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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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heraus. »Warten Sie. Sie können den nicht einfach so mitnehmen.«
    »Warum nicht?«
    »Paragraf 242 StGB. Diebstahl.«
    »Aber ich bin die Erbin.«
    »Noch nicht ganz. Dazu muss erst das Nachlassgericht…«
    Von unten war das Geräusch einer zuschlagenden Tür zu hören. Rainer und Sabine sahen sich überrascht an. Momente später tauchte ein rot angelaufenes Gesicht unten an der Treppe auf.
    »Was zum Teufel machen Sie hier?«, brüllte Paul Mühlenkamp. »Ich hole die Polizei.«
     
    22
    Kommissar Heiner Baumann blätterte immer noch im Bericht der Gerichtsmediziner. Wenn die Ärzte ein Fremdverschulden am Tod von Horst Mühlenkamp nicht zweifelsfrei ausschließen konnten, hieß es für ihn Klinkenputzen bei Verwandten, Freunden und Kollegen. Hatte dieser Mühlenkamp Feinde gehabt? War ein Motiv für einen Mord erkennbar? Aber sehr intensiv würde er nicht im Umfeld des Toten ermitteln. Warum auch? Wie Brischinsky angedeutet hatte, gingen ja auch die Bochumer Kollegen von einem Routinefall aus. Wenn sich im privaten oder beruflichen Bereich keine offensichtlichen Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden finden ließen, konnten sie die Akte zuklappen und ihren Abschlussbericht schreiben. Baumann würde sich vorrangig um den Fall Bauer kümmern. Im Fall der vorsätzlich herbeigeführten Gasleckage war der Sachverhalt wenigstens eindeutig. Baumann legte die Akte Mühlenkamp auf den Schreibtisch, lehnte sich nur wenig erleichtert zurück und nahm einen Schluck Tee.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und sein Kollege Uwe Pauly stürmte in das Büro.
    »Hier ist sie also«, rief er empört und stapfte auf Baumann zu. »Unsereins liegt im Krankenhaus und die sauberen Kollegen reißen sich mir nichts, dir nichts die Kaffeemaschine unter den Nagel. Eine Frechheit! Und du nennst dich Kollege.«
    Pauly schnappte sich die Kanne, roch daran und hielt sie dem anderen unter die Nase. »Und was ist das? Ist das Tee? In einer Kaffeekanne?«
    Baumann nickte schuldbewusst.
     
    »Ich hasse Tee«, schimpfte Pauly. »Der Geschmack geht nie wieder raus.«
    »Doch, bestimmt. Ich spüle die Kanne und dann ist sie wieder wie neu.«
    »Einen Scheiß wirst du. Bezahlen wirst du. Und zwar sofort.«
    Er streckte fordernd eine Hand entgegen. »Dreißig Euro.«
    »Was?«
    »Die war fast ungebraucht. Her mit der Kohle!« Sein Kollege deponierte die Kanne auf einem der Aktenberge auf Baumanns Schreibtisch. Er schien nicht zu spaßen. »Los, mach schon!«
    Baumann verfluchte Brischinsky und dessen Einfälle.
    Zögernd blätterte er Pauly den geforderten Betrag in die Hand.
    Die Knete würde er von seinem Vorgesetzten zurückfordern, schwor er sich. Den Vorwurf der unberechtigten Ausleihe wollte er aber nicht auf sich sitzen lassen. »Lass dir doch wenigstens erklären…«
    »Keine Zeit. Ich muss ja jetzt schließlich wegen dir eine neue Kaffeemaschine kaufen.« Pauly wandte sich zu Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Du machst wirklich nichts als Mist, sobald dein Vorgesetzter nicht da ist.« Dann war er im Flur verschwunden.
    Baumann war wütend. Auf Pauly. Auf Brischinsky. Und auf sich selbst. Er stand auf und wollte Pauly folgen, als sein Telefon schellte. Er fuhr herum und stieß dabei mit dem rechten Ellenbogen gegen den Papierstapel, auf dem die Kaffeekanne stand. Der Stapel schwankte, die Kanne geriet ins Rutschen und fiel. Ehe Baumann zugreifen konnte, zerschellte sie auf dem Boden.
    Fluchend versuchte der Kommissar, das schrillende Telefon durch den Tee-und Scherbensee zu erreichen.
    »Ja?«, fauchte er in den Apparat.
    »Spreche ich mit der Kripo Recklinghausen, Hauptkommissar Brischinsky?«
     
    »Ja. Das heißt: Nein. Baumann. Ich bin sein Mitarbeiter. Wer ist denn da?«
    Es war der Anwalt des Apothekerehepaares, der ihm die Anschrift des Kölner Lieferanten durchgeben wollte.
    Einer Eingebung folgend fragte Baumann: »Haben Sie zufällig auch den Namen und die Adresse des Grossisten aus Münster?«
    Der Anwalt hatte. Baumann notierte beides und machte sich dann daran, die Folgen seines Missgeschicks zu beseitigen.
    Anschließend telefonierte er mit der Firma in Köln. Diese bestätigte im Wesentlichen die Aussage Klaus Lehmanns.
    »Der Mann hat gezahlt, für uns ist die Angelegenheit damit erledigt. Er war ja ohnehin kein regelmäßiger Kunde bei uns«, erläuterte ihm der Prokurist der Firma.
    Baumann bedankte sich und legte auf. Er wunderte sich immer wieder aufs Neue, mit welcher Bereitwilligkeit Menschen, die es

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