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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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unangenehm, wenn ich…« Er schaute Baumann unglücklich an. »Ich hätte Ihnen eigentlich auch die Umsatzzahlen nicht…«
    Im Grunde reichte dem Kommissar diese Information.
    Entweder gab es noch einen weiteren Lieferanten, von dem die Lehmanns ihre Ware bezogen, oder sie verfügten über eine zusätzliche Einnahmequelle. »Trotzdem, vielen Dank. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.« Baumann verabschiedete sich.
    Im Wagen rief er das Apothekerehepaar an. Klaus Lehmann war am Apparat.
    »Als wir bei Ihnen waren, haben Sie uns die Geschichte von den verschwundenen Medikamenten erzählt. Dabei erwähnten Sie nicht nur einen Lieferanten aus Köln, sondern auch Ihren Grossisten aus Münster.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, ja.«
    »Haben Sie noch weitere Lieferanten?«
    »Wieso…?«
    »Es könnte doch sein, dass einer von denen Ihnen einen Denkzettel verpassen wollte.«
    Lehmann lachte kurz auf. »Ach so. Ja, natürlich haben wir noch andere Bezugsquellen. Aber das sind Marginalien, was wir da bestellen, glauben Sie mir.«
    »Mag sein. Wir möchten aber jeder denkbaren Spur nachgehen.«
    Lehmann seufzte. »Also, wenn ich Ihnen jeden Hustenbonbonvertreter nennen soll… Da bin ich wirklich überfragt… Wir hatten doch bei denen nur ein, zwei Bestellungen im Jahr. Da kann Ihnen allenfalls unser Steuerberater weiterhelfen. Aber meinen Sie wirklich, dass das nötig ist?«
    »Dann waren das keine großen Geschäfte, die Sie mit diesen anderen Lieferanten gemacht haben?«
    »Gott bewahre.« Lehmann lachte wieder. »Und dass jemand von denen mit dem Unfall zu tun haben sollte… Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ja dann. Danke, Herr Lehmann. Entschuldigen Sie die Störung. Ein schönes Wochenende.«
    »Wiederhören.« Lehmann legte auf.
    Nun wählte Baumann die Nummer seiner Bekanntschaft vom vorletzten Samstagabend. Es ging keiner ans Telefon. Er steckte das Handy zurück in die Halterung der Freisprecheinrichtung und startete den Motor, um in die Innenstadt zu fahren. Kurz bevor er den Hauptbahnhof erreichte, meldete sich sein Telefon wieder.
    »Wo steckst du?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Münster«, antwortete Baumann knapp.
    »Was hast du in Münster zu tun?«
    Baumann erstattete kurz Bericht.
    »Gute Arbeit«, lobte sein Chef. Dann fragte er vorwurfsvoll:
    »Warum hast du mich nicht besucht?«
    »Du bist doch erst vorgestern…«
    »Angerufen hast du auch nicht.«
    »Zu viel Arbeit. Ich bin nicht dazu gekommen«, schwindelte Baumann.
    »Lügner! Du kommst jetzt in die Klinik und holst mich ab.
    Ich werde heute entlassen.«
    »Solltest du nicht für einige Tage…«
    »Zwei genügen.«
    »Kannst du nicht ein Taxi nehmen? Ich wollte gerade…«
     
    »Was wolltest du?« Der Tonfall des Hauptkommissars ließ vermuten, dass er nicht sehr viel Verständnis für Baumanns Vorhaben aufbringen würde.
    Baumann verdrehte die Augen. Kein Eis in Münster. Kein Treffen mit der Blondine. Kein ruhiges Wochenende.
    Brischinsky war wieder da.
    »Nichts«, sagte Baumann und bog an der nächsten Ampel nach links ab, Richtung Autobahn. »Ich bin in einer knappen Stunde bei dir.«
     
    23
    Schneller, als der Anwalt es ihm zugetraut hätte, stürmte Paul Mühlenkamp die Treppe hoch, zwei, drei Stufen auf einmal nehmend.
    Keuchend baute er sich vor Rainer auf. »Wat ham Se hier zu suchen? Und wat woll’n Se damit?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Aktenordners, den Rainer immer noch in der rechten Hand hielt. »Ham Se dat etwa aus meiner Wohnung geholt?« Das klang nicht wie eine Frage, sondern eher wie eine Drohung.
    Esch wich bis an die Wand zurück. Mühlenkamp folgte ihm und kam seinem Gegenüber unangenehm nahe. Rainer roch Schweiß und Zigarettenqualm, aber keinen Alkohol. Das beruhigte ihn etwas. Nüchtern ließe sich dieser Kerl vielleicht nicht so schnell zu Tätlichkeiten hinreißen.
    »Ich… äh… Wir wollten…«, stammelte Esch und sah Hilfe suchend zu seiner Begleiterin.
    Der Dicke folgte seinem Blick. »Du!« Mühlenkamp spießte Sabine Schollweg mit dem Zeigefinger auf, als ob er sie gerade erst zur Kenntnis genommen hätte. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Das ist immer noch Horsts Wohnung«, erklärte Sabine resolut. »Und außerdem habe ich einen Schlüssel.«
    »Un wat is damit?« Paul Mühlenkamp trat einen Schritt zurück, gab aber den Weg nach unten noch nicht frei und zeigte erneut auf den Aktenordner.
    Rainer atmete tief durch.
    »Das sind die Unterlagen der FürLeben. Ich

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