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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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tauschen, wenn das in meiner Macht stünde. Aber ich weiß, dass ich das Richtige getan habe. Was Gerda und ich versuchten … Meine Befehle … Wir retteten dadurch so viele Leben. Ich fühle mich schuldig, weil ich überlebt habe. Nicht aufgrund meiner Entscheidungen.«
    Die Worte eines Counselors. Heilte sie sich gerade mittels der Wahrheit, oder versteckte sie sich hinter ihr? Mit einem Mal erkannte Julian, dass sie seit Tiris Jasts Tod mehr und mehr Pflichten übernommen und statt zu agieren meist auf Krisen reagiert hatte. Entsprang ihr Wechsel in die Kommandoebene etwa dem Drang, zu-künftige Katastrophen zu verhindern?
    »Aber du hast Gefühle, Ezri. Auch wenn du dich nicht für Roness’
    Tod verantwortlich fühlst. Du selbst hast gesagt, dass es dir schlecht geht.«
    »Richtig, habe ich«, blaffte sie ihn an. »Weil ich darüber reden musste. Nicht, damit du den Beschützer spielst.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu. »Dich zu beschützen, ist mein Job.«
    »Als mein Liebhaber oder als leitender Mediziner an Bord?«
    »Beides, schätze ich.« Sein Posten gab ihm die Macht, sie – und jeden anderen – vom Dienst zu befreien, sogar gegen den Willen des Captains. Bisher hatte er nicht erwogen, diesen Trumpf auszuspie-len, aber wenn es nötig war, um Ezri davon abzubringen …
    »Mach dir um meine berufliche Kompetenz keine Sorgen«, sagte sie. »Ich habe mehr Möglichkeiten, mit den Pflichten meines Amtes umzugehen, als jeder andere an Bord.«
    Bashir verstand, was sie meinte: die acht anderen Leben, deren Erfahrungen im Dax-Symbionten ruhten. Dennoch: Ezri war keiner dieser früheren Wirte. Vermutlich hatte sie noch nicht einmal alle Erfahrungen für sich verarbeitet. Durch Jadzia wusste Bashir einiges über die Trill und ahnte, wie schwer es für die unvorbereitete Ezri gewesen sein musste – und vermutlich immer noch war –, vereinigt zu werden. In den letzten achtzehn Monaten hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie sie sich abrackerte, um als Dax zu leben.
    Ja, sie hatte Möglichkeiten. Aber er wusste nicht, ob sie ihr momentan wirklich halfen. Dax’ frühere Wirte waren ebenfalls mit Trauer konfrontiert gewesen, aber sie hatten sie auch fühlen müssen
    – und vielleicht vergrößerte Ezri ihr Leid nur, indem sie auf diese Erinnerungen zurückgriff. Vereinigt zu sein, hieß, selbst unter den schwierigsten Bedingungen innere Balance zu wahren. Hatte sie wirklich schon das Gleichgewicht gefunden, ein gesundes, vereinigtes Leben zu führen?
    Er kleidete seine Sorge nicht in Worte. Einerseits, um ihr Leid nicht zu vergrößern, andererseits, weil sie ihn momentan als Stütze brauchte, nicht als Kritiker. »Verstehe«, sagte er stattdessen und breitete die Arme aus. Sie kam zu ihm. Während er sie hielt, sagte sie ihm, was sie fühlte, welch enorme Leere in ihr war, und wie schuldig sie sich vorkam, weil sie lebte und Roness hatte sterben müssen. Julian hörte zu, war ihre Stütze.
    Doch er wusste, dass er seine Zweifel nicht ignorieren durfte. Er würde für Ezri da sein, wann immer sie ihn brauchte, ihr Führung, Liebe und Hilfe geben, wenn sie danach verlangte. Aber er würde sie auch im Auge behalten, wenn sie wieder zum Dienst erschien.
    Und sich sorgen.

    Kapitel 26
    Quark lauschte den Geräuschen der Bar – viele Stimmen, aber zu wenige aneinanderstoßende Gläser und zu wenige Stöhner von Da-bo -Verlierern – und begriff, wie sehr er Dr. Bashir und Chief O’Brien vermisste. Wie wahr die siebenundfünfzigste Erwerbsregel doch war – »Gute Kunden sind so selten wie Latinum; halten Sie sie in Ehren« –, merkte man leider erst, wenn eben diese Kunden nicht mehr kamen. Bashir und O’Brien mochten Flottenfuzzis gewesen sein, aber sie hatten gewusst, wie man trank und Geld ausgab. Ihr Spieltrieb hatte Quarks Appetit kaum befriedigt, aber zu einer Runde Darts hatten sie nur selten Nein gesagt.
    Er sah zu der Ecke, in der die Scheibe nach wie vor hing. Hin und wieder spielte Dr. Bashir noch daran, doch seit der Rückkehr des Chiefs zur Erde war es nicht mehr dasselbe. »Erde«, murmelte Quark abfällig. »Menschen.« Er schüttelte den Kopf.
    Während er den Tresen abwischte, dachte er über sein eigenes Schicksal nach. Seit die Europani und der Konvoi die Station verlassen hatten, war der Betrieb in der Bar auf ein verlässliches, wenn auch unspektakuläres Niveau zurückgegangen. Wie erwartet, führte die Anwesenheit der Gryphon zu keinerlei Umsatzsteigerungen, wohingegen das Fehlen der

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