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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zurückkehren? Wenn dies ihr Grab ist, kann es auch das deinige werden.
    - Sei still. Spitz lieber deine Ohren. Stille.
    Die Dunkelheit war so dick, so schwer, daß sie eine Substanz zu haben schien. Während ich horchte, ob irgendwo leises Kratzen und Schaben von Trollkrallen zu hören war, fragte ich mich, was die vier Unholde hier zu suchen gehabt hatten. Vielleicht waren sie unseren weißen Pfeilen gefolgt, um festzustellen, wie wir in ihren Bunker gelangt waren. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß unsere Wegweiser für sie genauso praktisch waren wie für uns. Ja, so könnte es gewesen sein. Sie hatten jeden Zentimeter ihrer Anlage mehrmals durchsucht und waren zu dem Schluß gekommen, daß es uns gelungen war zu entkommen. Und nun wollten sie herausfinden, wie uns das gelungen war. Vielleicht waren die Trolle unseren Zeichen bis zur Erdoberfläche gefolgt und hatten sich schon auf dem Rückweg befunden. Vielleicht hatten sie sich aber auch erst kurz vor uns auf den Weg gemacht. Zwar hatten sie uns völlig überrascht, doch schienen sie selbst auch erst einige Sekunden zuvor bemerkt zu haben, daß jemand sich näherte. Wenn sie mehr Zeit für Vorbereitungen gehabt hätten, hätten sie uns beide getötet — oder gefangengenommen.
    - Ist sie tot?
    - Nein.
    - Sie ist so still.
    - Bewußtlos.
    - So still.
    - Halt die Klappe.
    Da! Ein Kratzen! Ein Schaben!
    Ich wandte den Kopf zur Seite.
    Nichts mehr.
    Hatte ich mir das leise Geräusch nur eingebildet?
    Ich versuchte mich zu erinnern, wieviel Patronen noch in der Pistole sein mußten. Wenn sie voll geladen war, hatte sie zehn Schuß. Zwei hatte ich verbraucht, als ich am Sonntag den Troll im Tunnel der untersten Ebene erschossen hatte. Zwei weitere soeben. Sechs mußten also noch übrig sein. Mehr als genug. Vielleicht würde es mir nicht gelingen, den Feind — falls noch einer da war — mit sechs Schüssen zu erledigen, aber falls ich ihn nicht traf, würde ich bestimmt ohnehin keine Gelegenheit haben, mehr als sechsmal zu schießen, denn die verdammte Kreatur würde sich schon vorher auf mich stürzen.
    Ein leises Gleiten.
    Etwas zu sehen, war unmöglich. Trotzdem strengte ich meine Augen an.
    Stille.
    Aber... dort. Ein Kratzen.
    Und ein eigenartiger Geruch. Der saure Atemgeruch eines Trolls.
    Kratz!
    Wo?
    Kratz!
    Über mir.
    Ich warf mich über Rya auf den Rücken und schoß dreimal in die Decke. Ich hörte eine Kugel von Stein abprallen, hörte einen unmenschlichen Schrei und hatte keine Zeit mehr, die restlichen drei Schüsse abzugeben, denn der schwer verwundete Troll stürzte heulend neben mich auf den Boden, umschlang mit einem Arm meinen Kopf, zog mich zu sich heran und grub seine Zähne in meine Schulter. Wahrscheinlich hatte er es auf meine Kehle abgesehen gehabt, aber in seinem Schmerz und im Dunkeln die falsche Stelle erwischt. Als er seinen Irrtum bemerkte und seine Zähne aus mir herausriß, wobei er gleichzeitig ein Stück Fleisch entfernte, hatte ich gerade noch soviel Kraft und Geistesgegenwart, um ihm die Pistole unter das Kinn zu drücken und die drei letzten Schüsse abzufeuern.
    Der dunkle Tunnel begann sich um mich zu drehen.
    Ich war einer Ohnmacht nahe.
    Das durfte nicht sein. Möglicherweise war noch ein fünfter Troll in der Nähe. Wenn ich jetzt ohnmächtig wurde, würde ich vielleicht nie wieder zu mir kommen.
    Und ich mußte mich doch um Rya kümmern. Sie war verletzt. Sie brauchte mich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Ich biß mir auf die Zunge.
    Ich atmete tief durch und drückte die Augen fest zu, damit der Tunnel aufhörte, sich zu drehen.
    Ich sagte laut: »Ich werde nicht in Ohnmacht fallen.«
    Dann fiel ich in Ohnmacht.
     
    Obwohl ich natürlich nicht auf die Uhr geschaut hatte, bevor ich ohnmächtig geworden war, hatte ich — als ich wieder zu mir kam — nicht das Gefühl, lange bewußtlos gewesen zu sein. Höchstens eine oder zwei Minuten.
    Ich blieb einen Moment lang ruhig liegen und lauschte angespannt, bis ich begriff, daß sogar eine Ohnmacht von einer Minute mein Ende bedeutet hätte, falls ein weiterer Troll im Tunnel gewesen wäre.
    Ich kroch über den Steinboden und tastete mit beiden Händen nach einer der beiden Taschenlampen, beschmierte aber nur meine Hände mit warmem Blut.
    Ein Stromausfall in der Hölle ist etwas verdammt Unangenehmes, schoß es mir absurderweise durch den Kopf.
    Ich hätte fast gelacht. Aber es wäre ein schrilles hysterisches Lachen geworden, und deshalb unterdrückte ich es.
    Dann fielen mir

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