Zwielicht
gesagt weiß ich gar nicht, wie ich dich zurückgeholt habe.«
»Hast du nicht«, sagte sie, ohne nachzudenken. Sie stemmte sich hoch, stützte sich mit den Ellbogen auf der Matratze ab. Sofort wurde ihr schwindelig.
»Vorsichtig«, mahnte Julian. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und versuchte, sie zu bremsen, zurückzudrängen. Ezri widersetzte sich. »Lieutenant Dax«, befahl er in seinem strengsten Medizi-nertonfall, »Sie müssen sich ausruhen. Ihr Körper hat ein enormes Trauma hinter sich.«
Ezri gab nach und sank auf die Liege zurück. »Was ist passiert?«, fragte sie wieder, hungrig nach Wissen. »Ich erinnere mich, zur Jefferies-Röhre unterwegs zu sein … Einer der Ingenieure hatte etwas gefunden …«
»Später«, meinte Julian. »Ich will, dass du dich erst ausruhst.«
Abermals kämpfte sie sich auf die Ellbogen hoch. »Dr. Bashir«, ging sie ihn im Befehlston an, »die Leben von vier Milliarden Vahni stehen auf dem Spiel. Zum Ausruhen fehlt mir die Zeit. Ich werde mich hinlegen und auch ausruhen. Aber erst müssen Sie mir sagen, was geschehen ist. Ich muss informiert bleiben.«
Endlich gab er nach. »Ensign Leishman fand eine amorphe graue Masse in einer der Jefferies-Röhren …«
»Genau!« Irgendwo in ihrem vernebelten Gedächtnis regte sich eine Erinnerung. »Die Substanz. Wir versuchten, sie zu beamen.« Sie entsann sich, mit Nog in der Röhre gewesen zu sein.
»Richtig«, bestätigte Julian. »Nog zufolge hat sie sich bewegt, als wir den Transportvorgang einleiteten. Er will es nicht direkt gesehen haben – aber von einem zum anderen Moment sei sie woanders gewesen. Und in direktem Kontakt mit deiner Hand. Du bist sofort zusammengebrochen.«
Sie packte ihn an der Schulter. »Julian, diese Substanz ist lebendig.«
»In Ordnung«, sagte er, ergriff ihre Hand und legte sie wieder aufs Bett. »Jetzt musst du dich aber ausruhen.« Er sah hinter sich. »Pfleger Juarez, bereiten Sie bitte ein Hypospray vor.«
»Du musst mir zuhören«, flehte sie, als er sich wieder ihr zugewandt hatte. Ezri sah die Müdigkeit und die Anspannung in seinen Zügen und ahnte, wie schwer die letzten Stunden für ihn gewesen sein mussten. »Ich werde mich ausruhen, aber erst hörst du mir zu.
Und sprichst mit Lieutenant Bowers.« Schritte erklangen, und Juarez näherte sich dem Bett. Er hielt ein Hypospray in den Händen und reichte es Julian.
»Abgemacht«, sagte Julian. »Schieß los.«
»Die Substanz lebt«, wiederholte sie. »Ich spürte es während meiner vermeintlichen Bewusstlosigkeit.«
»Vermeintlich?«, hakte er mit unverhohlener Skepsis nach.
»Ich bin nicht ins Koma gefallen«, fuhr sie fort. »Zumindest nicht alles an mir. Ich war … Ich … Es ist ein unglaublich mächtiges Bewusstsein. Und sehr fremd. Ich glaube, es weiß von dem Impuls.«
Julian sah zu Juarez. Ein stummes Gespräch schien zwischen ihnen abzulaufen. Dann sahen sie wieder zu ihr. Julian nickte. »Gut, ich werde es Lieutenant Bowers mitteilen.« Er hielt das Hypospray vor sich und prüfte die Einstellungen. Ezri sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Soweit es ihn betraf, war sie im Koma gewesen. Was immer sie sagte, führte er darauf zurück, war Traumecho.
Und vielleicht hat er recht , gestand sie sich ein. Aber sie glaubte es nicht. Sie wusste, dass er ihre Nachricht an Bowers trotz seiner Arro-ganz – einem Produkt seines Talents und seines überlegenen Wissens – übermitteln würde.
Julian senkte die Hände, um das Hypospray anzuwenden. »Warte«, sagte sie. »Eins noch. Dieses Wesen … Ich glaube, es brachte mich in ein anderes Universum.« Diesmal schien der Ausdruck auf seinem Gesicht nicht aus Skepsis, sondern aus Neugierde geboren zu sein. Als hätte Ezri ihm das fehlende Stück eines Puzzles geliefert.
»Ich werde Lieutenant Bowers alles mitteilen, was du gesagt hast«, versprach er. »Und jetzt musst du dich schonen.« Wieder beugte er sich vor. Ezri fühlte die Berührung am Hals, die kühle Spitze des Hyposprays.
Sie war so müde. Zurückzukommen hatte unendlich viel Kraft gekostet , dachte sie – und auf einmal war das Bild in ihrem Geist, wie die Erinnerung an einen Traum oder ein Leben von Dax’ früheren Wirten.
Ein Kampf gegen graue Wolken.
Ezri hörte das Geräusch des Hyposprays nah an ihrem Ohr. Ähnliche Laute – kurz, leise, zischend – musste der Symbiont oft in den Höhlen von Mak’ala gehört haben. Mit dem Gedanken an die Becken auf Trill glitt sie in die Schwärze.
Als sie
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