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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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heiler Haut aus der Sache herauskommen zu können. Das Fenster war immer noch nicht in Stand gesetzt worden. Wäre es verschlossen gewesen, hätte er eine mehr als willkommene und auch für die anderen akzeptable Entschuldigung gehabt.
     
    Schwarze Feder holte tief Luft und nahm die letzten Meter im Spurt. Er zitterte vor Aufregung und Angst. Der Junge drückte sich eng an die Hauswand und wartete horchend. Er warf einen Blick zurück und sah mehrere Köpfe oberhalb des Zauns, der das Nachbargrundstück abgrenzte. Die Mitglieder seines Stammes beobachteten ihn mit Argusaugen. Wenn er seinem Vorsatz nicht nachkam, würde er sich auf ewig zum Gespött seiner Freunde machen.
    Vorsichtig schob er sich näher zu dem Fenster hin. Er lauschte wieder. Drinnen blieb es ruhig. Zuerst steckte er seinen Kopf durch die Stäbe. Er blinzelte, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Alles war noch so, wie er es damals vorgefunden hatte, als er im Auftrag von Horst hier eingedrungen war. Sogar die Holzkiste, die ihm wertvolle Hilfe beim Hineinklettern geleistet hatte, stand noch unter der Fensteröffnung.
    Sven machte sich ganz schmal, streckte beide Arme nach vorne und stützte sich mit den Handflächen an der Kellerwand ab. Dann zwängte er seine Schultern nach. Er verharrte einige Sekunden in dieser Position. Denn jetzt kam der schwierige Teil. Um zu verhindern, dass er, sobald er seine Hüfte durchschob, kopfüber in die Tiefe stürzte, musste er sich mit einer Hand an den Gitterstäben festhalten. Dazu drehte er seinen Körper, so weit es ging, nach links oben, ergriff die Stange und ließ sich dann wie ein Sportler am Reck mit einer Rolle vorwärts in den Raum fallen. Geschafft! Seine Zehenspitzen berührten die Kiste. Er ließ los und stand sicher.
    Wieder lauschte er. Nichts war zu hören.
    Erleichtert sprang er auf den Boden und schlich zur Tür, die in den Kellerflur führte. Mit einem leichten Quietschen schwang sie auf. Schwarze Feder drückte sich durch die Öffnung. Es war kalt und roch muffig. Ihn fröstelte. Er wandte sich nach links. Auf Zehenspitzen machte er sich auf den Weg zur Außentür.
    Nach zwei Metern passierte er eine Feuerschutztür aus Stahl, die bei seinem letzten Besuch noch geschlossen gewesen war.
    Dieses Mal stand sie offen. Sven hielt inne, dachte einen Moment nach und wagte dann einen Blick hinein. Durch die verschmutzten Außenscheiben fiel etwas Licht in den Raum.
    Schwarze Feder klappte der Unterkiefer hinunter. Fein säuberlich aufgestapelt befanden sich Dutzende von Kisten an den Wänden, deren Beschriftungen keinen Zweifel darüber aufkommen ließen, was hier in großen Mengen gelagert wurde: Hi-Fi-Geräte, alle originalverpackt. Ein Vermögen für jemanden, dessen monatliches Taschengeld zehn Euro betrug.
    Sven kratzte sich am Kopf und fragte sich, warum jemand so viele empfindliche Geräte in einem feuchten Kellerraum aufbewahrte. Ehe er seine Überlegungen abschließen konnte, hörte er von oben das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Fast gleichzeitig glimmte das Kellerlicht auf und schwere Schritte erklangen auf der Holztreppe. Der Feind!
    Schwarze Feder drehte sich auf dem Absatz um und schoss in den Flur zurück. Das helle Licht blendete ihn. Er rannte Richtung Außentür, ohne den Putzeimer zu bemerken, der im Weg stand. Scheppernd kippte das verfluchte Ding um. Sven erreichte die Tür und riss an der Klinke. Sie war verschlossen.
    Seine Hände ertasteten fieberhaft den Schlüssel. Da, er hatte ihn. Doch der Schlüssel steckte nicht fest im Schloss, rutschte Sven aus den Fingern und fiel zu Boden. Hektisch suchend blickte er nach unten.
    Mühlenkamp brüllte, anscheinend befand er sich immer noch auf der Treppe: »Wer is da?«
    Dem Häuptling blieb nur ein Fluchtweg: das offene Kellerfenster. Er rannte zurück und sah, wie Mühlenkamp schnaufend um die Ecke bog.
     
    »Bleib stehen, du Mistkerl«, schrie der Dicke und beschleunigte seine Schritte.
    Schwarze Feder machte einen Satz auf die Holzkiste und sprang nach oben. Seine Finger erreichten die Gitterstangen, er zog sich hoch. Voller Panik drückte er seinen Kopf durch die Öffnung, schob den Oberkörper nach, dann den linken und den rechten Arm. Jetzt noch die Hüfte und die Beine und er hätte es geschafft. Verzweifelt stemmte er sich im weichen Gras ab.
    Hinter ihm keifte Mühlenkamp.
    Sven war fast durchgeschlüpft, als er einen festen Griff um sein linkes Fußgelenk spürte. Mühlenkamp hatte ihn zu fassen

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