Schäfer. Aber wir hatten ja ein verlockendes, schon klassisches Motiv: Eifersucht. Und einen sich sehr verdächtig machenden Cengiz Kaya.«
Die Tür zum Krankenzimmer wurde geöffnet und Uwe Losper kam mit eben diesem herein.
»Rainer«, rief Cengiz und stürmte zu Eschs Bett, um mit seinen fünfundachtzig Kilogramm Lebendgewicht auf seinen Freund zu plumpsen.
Rainer hob abwehrend beide Arme. »Kein überhasteter Austausch von Zärtlichkeiten, bitte.«
Cengiz bremste seine Begeisterung und umarmte Rainer vorsichtig. »Danke. Das vergesse ich dir nie.«
»Hoffentlich«, meinte Rainer und riss entsetzt die Augen auf.
Schwester Sieglinde näherte sich mit einer Spritze.
ENDE
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