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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fersen...
    Offenbar war auch Rya der Meinung, daß es an der Zeit war, die Ventilationsanlage zu verlassen, denn sie stemmte sich mit der Schulter gegen das Gitter, das sich nach außen hin öffnete.
    Es war ein riskanter Schritt. Wenn auch nur ein einziger Teilnehmer des Suchtrupps zurückgeblieben war oder Trolle hier in der Nähe arbeiteten, könnte der Feind uns aus der Wand kriechen sehen.
    Wir hatten Glück.
    Um das Dröhnen der Maschinen zu übertönen, hätten wir laut brüllen müssen. Deshalb verzichteten wir darauf, uns bezüglich der nächsten Schritte abzusprechen. Es war auch nicht nötig, denn wir handelten in völligem Einklang und gingen zunächst hinter einer riesigen Maschine in Deckung.
    Ich begriff bald, wo wir gelandet waren: im Kraftwerk. Hier wurde die Elektrizität für die gesamte Anlage erzeugt. Das Dröhnen mußte von gewaltigen Turbinen herrühren, die sich mit Hilfe von Wasser oder Dampf drehten.
    Der Raum war eindrucksvoll — mehr als 150 Meter lang und mindestens 60 Meter breit, mit einer sechs bis acht Stockwerke hohen Decke. Fünf gewaltige Generatoren nahmen die Mitte der Halle ein, umgeben von allem möglichen Zubehör.
    Wir eilten von einem Versteck zum nächsten, quer durch den Raum — von Kistenstapeln mit Ersatzteilen zu Elektrokarren und weiter zu irgendwelchen Apparaturen.
    In ziemlicher Höhe waren entlang der Wände Laufstege aus Stahl angebracht, vermutlich zum Zwecke der Wartung und Inspektion.
    Momentan hielt sich glücklicherweise kein Troll dort oben auf. Unten sahen wir einige wenige, aber sie waren 50 Meter und mehr von uns entfernt und so in ihre Arbeit vertieft, daß sie uns nicht bemerkten, während wir wie Ratten von Schatten zu Schatten huschten.
    Ziemlich in der Mitte des Kraftwerks gelangten wir zu einem zehn Meter tiefen und zehn Meter breiten Kanal, der an den Generatoren entlangführte und mit einem Sicherheitsgeländer versehen war. Durch diesen Kanal führte eine Rohrleitung von etwa acht Metern Durchmesser, in die sogar ein LKW hineingepaßt hätte. Tatsächlich schien das Dröhnen darauf hinzudeuten, daß endlose Kolonnen von Peterbilts, Macks und anderen Schwertransportern dort hindurchdonnerten.
    Ich war einen Moment lang verwirrt, begriff dann aber, daß die Elektrizität für die gesamte Anlage von einem unterirdischen Fluß erzeugt wurde, der durch diese Rohre geleitet wurde und eine Reihe von Turbinen antrieb. Was wir hörten, waren Millionen Liter Wasser, die in die Tiefe brausten. Ich fragte mich, wozu die Trolle eigentlich soviel Energie benötigten. Sie erzeugten genügend Elektrizität, um eine hundertmal größere Anlage als diese hier mit Strom zu versorgen.
    Brücken spannten sich über den Kanal. Eine war nur etwa zehn Meter von uns entfernt, aber wir wären beim Überqueren viel zu ungeschützt gewesen. Rya war offenbar derselben Meinung, denn wir wandten dem Kanal gleichzeitig den Rücken zu und eilten durch die Mitte des Kraftwerks, wobei wir nicht nur nach Trollen Ausschau hielten, sondern auch nach einem guten Versteck.
    Wir wußten beide, daß unsere einzige Chance, diesen sogenannten Zufluchtsort lebend zu verlassen, darin bestand, uns irgendwo so lange zu verkriechen, bis die Trolle glauben würden, wir wären längst über alle Berge. Dann würden sie die Suche nach uns hier einstellen und stattdessen versuchen, uns oben auf der Erde zu erwischen. Außerdem würden sie bestimmt sofort Präventivmaßnahmen ergreifen, um das Eindringen weiterer Personen zu verhindern.
    Wir fanden ein geeignetes Versteck.
    Der Betonboden neigte sich leicht auf einige runde Abflüsse von einem Meter Durchmesser zu, die in regelmäßigen Abständen in der Halle angeordnet waren. Vermutlich wurde der Boden von Zeit zu Zeit zur Reinigung gründlich mit Schläuchen abgespritzt, und das schmutzige Wasser verschwand in diesen Abflüssen. An einer geschützten, dunklen Stelle zwischen Maschinen hatten wir einen solchen Abfluß entdeckt. Ich leuchtete mit meiner Taschenlampe durch das glänzende Stahlgitter in die Tiefe. Das vertikale Rohr war höchstens 1,80 Meter lang. Von ihm gingen zwei horizontale Rohre in entgegengesetzte Richtungen ab.
    Gut genug.
    Ich hatte das Gefühl, daß uns nicht mehr viel Zeit blieb. Eine Suchmannschaft hatte dieses Kraftwerk zwar erst vor kurzem verlassen, aber sie konnte jederzeit zurückkehren, um die Halle gründlicher zu durchkämmen, falls wir in den Belüftungsschächten irgendwelche Spuren hinterlassen hatten. Und

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