Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
Vom Netzwerk:
»Das gilt auch für Handschellen und Ähnliches.«
    Baumann schüttelte den Kopf.
    »Was ist in der Tüte dort?«
    Der Kommissar händigte den Beutel aus. »Schmiergeld«, grinste er.
    »Verstehe. Das müssen wir trotzdem durchleuchten.«
    »Klar.«
    Ein paar Minuten später erhielt er die Tüte zurück. »Bitte gehen Sie bis zur Gittertür durch. Sie werden dort abgeholt. Ich denke, auf eine Leibesvisitation können wir in Ihrem Fall verzichten.«
    »Das denke ich auch«, murmelte der Kommissar, folgte der Anordnung und wartete, bis ihn ein zweiter Beamter die nächste Sperre passieren ließ. Der grün Uniformierte begleitete ihn bis zu einer weiteren Gittertür. Als sie auch die hinter sich gelassen hatten, komplimentierte Baumanns Begleiter ihn in ein Besucherzimmer, dessen Möblierung lediglich aus einem Tisch und vier Stühlen bestand. »Einen Moment bitte. Die Gefangene wird Ihnen gleich zugeführt.«
    Eva Schmidt trug Jeans, Turnschuhe und ein eng anliegendes weißes T-Shirt. Ihre langen dunkelbraunen Haare hingen ihr etwas wirr ins ungeschminkte Gesicht. Sie war etwa einen Kopf kleiner als Baumann, schlank und ausgesprochen hübsch.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?«, begrüßte sie den Kommissar mit neugierigem Blick und einer angenehm warmen, etwas rauchigen Stimme. Der harte Akzent war aber deutlich hörbar.
    Heiner Baumann stellte sich vor. »Sie sind mit Peter Schmidt, wohnhaft in Essen, verheiratet?«
    Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Neugier zu Skepsis.
    »Was geht Sie das an?«
    »Bitte beantworten Sie meine Frage.«
    »Warum sollte ich?«
    »Wollen Sie nicht zuerst Platz nehmen?«
    »Nein«, erwiderte sie kalt. Ihr ganzer Körper drückte Abwehr aus. »Warum interessieren sich die Bullen dafür, ob ich verheiratet bin?«
    Baumann legte ein Tabakpäckchen auf den Tisch. »Rauchen Sie?«
    Eva Schmidt lachte kurz auf. »Ihr seid doch alle gleich.
    Glauben Sie, ich würde Ihnen antworten, nur weil Sie mit etwas Zigarettentabak winken?« Sie drehte sich um. »Ich will zurück in meine Zelle.«
    Augenfällig kam Baumann mit der weichen Tour nicht weiter. Hier galt es, schwerere Geschütze aufzufahren.
    »Sie haben noch etwas mehr als sechs Monate«, stellte der Kommissar lakonisch fest.
    »Toll. Der Junge hat seine Hausaufgaben gemacht«, spottete sie. »Bei guter Führung sind es nur vier. Und ich habe selbstverständlich vor, mich gut zu benehmen. Ja, Frau Schließer. Natürlich, Herr Schließer. Aber sicher, Frau Direktorin. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Keine Fragen. Nur ein Versprechen: Sie brummen bis zum letzten Tag, wenn Sie nicht kooperieren.«
    »Ich werd’s überleben«, erwiderte Eva Schmidt gleichgültig.
    »Mag sein. Aber wenn Sie wieder draußen sind, werden unsere Dortmunder Kollegen ein besonderes Auge auf Sie haben. Regelmäßige Ausweiskontrollen Ihrer Freier, Durchsuchungen des Arbeitszimmers und so weiter. Das ganze Instrumentarium. Das ist nicht nur schlecht fürs Geschäft, das wird auch deinem Luden nicht gefallen. Es wird auch nicht sehr lange dauern, bis die Kollegen etwas finden. Äitsch, Schnee oder anderen Stoff. Und du fährst wieder ein. Das könnte aber dann etwas länger dauern als sechs Monate.« Der Wechsel zum Du war verletzend gemeint.
    Ihre Blicke sprühten Ärger. »Du Schwein!«
    »Vorsicht bei der Wortwahl. Sonst kommt noch Beamtenbeleidigung hinzu. Also, was ist?«
    Eva Schmidt setzte sich widerstrebend, griff aber zum Tabak.
    »Ja, ich habe diesen Schwächling geheiratet. Aber ich lebe getrennt von ihm.«
    Baumann konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Na bitte, geht doch. Wann war das?«
    »Was?«
     
    »Beides. Heirat und Trennung.«
    »Heirat, warten Sie, ich muss überlegen, das war so Mitte Januar 1990. Im Herbst desselben Jahres habe ich ihn wieder verlassen.«
    »Haben Sie Kinder?«
    Ihr Misstrauen war fast körperlich spürbar. »Nein, wieso?«
    »Keine Tochter, die Nina heißt?«
    »Nein.«
    »Ihr Mann scheint das aber zu glauben.«
    »Na und?«
    »Wir haben Briefe einer Nina gefunden.« Baumann schob ein zweites Paket Tabak über den Tisch.
    »Was habe ich damit zu tun?«
    Ein drittes Päckchen folgte.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung, glauben Sie mir.«
    Der Kommissar zog den Tabak zu sich zurück und verstaute ihn wieder in der Plastiktüte. »Genau das tue ich nicht. Okay, Sie haben Ihre Chance gehabt.« Er stand auf und ging Richtung Tür. »Herzlichen Gruß an Ihren Zuhälter.«
    »Warten Sie!«, befahl Eva

Weitere Kostenlose Bücher