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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Lämpchen blinkt.«
    Brischinsky blickte einen Moment nachdenklich auf den Kasten, dann zu Baumann.
     
    »Du weißt vermutlich nicht den Zahlencode?«
    Baumann schüttelte nur den Kopf.
    »Was passiert, wenn wir trotzdem öffnen?«
    »Je nachdem. Wenn sie stumm geschaltet ist, zunächst gar nichts, bis der Sicherheitsdienst eintrifft.«
    »Und sonst?«
    »Gibt es jede Menge Krach. Und der Sicherheitsdienst kommt trotzdem.«
    »Na toll. Wie lässt sich das Ding abschalten?«
    »Wir benötigen den Code. Oder den Techniker der Firma, die das Teil installiert hat.«
    Brischinsky machte ein Gesicht, als ob er in eine Zitrone beißen würde. »Und natürlich wissen wir nicht, wo wir diesen Techniker erreichen können.«
    Sein Assistent griente unverschämt. »Stimmt.«
    Brischinsky dachte einen Augenblick nach. »Was passiert bei einem Fehlalarm?«
    »Das Verfahren ist üblicherweise so: Der Alarm wird in der Zentrale der Sicherheitsfirma gemeldet. Die schickt jemanden zur Kontrolle los. Handelt es sich um einen Fehlalarm, behebt er den Schaden. Kommt ihm etwas komisch vor, ruft er die Polizei.«

»Das heißt, der Techniker sieht vor Ort nach?«
    Baumann ahnte das Kommende. Langsam nickte er.
    Brischinsky steckte einen Schlüssel in das Schloss. Auch der passte sofort. Der Hauptkommissar drehte ihn herum und öffnete. Fast gleichzeitig heulte mit infernalischem Lärm eine Sirene auf.
    »Die Anlage war nicht stumm geschaltet«, bemerkte Baumann trocken.
    Der Techniker der Sicherheitsfirma traf fast zeitgleich mit den Beamten des Durchsuchungskommandos ein und kurze Zeit später fanden auch die Bewohner der umliegenden Häuser wieder ihre Ruhe.
    Neben dem Wohnzimmer, das die beiden Kommissare schon kannten, verfügte Schmidt über eine Küche, ein kleines Schlaf-und ein Arbeitszimmer. Auch an den Wänden dieser Räume fanden sich Dutzende von Kinderzeichnungen.
    »Seltsam«, bemerkte Brischinsky. »Überall diese Bilder.«
    Der Essener schien eine Vorliebe für Actionfilme zu haben, denn ein Schrank im Wohnzimmer, auf dem der Fernseher stand, enthielt zahlreiche DVDs mit Ikonen der Schauspielzunft wie Schwarzenegger, Stallone und Van Damme.
    Baumann durchsuchte im Arbeitszimmer die Schränke, Brischinsky blätterte in den dort auf einem Regal abgestellten Ordnern. Briefwechsel mit Behörden, Versicherungen, das übliche. Etwas mehr Zeit nahm sich der Hauptkommissar für das Studium der Kontoauszüge und die Steuererklärungen.
    Wenn Schmidt an der Explosion beteiligt war, hatte vermutlich auch er an den Rezeptbetrügereien der Lehmanns verdient.
    Er verdiente bei einer Agentur namens FürLeben etwa dreitausend Euro netto. Das Geld wurde monatlich auf ein Konto bei der Sparkasse Essen überwiesen. Der Kontostand betrug etwas über sechstausend Euro im Haben. Schmidt schien also nicht auf besonders großem Fuß zu leben.
    Hinweise auf sonstige Konten oder Depots gab es nicht. Sie fanden auch keine Schlüssel, die auf ein Bankschließfach hindeuteten. Korrespondenz mit ausländischen Geldinstituten war ebenfalls nicht vorhanden. Wenn Schmidt tatsächlich in die Betrügereien verwickelt und reich geworden war, hatte er es verstanden, den Wohlstand perfekt zu tarnen.
    »Rüdiger, das solltest du dir ansehen.« Heiner Baumann stand vor einer der geöffneten Schranktüren und zeigte in das Innere. »Briefe. Fein säuberlich gebündelt. Immer etwa zehn Stück. Das müssen über hundert sein.«
    »Zeig her.« Der Hauptkommissar griff zu einem der Stapel und löste den roten Faden, der die Umschläge zusammenhielt.
    »Die Briefmarke stammt aus Rumänien. Kannst du den Poststempel entziffern?«
    »Das heißt Resita oder so ähnlich.«
    »Hm. Kein Absender. Hör dir das an: Lieber Papa, gestern haben wir mit unserer Klasse einen Ausflug gemacht zu einer der großen Höhlen hier in der Gegend. Es hat mir gut gefallen.
    Nächste Woche gibt es Zeugnisse. Mama hat mir versprochen, dass ich bei guten Noten ins Kino gehen darf. Hoffentlich gefällt dir das Bild. Das ist Dora, der Hund unserer Nachbarin… In diesem Stil geht das weiter. Warte. Das ist ja interessant… Der Onkel, der auf Mama aufpasst, hat mir gesagt, dass ich in der Schule nicht Deutsch reden darf…«
    Baumann hatte sich mittlerweile einen anderen Stoß gegriffen. »Oder hier: Mama hat gesagt, ich soll dir schreiben, dass du alles tun sollst, damit wir hier wieder weg dürfen. Ich möchte dich doch endlich sehen. Ich möchte wie die anderen Kinder auch einen Papa haben.

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