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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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übermittelt hatte? So oder so: Im Gegensatz zu Thriss kamen Anichent und Dizhei zumindest mit ihrer Lage zurecht.
    »Ich weiß, dass Shar uns seine Rückkehr versicherte«, gab Anichent zu. »Ich bin nur nicht sicher, ob es dazu kommt.«
    »Natürlich wird es das«, betonte Charivretha. »Ich lasse nicht zu, dass seine Sternenflottenkarriere ihn blockiert.« Sofort bedauerte sie ihren harten Tonfall. Hier wäre mehr Leichtigkeit angebracht gewesen.
    Anichent legte die Gabel auf den Teller und faltete die Hände, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. »Shar verließ Andor nicht der Sternenflotte wegen. Er verließ uns nicht für sie.« Dem Klang seiner Stimme nach, war ihm soeben eine unangenehme Wahrheit offenbar geworden. »Ich weiß, dass wir es so sehen, aber Shar hat uns den wahren Grund mehrfach genannt.«
    »Was Thirishar sagt, und was die Wahrheit ist, muss nicht immer übereinstimmen«, warf Charivretha ein. Worte und Logik reichten längst nicht, um die Irrationalität seines Handelns zu erklären.
    »Auch das weiß ich.« Anichent hielt ihrem Blick stand, als wolle er sie herausfordern. »Aber ich frage mich, ob er mit dem, was er über unser Volk sagte, recht haben könnte. Vielleicht führt der von uns eingeschlagene Weg wirklich nicht zur Rettung.«
    »Das ist absurd«, erwiderte Charivretha, nicht länger um ihren Tonfall besorgt. »Seit den Reformen ist die Sterberate merklich gesunken.«
    »Als Volk mögen wir nur langsam vergehen«, lenkte Anichent ein,
    »aber vielleicht … Ich weiß nicht … Vielleicht sterben wir als Individuen beträchtlich schneller.«
    »Was meinst du?«, wollte Dizhei wissen.
    »Was er meint, hat weder Hand noch Fuß«, ging Charivretha dazwischen. »Haarspaltereien, um Thirishars Handlungen zu beschö-
    nigen.« Sie wusste nicht, was sie mehr erzürnte: vor Thriss ein solches Gespräch zu führen, oder zu sehen, wie jemand das Verhalten ihres Cheis zu rechtfertigen versuchte.
    »Es ist keine Haarspalterei«, widersprach Anichent. »Shar war auf Andor nicht glücklich. Es missfiel ihm, in manchen Bereichen seines Lebens keine Wahl zu haben. Wäre er geblieben, wäre sein Schmerz nicht von ihm gewichen.«
    »In seiner Liebe zu dir, Thavanichent, hatte und hat er immer die Wahl«, sagte ihm Charivretha. »Wie auch zu Vindizhei und Shathrissia. Und er liebt euch. Allesamt.«
    »Das weiß ich.« Anichent nickte. »Oh, ich weiß es.«
    »Die Liebe birgt immer auch Pflichten«, fuhr sie fort. »Ob man nun Andorianer, Klingone oder Tholianer ist.«
    Abermals nickte er. »Pflichten, ja. Aber sollte wahre Liebe Forderungen stellen? Eine Verpflichtung ist etwas, das zu erfüllen Shar wollen soll. Unsere Forderungen jedoch … die Zwänge unserer Gesellschaft … Vielleicht bitten wir Shar schlicht um zu viel.«
    »Lächerlich!« Charivretha schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. »Shar wird nichts abverlangt, was nicht schon ganze Generationen vor ihm erbracht hätten.«
    »Dann verlangen wir vielleicht zu viel von uns allen«, sagte Anichent leise.
    »Das spielt keine Rolle«, ergriff Thriss plötzlich das Wort, den Kopf weiterhin gesenkt. »Nichts davon ist wichtig, falls Shar seine Mission nicht überlebt.«
    Alle Augen richteten sich auf sie. Anichent beugte sich vor und legte ihr die Hand auf den Arm. »Er wird zurückkehren.«
    Langsam entzog sie sich ihm und stand auf. »Entschuldigt mich«, bat sie, und Charivretha glaubte, Tränen in den Augen der jungen zhen zu sehen. Thriss eilte durch den Raum und ins Schlafzimmer.
    Dizhei sah zu Anichent. »Ich gehe ihr nach«, sagte sie, und er nickte stumm.
    Sobald sie fort war, sahen er und Charivretha einander an. »Ich weiß nicht, wie manche von uns reagieren werden, falls Shar auch diesmal nicht nach Andor kommt«, murmelte er.
    »Das wird er«, sagte Charivretha fest. »Ich muss jetzt zum Empfang. Danke für das Ale.«
    Anichent nickte. Als sie an der Schwelle war, schien ihr, als wolle er noch etwas sagen, doch dann stand sie im Korridor und die Tür schloss sich wieder.
    Nachdenklich ging Charivretha zh’Thane zum Turbolift. Eines war gewiss: Auch sie konnte für keinerlei Reaktion ihrerseits garantie-ren, sollte Thirishar wiederum nicht nach Andor reisen.

    Kapitel 51
    Vaughn sah seine Tochter sterben. In dieser furchtbaren Sekunde erlebte er ihre Trennung erneut, fühlte die Last der vergangenen Jahre und bedauerte alles.
    Prynns Körper landete neben dem Sessel des Captains. Der Geruch versengten Fleisches lag in der

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