Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
Vom Netzwerk:
kommen Sie schon. Das hat doch keinen Zweck. Wir werden Ihre Stimme identifizieren und mit einem Foto von Ihnen die Anrainer in der Schulstraße befragen. Dann kommt Ihr Bild auch noch in die Zeitung, ganz groß und auch auf die erste Seite, wenn es sein muss. Irgendjemand wird Sie bestimmt gesehen haben. Entweder in Suderwich oder am Hauptbahnhof. Wo haben Sie eigentlich die Pumpenzange gekauft?«
     
    Schmidt zeigte keine Reaktion. Brischinsky versuchte es mit einem weiteren Versuchsballon. »Auch egal. Dann bleiben Sie eben stumm. Wir nehmen Ihnen gleich noch die Fingerabdrücke ab. Haben Sie tatsächlich angenommen, die Explosion würde alle Spuren verwischen? Das war ein Irrtum.
    Etwas finden wir immer.«
    Schmidt blieb stur.
    »Wer ist eigentlich der Boss? Sie oder Hendrikson? Oder gibt es noch jemanden?«
    Als Brischinsky diesen Namen aussprach, zog Schmidt für einen Moment die Augenbrauen hoch. Anscheinend eine nur kurze, unbewusste Reaktion, aber sie bestätigte den Hauptkommissar in seiner Überzeugung: Schmidt war ihr Mann.
    »Ich bin mir sicher, der Tod dieses Rentners war unbeabsichtigt. Ein Unfall sozusagen. Habe ich Recht?«
    Der Verdächtige stützte den Kopf in beide Hände und atmete schwer.
    Brischinsky tat so, als ob er lediglich laut dachte.
    »Fahrlässige Tötung vielleicht. Bringt bis zu fünf Jahren. Dann noch die Anstiftung Lehmanns zum Rezeptbetrug, je nach Auslegung auch so um den Dreh. Aber vermutlich wird die Strafe zusammengezogen. Wenn Sie jetzt reden, Schmidt, gibt es einen Bonus. Das kann ich Ihnen versprechen. Bei guter Führung sind Sie nach vielleicht drei Jahren wieder draußen.
    Oder sogar nach nur zwei.«
    Der Essener sog tief die Luft ein. Nur das leise Brummen des Rekorders und die Geräusche der umliegenden Straßen waren zu hören. Dann hob Schmidt langsam seinen Kopf und sah Brischinsky ins Gesicht. Mit schwerer Stimme stieß er hervor:
    »Ja, ich habe angerufen.«
    »Warum erst nach der Explosion?«
    »Ich wusste doch nicht…«
     
    »… dass sich jemand im Haus aufhielt? War es so?«
    Schmidt nickte. »Es tut mir Leid. Es tut mir sehr Leid.«
    Brischinsky rutschte etwas näher an den Tisch heran und beugte sich zu dem Verdächtigen hinüber. »Es sollte nur eine Warnung sein, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Haben Sie am Gas hantiert?«
    »Nein. Das war ich nicht, das müssen Sie mir glauben.«
    »Wer dann?«, fragte Brischinsky scharf. »Hendrikson?«
    Sein Gegenüber schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich kann nicht…«
    »Wer war es?«
    »Bitte…«
    »Also doch Sie!«
    »Nein, nicht ich. Ich sollte um zehn die Feuerwehr alarmieren. Es sollte niemand verletzt werden. Es sollte tatsächlich nur eine Warnung sein, mehr nicht.«
    »Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt? Es war Hendrikson, oder?«
    Als Schmidt nicht antwortete, schlug Brischinsky mit der flachen Hand heftig auf den Tisch. »Nun reden Sie schon, Mann!«
    Vergebens. Schmidt schien auf seinem Stuhl immer kleiner zu werden. Schließlich hielt er sich die rechte Hand vor Augen und begann zu schluchzen. Immer heftiger wurde sein Weinkrampf, bis er schließlich am ganzen Körper zitterte.
    Brischinsky stand auf und ging um den Tisch zu Schmidt. Er legte seine Hand auf dessen Schulter und sagte beruhigend:
    »Es ist Hendrikson, den Sie decken wollen. Aber warum?«
    Mit stockender Stimme antwortete der weinende Mann: »Das kann ich Ihnen nicht sagen, das kann ich wirklich nicht.«
     
    47
    Auf dem Weg zurück zu seinem Wagen gönnte sich Rainer eine Portion Eis: je zwei Kugeln Vanille und Zitrone, ohne Sahne, die Kugel zu schlappen sechzig Cent. Er schluckte, als er die Münzen auf die Theke der Eisdiele zählte. Sechzig Cent!
    Wenigstens wurde der flache Keks nicht noch extra berechnet.
    Als Kind hätte er sich den Magen verdorben, wenn er damals für diesen Betrag Eis in sich hineingeschaufelt hätte.
    Sein Handy meldete sich. Mit der linken Hand hielt er den Pappbecher, mit der rechten fingerte er das Mobile aus der Hosentasche. »Ja?«
    Elke. »Wo steckst du?«, wollte sie wissen.
    »Im Ruhrpark.«
    »Was machst du im Ruhrpark? Ich denke, du bist bei Gericht?«
    »Ich war auch dort. Jetzt esse ich ein Eis.«
    »Aber warum in dem Einkaufszentrum und nicht in der Bochumer Innenstadt?«
    Für einen Moment erwog Rainer, seine Freundin zu beschwindeln. Dann aber sagte er wahrheitsgemäß: »Ich habe mich mit Hoitner unterhalten. Du erinnerst dich sicher: die Kündigungsschutzklage, die von meiner Mandantin dann doch

Weitere Kostenlose Bücher