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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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sonst so sanften Becken behinderten ein Vorankommen. Selbst die abgestandene, kühle Luft widersetzte sich den Bewegungen.
    Dax entsandte eine Botschaft, doch die blau-weißen Energieströme verebbten schnell, erreichten nichts und niemanden. Die Becken waren eigenartig ruhig; sie schienen keinerlei Symbionten zu beherbergen, kein Leben.
    Irgendwie waren diese Lebenswasser, vielleicht sogar die Höhlen mit ihnen, von der Kante des Universums gefallen.
    Ein Schatten, grau und mysteriös, fiel über das Nass, raubte das Licht.
    Dax spürte es geradezu. Dunkelheit kam über die Becken, und Dax tauchte ab – schob sich tiefer – um den Klauen dieser beunruhigenden Finsternis zu entgehen. Doch der Schatten tauchte ebenfalls, erstreckte sich in die Wasser. In der Ferne sang eine Sirene, ein einsames Echo im Fluss dieser fremden Existenz. Dax schwankte in der Strömung, die von diesen Impul-sen ausging, verlor die Orientierung. Mit einem Mal kehrte die Erinnerung an die Reiseübelkeit zurück, unter der Ezri anfangs gelitten hatt…
    Ezri.
    Ezri war hier, wusste Dax. Ezri Tigan. Der nächste Wirt. Oder der vorherige. Dax erinnerte sich nicht. Der aktuelle Wirt war … war …
    Es gab keinen aktuellen Wirt. Dax war Dax, und nur Dax.
    Aber wie war das möglich? Hatte es nicht einst Wirtskörper gegeben?
    Ohne sie konnte allein der Tod noch kommen. Schmerz und Tod.
    Dax krümmte sich – körperlich, geistig, emotional. Die trüben Becken wurden zu Strudeln, die Dax in die Tiefe zu ziehen trachteten. Die Ezri hinabzerrten …
    Ezri ertrank.
    Plötzlich begriff Dax: Der Tod hatte Ezri umfangen. Ezri – nicht Dax.
    Und Dax ließ es nicht zu. Sorgte der Vereinbarung nach nicht Ezri für den Symbionten und Dax für den Wirtskörper?
    Der Sog des Wassers nahm zu, je schneller die Strudel wurden. Sie ver-sprachen neues Leben, eine neue Existenz … eine wertvolle Existenz …
    doch das war nicht wichtig. Nur Ezri war wichtig.
    Dax schoss in die Höhe. Trieb. Schwamm. Schob.
    Dax kämpfte und wusste, dass in diesem Kampf beide Leben auf dem Spiel standen. Dax akzeptierte es. Schätzte es.
    Ezri, rief Dax und suchte sie in den stetig wachsenden Schatten .
    Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche erwachte Ezri Dax auf der Krankenstation. Sofort erkannte sie ihre Umgebung. Das Licht war hier anders, greller als im Rest des Schiffes. Über ihrem Kopf schlug ein diagnostischer Scanner im Einklang mit ihrem Herzen. Und da waren Stimmen. Eine gehörte Julian.
    Dieses Mal war das erste Gesicht, das sie sah, seines. »Kannst du mich hören?«, fragte er sanft, als seine dunklen, attraktiven Züge in ihr Blickfeld kamen.
    »Ja«, wollte sie antworten, doch ihre Zunge fühlte sich so dick und träge an, dass sie nur einen gequälten Laut herausbrachte. Als sie versuchte, sich aufs Sprechen zu konzentrieren und die Kontrolle über ihre Mundmuskulatur zurückzuerlangen, kam ihr auch ihr Geist dick und träge vor.
    »Langsam«, sagte Julian.
    Ezri fühlte sich warm, behütet. Lächelte. Langsam , dachte sie. Zu mehr bin ich ohnehin nicht fähig. Sie spürte die Bewusstlosigkeit nahen und kämpfte dagegen an, öffnete die Augen wieder, die sich geschlossen hatten. »Ja«, brachte sie dann hervor. »Ich höre dich.«
    »Gut.« Julians Augen leuchteten über dem Lächeln, das sie so gut lesen konnte. Er freute sich, war aber besorgt und unsicher.
    »Was … Was ist passiert?«, wollte sie wissen und kämpfte gegen die drohende Schwärze an.
    »Später«, sagte Julian und legte seine starken Hände auf ihre. Die Wärme, die in der Berührung lag, war beinahe mehr, als sie ertrug.
    Der Raum verschwamm vor ihren Augen, und Tränen rannen ihre Wangen hinab.
    »Julian.« Sie befahl ihrem Körper, sich zu bewegen und drehte die Hand, um seine zu ergreifen. Einen Moment lang sah er zu ihr hinab, dann drückte er sie. Sein Lächeln kannte nun keine Sorgen mehr
    – nur noch Liebe. »Was ist passiert?«, wiederholte sie.
    »Du musst dich ausruhen«, wich er aus. »Wir besprechen es spä-
    ter.«
    »Nein«, erwiderte sie so fest sie konnte. »Sagen Sie’s mir jetzt, Doktor.«
    »Ich fürchte, Sie sind nicht im Dienst, Lieutenant «, widersprach er ernst und streng.
    »Julian, ich muss , wissen, was los ist«, beschwor sie ihn.
    Er atmete tief ein und aus. Seine Nasenflügel bebten. »Du warst einige Stunden lang im Koma«, gestand er schließlich. »Wir hätten dich fast verloren.« Dann hob er den Kopf, als müsse er auf die Diagnoseanzeige sehen. »Ehrlich

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