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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schob, umgebracht hatte. Seine rasche Wiederaufnahme der Arbeit nach dieser Tragödie wurde als Beweis für seine Tapferkeit und für sein Verantwortungsbewußtsein gewertet.
    Rya schauderte und versuchte sich zu wärmen, indem sie ihre Arme vor der Brust kreuzte.
    Ich brauchte sie nicht nach der Ursache ihres Fröstelns zu fragen.
    Ich rieb mir die eiskalten Hände.
    Ein Winterwind brüllte und fauchte wie ein Löwe vor den hohen, schmalen Fenstern der Bibliothek, aber unsere Kälte rührte nicht von diesem Geräusch her.
    Ich hatte das Gefühl, als würden wir keinen Zeitungsartikel lesen, sondern hätten uns in das verbotene Buch der Verdammten vertieft, in dem die Greueltaten der Dämonen von irgendeinem der Hölle entsprossenen Schreiber peinlich genau aufgezeichnet worden waren.
    Sechzehn Monate lang ließ Klaus Orkenwold seiner verwitweten Schwägerin Dora Penfield und ihren beiden Kindern finanzielle Unterstützung zukommen. Dann wurde er von einem neuen Schicksalsschlag getroffen: Mutter und Kinder verschwanden spurlos.
    Ich wußte, was mit ihnen geschehen war. Ich hatte ihre entsetzlichen Qualen im Keller des Hauses an der Apple Lane gesehen — und gehört und gefühlt.
    Damit hatte Orkenwold auch die letzten Mitglieder der Familie Penfield ausgelöscht.
    Die Trolle sind die Jäger.
    Wir sind die Beute.
    Sie verfolgen uns gnadenlos in einer Welt, die für sie nichts anderes als ein riesiges Jagdrevier ist.
    Ich brauchte nicht weiterzulesen, aber ich tat es trotzdem — so als könnte ich durch die Lektüre der Zeitungslügen auf irgendeine Weise Zeugnis ablegen von der Wahrheit über die Todesfälle, so als machte ich es mir dadurch auf eine mir selbst unverständliche Art und Weise zur heiligen Pflicht, für die Ermordung der Penfields Vergeltung zu üben.
    Nach dem Verschwinden Doras und der Kinder waren Ermittlungen eingeleitet worden, und zwei Monate später war Winston Yarbridge verhaftet worden, ein Junggeselle, Vorarbeiter im Bergwerk, der allein in einem Haus an der Apple Lane lebte, das nur einen halben Kilometer vom Haus der Penfields entfernt war. Yarbridge beteuerte seine Unschuld, und sein guter Ruf — er galt als ruhiger Bürger und eifriger Kirchgänger — schien zunächst für ihn zu sprechen. Doch das Beweismaterial der Polizei war erdrückend. Yarbridge war offenbar ein sexueller Psychopath; er hatte sich ins Haus der Penfields geschlichen, die Frau und die beiden Kinder mißbraucht, ermordet und kaltblütig zerhackt. Danach hatte er sich der Überreste seiner Opfer in einem mit ölgetränkten Kohlen geheizten Ofen entledigt. Blutbefleckte Unterwäsche der Kinder und der Frau wurden in Yarbridges Haus gefunden, in einem Koffer ganz hinten im Schrank. Wie von einem geistesgestörten Mörder ja durchaus zu erwarten war, hatte er von jedem seiner Opfer einen Finger aufgehoben, in kleinen Gläsern mit Alkohol, sorgfältig etikettiert mit dem jeweiligen Namen des Opfers. Auch die Mordwaffen wurden in seinem Haus gefunden, außerdem eine Sammlung pornographischer Zeitschriften für Sadisten. Yarbridge behauptete, all diese Gegenstände seien vorsätzlich in seinem Haus versteckt worden, um ihm die Morde anzuhängen — und selbstverständlich verhielt es sich in Wirklichkeit auch so. Als am Ofen im Keller des Penfield-Hauses zwei Fingerabdrücke von ihm entdeckt wurden, bezichtigte er die Polizei der Lüge — und er hatte selbstverständlich völlig recht damit, daß diese Fingerabdrücke nicht von dem Heizkörper stammten. Beim Prozeß gab es an der Schuld des Angeklagten nicht den geringsten Zweifel, und der Schurke wurde erwartungsgemäß auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
    Orkenwold selbst hatte entscheidend zur Aufklärung des spektakulären Mordfalls beigetragen. Auch in der Folgezeit hatte er sich — dem Register zufolge — durch besonders häufige Festnahmen und Überführungen von Straftätern um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung außerordentlich verdient gemacht, so daß seine Beförderung zum Polizeichef durchaus gerechtfertigt war. Die Schnelligkeit, mit der er den Vagabunden Walter Dembrow des Mordes an Kelsko überführte, war eine Bestätigung seiner hervorragenden Eignung für diesen Posten.
    Durch Kelskos Ermordung hatte ich den leidgeprüften Menschen von Yontsdown nicht einmal eine kurze Verschnaufpause geben können. Die Trolle waren hier offenbar so hervorragend organisiert, daß das Machtmonopol ausschließlich in ihren Händen lag; und so war ein

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