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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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steckte er sich mit zitternden Fingern eine Reval an und inhalierte tief. Erst als er sich nach einigen Zügen wieder in der Gewalt hatte, griff er zum Handy und wählte 110.
     
    Das war der Schlusspunkt seiner Ermittlungen in Sachen Hendrikson und FürLeben.
     
    54
    Drei Stunden nach seinem Geständnis kam Peter Schmidt unter Auflagen frei. Wie Brischinsky angeregt hatte, verneinten Richter und Staatsanwalt eine Flucht-und Verdunklungsgefahr und signalisierten Schmidt, dass er beim Strafmaß mit Entgegenkommen rechnen könne, wenn mit seiner Hilfe Hendrikson gefasst werden würde. Die Überwachung seines privaten und dienstlichen Telefonanschlusses war genehmigt worden und Schmidt hatte bei der Erstellung eines Phantombildes mitgewirkt, welches allen an der Überwachung des Sitzes der FürLeben GmbH beteiligten Beamten ausgehändigt werden sollte. Auf eine Veröffentlichung des Bildes wollte die Polizei zunächst verzichten. Die Kripo und die Staatsanwaltschaft waren sich einig, dass eine verdeckte Observation die Chancen vergrößern würde, weitere Beteiligte ermitteln und festnehmen zu können. Hendrikson war, so wie es aussah, kein Alleintäter. Und Brischinsky wollte alle schnappen.
    »Ich habe mit dem LKA gesprochen«, sagte der Hauptkommissar, als Heiner Baumann das Büro betrat, ihr verspätetes Mittagessen in den Händen.
    »Und?«, fragte der mit vollem Mund.
    »Was isst du?«
    Baumann hielt eine durchgeweichte Serviette mit einem Stück Fladenbrot hoch. »Gyros-Pita.«
    »Und was hast du für mich?«
    »Was du wolltest. Currywurst mit Pommes.« Er schob seinem Chef die Schale zu. »Macht drei fünfzig.«
    »Was?«
     
    »Eurozeitalter. Ist alles teurer geworden. Nur unsere Besoldung ist gleich geblieben. Was ist nun mit dem LKA?«
    Brischinsky packte seine Mahlzeit aus und piekste mit einer kleinen roten Kunststoffgabel ein Stück Wurst auf. »Den Kollegen in Düsseldorf ist das Prinzip bekannt. Es funktioniert nach dem gleichen Muster wie bei der italienischen Mafia.
    Jemand wird nach Deutschland eingeflogen, verübt ein Verbrechen und, noch ehe wir überhaupt davon wissen, ist der Täter zu Hause bei Muttern und zählt seine Kohle. Mit der Frühmaschine rein, abends wieder raus. Mit sauberen Papieren überhaupt kein Problem. Nur dass früher die Startflughäfen Rom oder Neapel hießen. Heute kommen diese Leute eher aus Moskau, Kiew oder Bukarest.«
    »Und was meinen die Kollegen zu unseren Chancen, in Resita etwas herauszubekommen?«
    »Wir können es versuchen, meinen sie. Das klang nicht sehr optimistisch. Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus in diesen Ländern ist der real existierende Kapitalismus wie ein Taifun über sie hinweggefegt und hat nicht nur Hamburger und Coca-Cola, sondern auch Firmenzusammenbrüche und Arbeitslosigkeit gebracht. Viele dieser neuen Staaten sind, zumindest wenn sie über keine Bodenschätze verfügen, faktisch pleite. Deshalb können sie ihren Bediensteten häufig keine angemessenen Gehälter zahlen. Deshalb ist der ein oder andere auch bereit, sich schmieren zu lassen. Irgendwie müssen die Kollegen schließlich über die Runden kommen.«
    »Geht denen also wie uns«, bemerkte Baumann und wischte sich etwas Zaziki von den Lippen.
    »Fast. Ein offizielles Rechtshilfeersuchen geht über jede Menge Schreibtische, bis es an der richtigen Stelle angelangt ist. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gerade gering, dass einer von diesen Schreibtischtätern auf der Gehaltsliste einer der Unterweltbosse steht.«
     
    »Das LKA rät uns also ab?«
    »Natürlich nicht. Aber sie haben nicht viel Hoffnung, dass uns die Kollegen in Resita bei der Suche nach den Absendern der Briefe wirklich weiterhelfen können. Na ja, ich glaube ohnehin, dass uns nur die Überwachung Schmidts den Erfolg bringen kann.«
    »Ab wann steht die Telefonschaltung?«
    »Heute Abend.«
    Baumann stöhnte auf. Schon wieder unbezahlte Überstunden.
    Und das am Wochenende! »Schneller ging es nicht?«
    Brischinsky schmunzelte. »Keine Angst. Die ersten zwei Tage übernehmen die Essener Kollegen. Wir sind erst Anfang der Woche dran. Lass uns noch unser weiteres Vorgehen im Fall Mühlenkamp abstimmen und dann ist Feierabend.«
    Sein Mitarbeiter atmete auf. Er konnte sich also doch mit Claudia treffen. Der kaputte Fuß hatte Brischinskys Psyche tatsächlich anhaltend verändert. Sein Chef hatte eindeutig Kreide gefressen.
    Das Telefon schellte. Brischinsky nahm den Hörer ab, meldete sich und machte erst ein

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