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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Folterknecht nahtlos durch den nächsten ersetzt worden.
    Rya starrte zu einem der hohen Fenster empor. Durch die Milchglasscheiben fiel nur wenig schwaches Licht ein. Schließlich murmelte sie verstört: »Man sollte doch eigentlich meinen, daß irgend jemand einmal auf den Gedanken hätte kommen müssen, bei den endlosen Tragödien in Orkenwolds Umgebung ginge nicht alles mit rechten Dingen zu.«
    »In einer normalen Stadt wäre diese Häufung von Katastrophen wahrscheinlich tatsächlich jemandem suspekt erschienen, und vielleicht hätte irgendein anderer Polizist oder ein Reporter oder sonst wer beschlossen, Orkenwold genau im Auge zu behalten. Aber hier in Yontsdown sind die Trolle an der Macht. Sie sind die Polizei. Sie haben die Kontrolle über das Gericht und den Stadtrat, sie stellen den Bürgermeister. Höchstwahrscheinlich gehört auch die Zeitung ihnen. Sie haben jede Institution, die unangenehme Fragen stellen könnte, völlig in der Hand, und deshalb kommt die Wahrheit hier nie ans Licht.«
    Der weiteren Lektüre älterer und neuerer Zeitungsexemplare verdankten wir eine Menge aufschlußreicher Informationen. Unter anderem erfuhren wir, daß die Kohlen-Gesellschaft Blitz zu einem Drittel Jensen Orkenwold gehörte — Klaus Orkenwolds Bruder. Die beiden anderen Mitinhaber waren Anson Corday, Inhaber und Herausgeber der einzigen Yontsdowner Zeitung, und Bürgermeister Albert Spectorsky, der joviale Politiker, den ich im vergangenen Sommer kurz kennengelernt hatte. Die Trolle verfügten hier wirklich über ein perfekt gesponnenes Netz, und — wie ich bereits vermutet hatte — schien die Kohlen-Gesellschaft Blitz das Zentrum dieses dichten Netzes zu sein.
     
    Als wir mit unseren Nachforschungen in der Bibliothek endlich fertig waren, statteten wir dem Grundbuchamt im Untergeschoß des Gerichtsgebäudes einen kurzen Besuch ab. Dort wimmelte es nur so von Trollen, obwohl die Angestellten, die keine einflußreichen Positionen hatten, normale Menschen waren. Unsere Vermutung bestätigte sich: Das Haus an der Apple Lane, in dem die Penfields gestorben waren und das wir gemietet hatten, gehörte Klaus Orkenwold, Yontsdowns neuem Polizeichef. Er hatte es von Dora Penfield geerbt... nachdem er sie und ihre Kinder bestialisch ermordet hatte!
    Unser Vermieter war einer jener Unholde, gegen die wir Krieg führen wollten.
    Wieder schien mir, als könnte ich einen winzigen Ausschnitt aus dem riesigen, komplizierten Weltenplan erkennen. Offenbar war es uns vom Schicksal vorherbestimmt, den Kampf mit der Troll-Elite von Yontsdown aufzunehmen, und wir konnten diesem Schicksal nicht entrinnen, selbst wenn es den Tod für uns bedeuten würde.
    Wir aßen in der Innenstadt früh zu Abend, kauften einige Lebensmittel und andere notwendige Dinge ein und machten uns kurz nach Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg zur Apple Lane. Rya saß am Steuer.
    Während des Essens hatten wir überlegt, ob wir uns ein Quartier suchen sollten, das keinem Troll gehörte, waren aber zu dem Schluß gelangt, daß es viel zu auffällig wäre umzuziehen, nachdem wir die Miete für ein halbes Jahr im voraus bezahlt hatten. An diesem verpesteten Ort zu leben, mit dem Troll-Polizeichef als Vermieter, würde vielleicht etwas mehr Vorsicht erfordern, aber wir glaubten uns dort in Sicherheit — sofern in dieser verfluchten Stadt von Sicherheit überhaupt die Rede sein konnte.
    Ich erinnerte mich zwar noch an das Unbehagen, das ich in dem Haus verspürt hatte, als wir unser Gepäck hineingebracht hatten, führte es aber auf überreizte Nerven zurück. Obwohl ich mich dort nicht wohl fühlte, hatte ich keinerlei hellseherische Vorahnungen, daß wir uns in Gefahr brächten, indem wir dort wohnten.
    Wir befanden uns auf der Fast Duncannon Road, etwa drei Kilometer von der Abzweigung zur Apple Lane entfernt, und als wir bei grüner Ampel über eine Kreuzung fuhren, sah ich rechts einen Streifenwagen, der bei Rot warten mußte. Im Schein einer Straßenlampe konnte ich durch die schmutzige Windschutzscheibe hindurch wahrnehmen, daß der Polizist am Steuer ein Troll war. Die dämonische Fratze war unter der menschlichen Maske verschwommen zu erkennen.
    Mit meinen Zwielicht-Augen konnte ich aber noch etwas anderes erkennen, das mir einen Moment lang die Sprache raubte. Rya war schon einen halben Block weitergefahren, als ich endlich mühsam hervorbrachte: »Fahr rechts ran.«
    »Was?«
    »Schnell. Fahr rechts ran und halt an. Schalt die Scheinwerfer

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