Zwielicht
weiteres folgen würde. Hinter uns schwoll der Lärm immer lauter an, bis ich befürchtete, daß der ganze Korridor zusammenbrechen würde.
Der restliche Sprengstoff explodierte in einer Art Sperrfeuer, das wir zwar immer schwächer hörten, aber um so gewaltiger spürten. Verdammt, der ganze Berg schien zu beben. Seine Fundamente wurden von heftigen Schaudern geschüttelt, die nicht nur von dem Sprengstoff herrühren konnten.
Natürlich war der ganze Berg von über einem Jahrhundert eifriger Kohleförderung völlig durchlöchert und dadurch geschwächt. Und vielleicht hatte der Sprengstoff im Bunker der Trolle auch noch zu Gas- und Heizölexplosionen geführt. Meine Zuversicht, mit heiler Haut davonzukommen, wurde mit jedem mächtigen Beben stark erschüttert.
Wir husteten, denn die Luft war mit Staub gesättigt. Teilweise rieselte er von den Decken, aber der größte Teil — dicke Wolken — wurde von den Stolleneinbrüchen hinter uns herangetrieben. Wenn wir dem Ring, innerhalb dessen der Zusammenbruch der unterirdischen Troll-Stadt sich besonders stark bemerkbar machte, nicht bald entkamen, wenn wir nicht innerhalb weniger Minuten in unbeschädigte Tunnels mit sauberer Luft gelangten, würden wir am Staub ersticken — eine Todesart, die ich bei meinen Erwägungen nie in Betracht gezogen hatte.
Das immer schwächer werdende Licht der Taschenlampe vermochte die Staubwolken kaum noch zu durchdringen. Mehr als einmal verlor ich die Orientierung und wäre um ein Haar gegen eine Wand gerannt.
Die letzte Detonation war vorüber, aber ein dynamischer Prozeß war in Gang gekommen, und der Berg suchte jetzt nach einer neuen Ordnung, die lang aufgestaute Spannungen lösen und alle unnatürlichen Höhlen füllen würde. Der mächtige Fels begann auf frappierende Weise zu ächzen und zu stöhnen, nicht etwa eintönig zu rumpeln, sondern eine unharmonische Sinfonie seltsamer Geräusche zu vollführen, so als würden Luftballons zum Platzen gebracht, Walnüsse geknackt, Töpferware zerschlagen, Knochen zersplittert, Schädel gebrochen; er dröhnte und schepperte wie Kegel, die von der Kugel getroffen werden, er knisterte wie Zellophan, er donnerte und hallte, so als würden hundert kräftige Schmiede hundert Hämmer auf hundert Ambosse niedersausen lassen — und dazwischen gab es häufig sogar reine süße Klänge, so als läutete eine helle Glocke, gefolgt von einem fast schon melodischen Klirren wie von zersplitterndem feinem Porzellan.
Anfangs regnete er nur zarte Steinflocken auf unsere Köpfe und Schultern herab, doch bald schon hagelte es Kiesel. Rya schrie auf. Ich packte sie bei der Hand und zog sie hinter mir her.
Größere Brocken begannen von der Decke zu stürzen und schlugen krachend auf dem Boden auf. Ein faustgroßer Stein traf meine rechte Schulter, ein anderer meinen rechten Arm, und fast hätte ich die Taschenlampe fallengelassen. Auch Rya wurde von einigen Geschossen getroffen. Gewiß, dies war ziemlich schmerzhaft, aber wir rannten weiter. Was blieb uns auch anderes übrig? Ich segnete Horton für die Helme, obwohl uns dieser Schutz nichts nützen würde, wenn die gesamte Decke einbrach.
Plötzlich endete das Beben, und das war eine derart willkommene Abwechslung, daß ich zunächst dachte, ich bildete sie mir nur ein. Aber nach weiteren zehn Schritten konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß das Schlimmste hinter uns lag.
Wir stürzten aus der letzten dichten Staubwolke in verhältnismäßig reine Luft hinaus und schnaubten und spuckten, um unsere Lungen zu säubern.
Meine Augen tränten vom Staub, und ich rannte etwas langsamer, um durch Blinzeln meine Sicht zu verbessern. Der gelbe Strahl der Taschenlampe flackerte unruhig, während die allerletzte Energie der Batterien verbraucht wurde, aber ich sah dennoch einen unserer weißen Pfeile vor uns.
Wir bogen um die Ecke, Rya neben mir, und plötzlich sprang einer der Unholde von der Wand, an der er gelauert hatte. Mit einem schrillen Triumphschrei riß er Rya zu Boden. Ich hörte, wie seine scharfen Krallen das Material des Skianzugs zerrissen.
Ich ließ die Taschenlampe fallen, die blinkte, aber nicht ausging, und warf mich auf Ryas Angreifer, wobei ich instinktiv mein Messer und nicht die Pistole zog. Ich stieß ihm die Klinge in den Rücken und zerrte ihn von Rya weg, während er vor Schmerz und Wut quiekte.
Er schlug nach mir, und die gefährlichen Raubtierkrallen zerfetzten eines meiner Hosenbeine. Ein rasender Schmerz in der
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