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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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schwach, traurig, allein. Seine Knie zitterten, und für eine Sekunde glaubte er, zu stürzen. Als er aufschaute, sah er die graue Rampe und den grauen Himmel.
    »Aufhören!«, schrie er sie an. »Aufhören!« Dann senkte er den Kopf. »Du hast eine Aufgabe. Hör auf, so zu fühlen.« Links von ihm lag die Straße und führte weiter. »Du hast eine Aufgabe. Du hast eine Aufgabe.«
    Er musste es noch fünfzig Mal wiederholen, bis er die Kraft fand, sich in Bewegung zu setzen.
    Vaughn zog weiter.
    Er zog durch einen Teilbereich des Schlachtfelds von Beta VI, auf dem er und sein Team lediglich hatten zuschauen können, während sich über elftausend Männer mit Steinen und Stöcken gegenseitig erschlugen. Nun sah er nur ein Mitglied seiner damaligen Mannschaft und etwa ein Dutzend Kämpfende, an deren Schuhen bereits das Blut der am Boden Liegenden klebte.
    Er zog durch die dunkle, stickige Zelle – kaum mehr als eine Kiste
    –, in der ihn die Breen einst sieben Wochen lang inhaftierten.
    Vaughn hatte nur überlebt, indem er die feuchten Wände abgeleckt und die Aurowaqqa – pelzige, handtellergroße und zehnbeinige Kreaturen – getötet und gegessen hatte, die mitunter den Weg in sein Gefängnis fanden. Auch heute hatte er einen erwischt, hatte ihn wie im Zwang mit der Stiefelsohle zerquetscht – und schämte sich dafür.
    Er zog durch die Straßen Pentabos auf Verillia und die Mengen ab-gemagerter Kinder, der Kriegswaisen in den Ruinen ihrer Welt. In den verzweifelten, hungrigen Gesichtern lag mehr Schmerz und Sorge, als so junge Wesen zu fühlen imstande sein sollten. Die Szene brach ihm abermals das Herz.
    Er zog durch einen Gang der Kamal , des alten, in den Badlands verschollenen Frachters der Cardassianer. Tote Bajoraner, die dünnen Leiber nur ein schwacher Hinweis auf das Grauen der Besatzungszeit, lagen überall und die Leichen ihrer cardassianischen Unterdrücker gleich daneben. Vaughn suchte nach dem Drehkörper, der vielleicht eine Verbindung zu diesem seltsamen Planeten bieten mochte, doch die Szene reichte nicht so weit.
    Schließlich, als der ohnehin schon fahle Himmel in die Nacht überging, stand er auf der Brücke der T’Plana-Hath , starrte auf den Hauptmonitor und durchlebte erneut jenen schrecklichen Augenblick, in dem er Rurikos Tod begriffen hatte. Und ein Teil von ihm starb mit ihr.
    Vaughn zog weiter.
    Bald würde das Licht fort sein. Aufgrund der energetischen Interferenzen konnte Vaughn seinem Trikorder keine Daten über das Vorankommen an diesem Tag entnehmen. Es spielte keine Rolle. Entweder er erreichte den Impuls, oder nicht. Ihm blieb weniger als ein Tag, bis die nächste Zerstörungswelle ins All aufbrach.
    Vaughns Beine – müde, aber stark – hatten ihn tapfer getragen, und er war zuversichtlich, auch den Rest des Weges physisch meistern zu können. Emotional gesehen hatten ihn seine Kräfte jedoch verlassen, und es machte keinen Unterschied, dass es sich bei den Leuten und Orten auf seiner Wanderung nur um Nachbildungen gehandelt haben musste. Seine Reaktionen waren echt gewesen –
    beim ersten Mal und auch heute.
    Vaughn nahm eine weitere Steigung und fürchtete sich vor dem, was hinter ihr warten mochte. Die Echos der Vergangenheit kamen immer schneller, und er rechnete bereits mit dem nächsten. »Du hast eine Aufgabe«, murmelte er.
    Als er den Gipfel der Anhöhe erreichte, versuchte er, sich für das Kommende zu wappnen. Es misslang. Reglos stand er da und starrte in die Ferne.
    Dort präsentierte sich ihm ein Komplex verfallener Gebäude und in seiner Mitte war er unbebaut. In seiner Mitte war nur Schwärze.
    Die Quelle des Impulses.

    Kapitel 52
    Kira stand auf der Schwelle der Offiziersmesse und beobachtete die Menge. Die Delegationen der Bajoraner, Alonis, Trill und Andorianer, allesamt in formelle Kleidung gewandet, unterhielten sich ange-regt. Sie lächelten – war das ein gutes Zeichen? Kira hatte sich ge-schworen, nicht länger über die Zukunft zu spekulieren, doch dieser Szene nach zu urteilen, mochte Bajor binnen Minutenfrist bereits angenommen sein. Die Stimmung war derart gut, dass selbst der sonst so unnahbare Akaar wirkte, als amüsiere er sich. Auch das nahm Kira als positiven Hinweis. Der Empfang schien ein grandioser Erfolg zu sein.
    Sozialer Kontakt zu Regierenden zählte nicht gerade zu Kiras Ste-ckenpferden, aber an diesem Abend pflegte sie ihn. Stundenlang hatte sie sich durch die Menge treiben lassen, Botschafter und deren Stabsmitglieder in

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