Zwielicht
Morgen gelungen war. Selbst durch den Energieschlag, den sie bei ihrem Aufstieg erhalten hatte, war sie nicht weiter beschädigt worden.
Nog widmete sich wieder den Monitoren in der hinteren Brückenwand. Den Sensorscans nach zu urteilen, befanden sich die Ruinen einer Industriezivilisation auf dem Planeten. Die einzigen Lebenszeichen waren pflanzlicher Art, da scheinbar genügend Sonnenlicht durch die Wolken drang, um Vegetation zu ermöglichen. Die wichtigste Information der Sonde betraf allerdings die Stelle, die Shar als Ursprung des Impulses ermittelt hatte. Aufgrund der Energie, die aus dem dortigen Gebäudekomplex zu strömen schien, hatten die Scans wenig Aufschluss über diesen geben können, doch Nogs Interesse galt eher der Energie selbst. Eine Stunde lang war die Sonde über dem Komplex gekreist und hatte Daten gesammelt – und das Energielevel war währenddessen merklich angestiegen.
»Was meinst du?«, fragte Nog seinen Freund. Ihm war, als läge die Antwort längst auf der Hand. Als Shar aufblickte, waren seine Antennen leicht gebogen. Mit der Zeit hatte Nog gelernt, Shars Stimmungen zu erkennen. Was er nun sah, verriet ihm, dass der Andorianer die gleichen Schlüsse wie er gezogen haben musste. Einen Moment später bestätigte Shar den Verdacht auch mündlich.
»Ich gehe den Captain holen.« Nog passierte die Steuerbordseite der Brücke, vorbei an Merimark und Rahim an der Taktik und Senkowski an der Ingenieurstation, und näherte sich Vaughn und Dax, die seitlich des Monitors standen. Hinter ihnen prangte der tote Planet im All, umhüllt von einem grauen Schleier. Als Nog zu ihnen trat, sahen Vaughn und Dax auf.
»Ja, Lieutenant?«, fragte Vaughn.
»Ensign ch’Thane und ich würden gern mit Ihnen sprechen, Captain«, sagte Nog. »Wir haben unsere Analysen beendet.« Vaughn nickte knapp und deutete zum hinteren Bereich der Brücke, wo Shar bereits auf sie wartete.
Wieder an seiner Station, deutete Nog auf die Abbildung des Ge-bäudekomplexes auf seinem Monitor. »Wie Sie wissen«, richtete er sich an Vaughn und Dax, die ihm beide gefolgt waren, »vermuten wir hier den Ursprung des Energieimpulses.« Mit dem Finger tippte er auf den großen, dunklen Kreis im Herzen der Bauten. »Aufgrund der Energiemessungen dieser Gegend …« Er berührte einige Tasten auf der Konsole unter Monitor zwei und suchte nach Daten, die seine Ausführungen unterstreichen konnten. »In diesen Scans sehen Sie, wie die Energieinterferenz die Sonde daran hinderte, in einem kilometerweiten Radius rund um diesen Komplex Daten zu sammeln.«
Vaughn und Dax nickten. »Wissen wir, ob es sich bei dieser Energie um ein natürliches Phänomen handelt?«, fragte der Kommandant.
Nog sah zu Shar. »Leider nicht«, antwortete der Wissenschaftsoffizier und zog mit dem Finger einen Kreis um den Übergang zwischen dem Gebäude und dem dunklen Bereich. »Diese Sektionen der Bauwerke scheinen eingestürzt zu sein, was auf ein von ihren Erbauern unerwartetes natürliches Phänomen hinweist. Andererseits kann es sich hierbei auch um eine Art Kraftwerk handeln, über das besagte Erbauer die Kontrolle verloren.«
»Ob natürlich oder künstlich«, sagte Dax. »Diese Energie hat die Zivilisation des Planeten vernichtet.«
»Ehrlich gesagt sind wir uns da nicht sicher«, widersprach Nog.
»Den Scans zufolge ist der Rest dieser Welt bewohnbar.« Shar reichte ihm sein Padd, das Nog gleich an Vaughn weitergab. »Der Impuls scheint vom Komplex aus aufwärts gestiegen zu sein und die Oberfläche nicht beeinflusst zu haben.«
»Aber dort unten lebt nichts mehr«, warf Dax ein.
»Korrekt«, bestätigte Nog. »Wir wissen nur nicht, warum.«
»Haben Sie Ideen, wie wir dem Impuls ein Ende bereiten können?«, schaltete sich Vaughn wieder ein.
»Bisher nicht«, antwortete Nog. »Allerdings können wir anhand des Grads der Sensorinterferenz die aktuelle Stärke der im Gebäude vorherrschenden Energie ermitteln. Und die Geschwindigkeit, mit der diese sich wandelt.«
»Wandelt?«, wiederholte Dax.
Nog nickte. »Die dort gemessene Energiestärke nimmt stetig zu.«
»Warum?«, fragte Vaughn.
»Wissen wir nicht. Wir sind jedoch relativ sicher, dass wir es mit einer kombinatorischen Wachstumsrate zu tun haben.«
»Kombinatorisch?«, hakte Dax abermals nach. Sie klang schockiert. Vermutlich verstand auch sie, dass ein kombinatorisches Wachstum schlimmer als geometrischer oder exponentieller Anstieg war.
»Ja. Und wenn die Anstiegsrate so bleibt,
Weitere Kostenlose Bücher