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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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das. Er hatte zu großen Respekt vor ihren Fähigkeiten als Pilotin, als dass er diese nun anzweifeln müsste. Vielleicht gehörte Prynn sogar zu den besten Piloten der Flotte.
    Nach und nach begann das Schiff, zu taumeln. Vaughn sah auf seine Konsole. Hatte sie eine Energieentladung aus den Wolken getroffen, wie einst die Defiant , oder gab es ein schiffsinternes Problem?
    Um die Anzeigen lesen zu können, musste er sich mit beiden Händen an seinem Sitz festhalten, so sehr bebte die Chaffee bereits.
    Der Grund dafür war ein starker Wind, der durch die Schlucht blies. Dann, von einer zur nächsten Sekunde, verschwand er. Die Felsen glitten vorüber, und das Shuttle ließ die Schlucht hinter sich.

    Unter ihnen konnte Vaughn mehrere kleinere Gipfel ausmachen, aber diese standen so weit auseinander, dass sie kein Problem darstellten.
    Vaughn sah zu Prynn und fühlte sich nicht zum ersten Mal an ihre Mutter erinnert. Sie steckte in ihren zarten und doch sicheren Zü-
    gen, in ihrem Temperament. Wie Ruriko tat auch Prynn, was nötig war – koste es, was es wolle.
    »Sie sind eine exzellente Pilotin«, sagte er leise.
    Prynn erwiderte den Blick, und für einen kurzen Moment war ihm, als existiere ein Band zwischen ihnen – ein persönliches Band.
    Klärte sich ihr Blick gerade? Wurden ihre Züge weicher? Ließ sie alles, was zwischen ihnen vorgefallen war, ziehen? Oh, wie sehr er es bedauerte. War dies der Moment, endlich um Vergebung zu bitten?
    Doch Prynns Mauern kehrten schnell zurück. »Danke, Sir«, sagte sie und sah wieder zur Konsole. Vaughn rührte sich nicht, suchte nach den richtigen Worten, um sie zu erreichen. Dann gab er auf. Es kostete Mühe, das Geschehene aus seinem Geist zu verdrängen und zur reinen Professionalität zurückzufinden. Lange Minuten vergingen in Stille. Minuten der Einsamkeit.
    Als sich die Chaffee schließlich dem Ende der Bergregion näherte, wiesen die Sensoren auf eine vor ihnen liegende Stadt hin. Auf ihrem Weg hatten sie bereits einige passiert und nirgends Leben gefunden. Die meisten Städte hatten gezeigt, wie ihre Bewohner abge-treten waren, jedoch nicht den Grund dafür. In einer waren nur noch verbrannte Gebäude gewesen, ein verkohltes Monument des Todes. In einer zweiten hatten sich bis weit über ihre Grenzen Fahrzeuge gestaut, als hätte die gesamte Bevölkerung auf einmal aus ihr fliehen wollen und sich gegenseitig die Wege blockiert. Eine dritte war offensichtlich belagert worden und von Barrikaden umgeben, vor denen militärisch wirkende Gefährte standen – Angreifer und Angegriffene schienen die Situation gleichsam mit dem Leben bezahlt zu haben. Seltsamerweise gab keine Siedlung Grund zu der Annahme, dass der Impuls die Schuld an ihrem Ende trug.
    Auf die Berge folgten Hügel, dann kam die Ebene mit der Stadt –
    eine große, modern wirkende Ansammlung von Bauten, die sich kilometerweit erstreckte. Vaughn sah zur Konsole. Keine Lebenszeichen. »Können Sie uns niedriger bringen?«, fragte er.
    »Ja, Sir.« Prynn senkte das Schiff und brachte es kurz vor der Stadtgrenze wieder in eine horizontale Position.
    Nichts als Reglosigkeit vor den Fenstern. Wie bei den anderen Städten schrieben die Sensoren dieser ein Alter von Jahrhunderten zu, doch diesmal deutete nichts darauf hin, was mit ihrer Bevölkerung geschehen war. Sie war nicht zerstört. Es gab keine Anzeichen für einen Massenexodus. Wenn er eines dieser Gebäude betrat, so vermutete Vaughn, sah bestimmt alles aus, als sei es bewohnt. Ob es im Inneren der Stadt Hinweise auf eine Flucht der Bevölkerung gab, auf ihre Vertreibung? Waren diese Wesen in einem Augenblick noch da, im nächsten schon verschwunden gewesen? Ob wir wohl Leichen finden? Seltsam. Normalerweise neigte er nicht zu morbiden Gedanken. Vaughn schüttelte den Kopf, als könne er seinen Geist so reinigen, doch stattdessen schlich sich ein anderes Bild ein: Waren alle Bewohner noch da und durch die eigene Hand umgekommen?
    Vaughn umklammerte seine Armlehne, atmete tief durch. Er musste sich zusammenreißen. Derartige Gedanken halfen ihm hier nicht weiter. »Bringen Sie uns wieder hoch«, sagte er zu Prynn, die das Shuttle mit stiller Sicherheit steuerte.
    »Ja, Sir.« Schnell stieg die Chaffee auf ihre vorherige Höhe. Vaughn beobachtete den Vorgang durchs Fenster und fühlte sich seltsam befriedigt. Erst Prynns Frage lenkte ihn von der Irritation durch seine eigenen Gefühle ab. »Was ist auf diesem Planeten vorgefallen?«
    »Ich weiß es

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