Zwielicht
war offensichtlich. Kira fühlte sich an Akaars Sorge um Ros Fähigkeiten und Pflichtgefühl erinnert. »Kennen Sie den Admiral?«, fragte sie daher. »Ich meine, kannten Sie ihn, bevor Sie zu uns kamen?«
Ro nickte. »Aus meiner Sternenflottenzeit. Wir hatten … eine berufliche Meinungsverschiedenheit.«
Kira sah ihr an, wie unangenehm ihr das Thema sein musste. Dennoch bohrte sie weiter. »Inwiefern?«
»Das würde ich lieber nicht besprechen, Colonel«, erwiderte Ro.
Die abweisende Antwort erzürnte Kira – in letzter Zeit bekam sie mehr als genug von dieser Sorte –, doch die Wut verflog so schnell, wie sie gekommen war. Als Stationskommandantin musste sie zu impulsive Reaktionen vermeiden. Stattdessen versuchte sie, sich in Ros Lage zu versetzen. Ein Streit zwischen ihr und einem Vorgesetzten? Die Propheten wussten, wie oft Kira Ähnliches durchgemacht hatte. Schon allein ihr Status als Befleckte zeugte davon. »Das verstehe ich, Lieutenant«, sagte sie. »Ich muss Sie allerdings fragen, ob diese Meinungsverschiedenheit Ihre Pflichten beeinträchtigen wird.«
»Nein, Sir«, antwortete Ro fest. »Nicht von meiner Seite.«
»Sind Sie sicher, dass ich nicht mehr über diese Angelegenheit erfahren muss?«, fuhr Kira fort. »Denn falls doch, will ich es jetzt hö-
ren.«
Anstatt sofort zu antworten, hielt Ro inne und schien nachzudenken. Ein Punkt für sie , dachte Kira zufrieden, erwartete jedoch nicht, dass Ro ihre Einstellung änderte.
»Colonel«, begann der Lieutenant schließlich, »der Admiral mag mich nicht, und ich ihn auch nicht. Er glaubt wahrscheinlich, ich eigne mich nicht für diesen Posten – und jeden anderen –, aber das ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich egal. Ich werde meine Arbeit erledigen: So, wie ich es soll, und wie Sie es von mir erwarten. Was der Admiral denkt, kümmert mich nicht.«
»Das genügt mir völlig.« Kira erhob sich, zufrieden mit Ros Ehrlichkeit und Einstellung. »Entwickeln Sie einen Sicherheitsplan für den Aufenthalt der Delegationen. Wir besprechen ihn morgen um Zehnhundert in meinem Büro.«
»Ja, Sir«, bestätigte Ro. »Und danke.«
Kira nickte, drehte sich um und ging. Die Besprechung war gut verlaufen – und dennoch hatte sie ein schlechtes Gefühl, als sie über die Promenade ging. Nicht wegen Ro, sondern wieder einmal wegen Akaar.
Kapitel 29
Der Gebäudekomplex war ramponiert, stand aber noch – bloß nicht in seinem Zentrum. Dort, in einem etwa hundert Meter breiten Radius, existierte nichts außer Dunkelheit und Energie.
Nog sah von der Abbildung auf dem einen Monitor zu den Sensordaten auf dem nächsten, ging die wenigen verfügbaren Informationen zum x-ten Mal durch und erkannte, dass er keine Entdeckung machen würde, die nicht schon längst auf der Hand lag. Auch Shar, der neben ihm im hinteren Bereich der Brücke stand, wirkte wenig begeistert. Andorianer mochten ernste Wesen sein, doch Nog wusste, dass Shar auch gern lachte – und sei es nur, um sich anzupassen und weniger aufzufallen. Ernst oder heiter, Shar legte stets Wert auf ein gefasstes Äußeres. Seit ihrem Aufbruch von Deep Space 9 blieb er allerdings häufiger für sich – was eine reife Leistung war, wenn man bedachte, dass er sich die Kabine mit Nog teilte. Während der Zeit mit den Vahni Vahltupali war Shar kurz aufgetaut, seitdem aber wieder deprimiert, auch wenn Nog bezweifelte, dass dies irgendjemandem außer ihm aufgefallen war. Angesichts der Sensordaten, die die Sonde ihnen geliefert hatte, konnte Nog es seinem Freund auch nicht verdenken.
Shar erwiderte Nogs Blick nicht, sondern konzentrierte sich weiterhin auf das Padd, das er in Händen hielt. Nog sah nach rechts und zum Rest der Brücke. Stimmen und Konsolengeräusche drangen an sein Ohr und erinnerten ihn irgendwie an die Bar seines Onkels – obwohl dort nur selten von Sensordaten die Rede war, und eher das Klappern des Dabo -Rades in der Luft lag. Mehrere Besatzungsmitglieder waren ins Gespräch vertieft. Merimark und Rahim standen an der taktischen Station, Cassini und T’rb bei der Wissenschaft, Vaughn und Dax am Hauptmonitor. Zweifellos besprachen sie alle die Daten, die ihnen die Sonde vom Planeten mitgebracht hatte, genau wie er und Shar.
Die zweite Sonde hatte die Lücke in der Wolkendecke genutzt und den Planeten in geringer Höhe umkreist. Die bestehenden Lücken hatten sich zwar während ihres Scanfluges geschlossen, doch dafür waren andere entstanden, durch die ihr die Rückkehr zur Defiant am
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