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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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höchstens zwei Meter entfernt. Die Überreste eines Sessels rollten einen Trümmerhaufen hinab, und eine Hand kam zum Vorschein. »Prynn«, keuchte Vaughn.
    Seine Stimme war so rau, dass er sie selbst kaum hörte. Er schluckte trocken, hustete. Schleim schoss in seine Mundhöhle, und als er ihn ausspuckte, entdeckte er rötliche Fäden in der gelben Flüssigkeit.
    »Prynn«, rief er.
    Diesmal reagierte sie. »Ich bin hier!« Die Hand winkte. »Ich stecke fest.« Angesichts dessen, was sie durchgemacht hatte, klang sie erstaunlich gefasst.
    »Warte. Ich komme.« Er stützte sich auf den Resten der Heckwand und dem Kabinenboden ab und stemmte sich hoch. Sein gesamter Leib schmerzte – Glieder, Muskeln, Haut, selbst das Innere seiner Wange brannte höllisch –, schien aber keine ernsthaften Verletzungen erlitten zu haben. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg über und um die zerstörten Gerätschaften und lehnte sich gegen die Außenwand der Heckkabine, um die Schräglage des Shuttles auszuglei-chen.
    Als er den Sessel erreichte, beugte er sich hinab und schob ihn beiseite. Dann zerrte er einen Wust verhedderter Leitungen fort. Darunter lag Prynn. Sie wirkte verletzt. Mehrere Wunden prangten auf Gesicht und Hals. Eine besonders tiefe zog sich von der Schläfe bis zum Kinn. In einem ihrer Augen musste eine Ader geplatzt sein.
    »Kannst du mit beiden Augen sehen?«, fragte er.
    Prynn blickte sich um. »Ja. Aber mein Arm.« Sie deutete in Richtung ihrer rechten Schulter, hinter der ihr Arm unter einem abgeris-senen Stück der Shuttlehülle verschwand. Prynn versuchte, das Trümmerstück mit der freien Hand wegzuschieben, konnte es aber nicht bewegen.
    Vaughn studierte die Lage, dann sah er sich um. Hatte er Glück und fand zufällig einen Trikorder? Idealerweise musste er den Arm unter dem Metall scannen, bevor er es forthob, denn falls Prynns Arm abgetrennt worden war, mochte das Stück Hülle das Einzige sein, das sie vom Verbluten abhielt. Andererseits: Vielleicht verlor sie auch jetzt schon Blut.
    Da er keinen Trikorder sah, ergriff er das Trümmerstück kurzerhand. Er hatte erwartet, dass es warm sein würde, vielleicht sogar heiß, doch es erwies sich als kalt. Vorsichtig zog er daran, testete das Gewicht. Dann stemmte er sich mit den Füßen gegen einen intakten Bereich der Shuttlewand, griff erneut nach dem Metallteil und schob. Es bewegte sich nur wenige Zentimeter weit, krächzend und schleifend.
    Schweiß trat auf seine Stirn, während er versuchte, das Metall hochzuheben. Er stand mit angespannten Armen und Beinen da, grunzte vor Anstrengung – dennoch gelang es ihm kaum.
    »Ich bin frei«, rief Prynn plötzlich, und als er hinabsah, kroch seine Tochter unter der Platte hervor. So schnell er konnte, sprang er beiseite und ließ das Trümmerstück zu Boden fallen. Abermals musste er husten, sah Blut, und fragte sich, wie schlimm seine inneren Verletzungen sein mochten.
    Prynn kam schwankend auf die Beine, hob den rechten Arm und dehnte ihre Muskeln. Ihre Uniform war an einem Dutzend Stellen zerrissen, ihr Kommunikator verschwunden. Wenn’s weiter nichts ist , dachte er unendlich erleichtert. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut«, sagte sie, kam zu ihm und berührte vorsichtig die Wunde auf seiner Wange. Als sie ihre Hand zurückzog, schimmerte Blut auf ihren Fingerspitzen.
    »Du hast da einen tiefen Schnitt«, sagte er und fuhr mit dem Finger nah an ihrer Wange vorbei. »Aber das Blut ist bereits getrocknet.
    Das sollte kein Problem sein.«
    »Du bist auch nicht gerade unverletzt«, murmelte sie und deutete auf sein Gesicht.
    »Glaub mir, das spüre ich«, erwiderte er mit schwachem Lächeln.
    Prynn wandte sich um und sah zur zerstörten Hecksektion des Shuttles. »Wir müssen ein Medikit auftreiben.«
    »Wir müssen Ensign ch’Thane finden.«
    »Oh nein!«, rief Prynn erschrocken aus. »Shar.«
    Als Vaughn an sich hinabsah, fiel ihm sein Kommunikator auf, der seltsamerweise noch an seinem Platz hing. Er drückte drauf, und das Gerät erwachte zum Leben. »Vaughn an Ensign ch’Thane.«
    Nach ein paar Sekunden wiederholte er den Ruf ein zweites, dann ein drittes Mal.
    Es kam keine Antwort.
    Prynn sondierte das Gelände bereits mit ihren Blicken, also schloss er sich ihr an. Gemeinsam durchkämmten sie die direkte Umgebung des Shuttlehecks.
    »Vielleicht ist er beim Bug!«, rief er schließlich, als sie nichts fanden, und rannte an Prynn vorbei zurück ins Wrack, ohne auf ihre Kommentare zu achten.

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