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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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und erwähnte auch, dass er mittlerweile außerhalb des Funkradius war.
    »Bleibt ihm genug Zeit?«, hakte Shar nach.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Wird er überhaupt etwas aus-richten können, falls er sein Ziel erreicht? Auch darauf habe ich nichts zu erwidern. Aber Vaughn …« Sie zögerte. Einerseits wollte sie ihn beruhigen, andererseits widerstrebte es ihr, die Worte auszu-sprechen. »Vaughn versteht seinen Job.« Sogar gut genug, um meine Mutter in den Tod zu schicken , konnte sie nicht verhindern, in Gedanken hinzuzufügen. Prynn ahnte, dass sich ihr Schmerz auf ihrem Gesicht widerspiegeln musste, daher griff sie sich den Hautregenerator und eilte zurück zum Notfallkoffer.
    »Falls Commander Vaughn den Impuls nicht aufhält, werden wir sterben«, sagte Shar hinter ihr, während sie sich beschäftigt gab.
    Furcht und Pein lagen in seiner Stimme, doch nicht vor dem Tod oder wegen seiner Verletzungen. Irgendetwas anderes schien ihn zu beschäftigen.
    »Shar«, sagte Prynn und drehte sich wieder zu ihm. »Ich arbeite daran, den Transporter zu reparieren. Einige der Hauptkontakte wurden beim Absturz zerstört, aber die Backups sind einigermaßen intakt.« Sie berichtete ihm von Vaughns Befehlen, denen zufolge sie zunächst versuchen sollte, die Mission zu erfüllen. Danach würde sie Shar und sich selbst so weit wie möglich aus der Gefahrenzone bringen. »In ein paar Tagen ist die Sagan repariert. Dann wird Lieutenant Dax uns retten kommen.«
    »Vorausgesetzt, wir überleben den Energieimpuls«, ergänzte Shar.
    »Das werden wir«, sagte sie sicherer, als sie sich fühlte. »Shar?«, fragte sie dann. Sein Gesicht wirkte mit einem Mal angespannter als zuvor. Sein Kinn war vorgestreckt, seine Augen zusammengeknif-fen, und seine Antennen zitterten auf eine Weise, die sie nicht zu interpretieren wusste. Er schwieg, doch sein Blick war zum Himmel gerichtet. »Alles in Ordnung? Haben Sie Schmerzen? Soll ich Ihnen
    …«
    Shar rollte sich zur Seite und stützte sich auf den linken Ellbogen.

    Sein Blick ließ sie verstummen. Farbe kehrte in sein Gesicht zurück; tiefblaue Flecken auf Wangen und Stirn, die sich dramatisch von seinem weißen Haar absetzten. War er verletzt? Einen langen Moment über sah er Prynn einfach nur an. Dann sagte er: » Zhavey. «
    »Was?«
    »Meine Mutter.« Instinktiv begriff sie, dass er ihr das Wort übersetzt hatte. Prynn wusste von der andorianischen Art, Kinder in Vie-rergruppen zu zeugen und aufzuziehen. Ratsmitglied zh’Thane war eines seiner Elternteile. Bezog er sich also auf sie?
    »Ihre Mutter«, wiederholte sie.
    »Ein Teil von ihr …« Er setzte neu an. »Sie hat das hier schlimmer gemacht.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, erwiderte Prynn. »Verzeihen Sie, Shar, aber ich verstehe gar nichts .«
    »Kurz vor unserem Aufbruch von DS9 brachte sie meine Bündnispartner zu mir«, erklärte er.
    »Oh.« Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    »Sie versuchte, mich zur Rückkehr nach Andor zu überreden.«
    Seine rechte Hand ballte sich zur Faust. »Erfolgreich. Ich willigte ein, meine Bündnispartner dort zu besuchen, sobald wir aus dem Gamma-Quadranten zurückkehren würden.« Er hob die Faust einige Zentimeter und ließ sie mit Wucht zu Boden fahren.
    »Shar, darüber müssen Sie jetzt nicht nachdenken«, riet Prynn ihm. »Sie müssen nichts tun, was Sie nicht wollen. Ihre Mutter …«
    »Ich versprach es ihnen!«, brüllte er nun. »Und wenn ich nicht …«
    Er sah weg, zu Boden, doch sein Gesicht zeigte ihr, dass sein eigentlicher Blick längst nach innen gerichtet war. »Thriss stirbt ohne mich.« Abermals hob er die Faust, ließ sie niedersausen, seine sonst so sanften Züge von Zorn gezeichnet.
    »Shar«, warnte Prynn, doch die Faust hob sich erneut. Wieder und wieder schlug der Andorianer auf den Boden ein, und Prynn hörte seine Knochen brechen. »Shar!«, rief sie, eilte zum Notfallkoffer und zurück, presste das Hypospray an seinen Hals. Die blaue Haut war warm.
    Beim letzten Schlag blieb Shars Arm in der Luft hängen, dann verlor er das Bewusstsein. Prynn stützte ihn, senkte ihn wieder auf die Matte und ließ den Trikorder über ihn gleiten. Sobald sie sich sicher war, dass sein Zustand stabil blieb, kümmerte sie sich um seine Hand. Mehrere Hautschichten waren abgeschürft, Blut trat aus den Wunden. Alle Fingerknochen wiesen Frakturen auf.
    »Das also bezeichnet man als ›andorianischen Zorn‹«, murmelte sie. Das Betäubungsmittel würde ihn

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