Zweyer, Jan - Rainer
überraschtes, dann ein nachdenkliches Gesicht. Schließlich fragte er: »Fahndung?«, und nickte, als er die Antwort erhalten hatte. Er legte auf.
»Wird nichts mit Feierabend und erst recht nichts mit Wochenende. Lehmann ist ermordet worden. Und unser Freund, dieser Anwalt aus Herne, hat ihn gefunden.«
»O nein!« Dieser enttäuschte Ausbruch galt der verpassten Verabredung. »Scheißjob!«
»Wem sagst du das«, erwiderte Brischinsky. »Komm, nützt ja nichts. Lass uns fahren. Die Spurensicherung ist schon unterwegs.«
Rainer Esch saß den beiden Kommissaren in einem VW-Bus gegenüber und berichtete, wie er Lehmann gefunden hatte.
»Sie haben einen der beiden Männer, die das Haus verlassen haben, vorher schon einmal gesehen?«, fragte Brischinsky nach.
»Ja. Er hat sich mir als Michael Müller vorgestellt.«
Baumann blätterte in seinem Notizbuch. Schmidt hatte in der weiteren Vernehmung den Beamten die Namen der Helfer Hendriksons genannt, an die er sich erinnern konnte. Baumann hatte sie sich notiert. »Schmidt erwähnte einen Müller. Der heißt allerdings Michail mit Vornamen.«
Brischinsky ignorierte den Einwand und konzentrierte sich weiter auf Esch. »Woher kennen Sie diesen Mann?«
Rainer packte aus. Er erzählte von Mühlenkamp, seinem Mandat, FürLeben, Hendrikson und seinem Gespräch mit Müller in dem Herner Café, vermied aber wohlweislich jeden Hinweis auf seinen Auftritt als Jörg Deidesheim. Die Beamten warfen sich während der Aussage des Anwalts viel sagende Blicke zu, unterbrachen ihn aber nicht. Schließlich endete Rainer: »Deshalb bin ich nach Datteln gefahren. Ich wollte mehr über diesen Hendrikson und seine Beziehungen zu FürLeben erfahren.«
»Sie haben Hendriksons Adresse über das Telefonbuch ermittelt?«, staunte Brischinsky.
Baumann konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ihm klangen noch die Worte seines Chefs im Ohr, dass Verbrecher nie ihren richtigen Namen benutzen und sich auch nicht in Telefonbücher eintragen ließen.
»Na ja, nicht direkt seine. Aber die der Serviceagentur, die er benutzt.«
Ein uniformierter Beamte öffnete die Seitentür. »Wir haben die Bestätigung, auf die Sie gewartet haben, Herr Hauptkommissar. Der Wagen ist auf eine Mietwagenfirma zugelassen. Er wurde heute Morgen am Düsseldorfer Flughafen von einem Michael Müller angemietet und mit Kreditkarte bezahlt. Mietdauer voraussichtlich einen Tag. Der Kartenbeleg wird gerade gecheckt.«
»Danke. Wurde der Wagen schon zurückgegeben?«
Der Polizist schüttelte den Kopf. »Wissen wir nicht.« Dann schob er die Tür wieder zu.
Rainer schwitzte. Das lag nur zum Teil an der stickigen Luft in dem nicht klimatisierten Transporter.
»Herr Esch, Sie haben unsere Arbeit nicht gerade unterstützt.
Wenn Sie uns früher gesagt hätten, dass Mühlenkamp vertraglich mit FürLeben verbunden war…«
Brischinsky ließ offen, was dann passiert wäre.
»Ich bin Anwalt und an die Schweigepflicht gebunden«, protestierte Rainer. »Außerdem habe ich einen Antrag auf Akteneinsicht gestellt. Sie haben diesen Antrag blockiert. Ich wusste doch überhaupt nicht, in welche Richtung Sie ermitteln.
Welche Hinweise hätte ich Ihnen denn da geben können?«
»Alle. Aber lassen wir das. Überlassen Sie uns denn jetzt die Unterlagen Mühlenkamps?«
»Sicher. Für mich ist die Sache abgeschlossen.«
»Das will ich hoffen.« Brischinsky streckte Rainer seine rechte Hand entgegen. »Fürs Erste war es das. Kommen Sie bitte am Montag zu uns ins Präsidium. Wir müssen Ihre Aussage protokollieren.«
Rainer nickte und verließ den Wagen, glücklich, Brischinsky und der Hitze entronnen zu sein.
Er steckte sich eine Zigarette an, setzte Sonnenbrille und Mütze wieder auf und machte sich auf den Weg nach Herne.
Die beiden Recklinghäuser Kommissare blieben im VW-Bus zurück.
»Unterstellen wir, dass Esch sich nicht geirrt hat und der eine der beiden Männer tatsächlich Müller war. Wer war der zweite?«, fragte Brischinsky nachdenklich.
»Hendrikson?«, spekulierte Baumann.
»Glaube ich nicht. Dafür ist der zu vorsichtig. Vermutlich ein anderer seiner Helfer.«
»Wenn Hendrikson wirklich so umsichtig agiert, warum lässt er dann Lehmann umbringen?«, sinnierte Baumann. »Warum geht er ein solches Risiko ein? Vor allem: Was hat er davon?«
»Darüber habe ich mich auch gewundert. Hältst du es für möglich, dass uns Lehmann nicht alles gesagt hat, was er wusste?«
»Nein«, antwortete Baumann. »Der war
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