Zwielicht
wiederholte sie. »Seit Beginn der Europani-Krise gingen weniger Schiffe und weniger Güter von Bajor nach Cardassia. Aber wir sind nach wie vor Teil der Hilfsmaßnahmen und koordinieren die Spenden anderer Welten.«
Der Admiral erwiderte nichts, wartete vermutlich darauf, dass sie fortfuhr. Doch es gab nichts, was Kira noch dazu sagen wollte. Nun, da der Konferenztisch nicht länger zwischen ihr und den Fenstern stand, konnte sie Deep Space 9 vor der Mjolnir liegen sehen. Ihr Blick glitt über den geschwungenen äußeren Stationsring, von dem die Pylonen wie riesige Türme aus einer großen Stadt aufragten. Sie folgte dem Ring zu einer Brücke, weiter zum Habitatring und dem zentralen Kern. Licht schien aus zahlreichen Öffnungen und zeugte von den Tausenden, die hinter der Stationshülle lebten und arbeiteten. Die ovalen Fenster des Promenadendecks strahlten hell. Kira war, als könne sie sogar Bewegungen dahinter ausmachen.
Oben auf dem Kern saß das Ops-Modul, und an seiner Seite führte ein Fenster in Kiras Büro. Sie erinnerte sich daran, am Morgen dort gestanden und hinaus auf die vielen Schiffe geblickt zu haben. Dann dachte sie an Als die Propheten weinten und ihre gewagte Vermutung, die Mjolnir brächte einen weiteren Drehkörper nach Bajor. So schnell, wie ihr dieser Tagtraum gekommen war, so albern erschien er ihr nun. Kira wusste, dass sich keines der heiligen Artefakte an Bord befand, doch das Gefühl eines kommenden Ereignisses ließ sich nicht abschütteln. Irgendetwas stand Bajor bevor – und es war mehr als ein wortkarger Sternenflottenadmiral.
Plötzlich wusste sie es. Die Mjolnir brachte tatsächlich etwas nach Bajor. Ihr Blick fiel auf Akaar, der sie schweigend beobachtete. Sie schwieg ebenfalls, und einen Moment später unterbrach er die Stille.
»Colonel Kira«, sagte er und sprach sie erstmals seit ihrer Begegnung an der Luftschleuse mit ihrem Namen an. »Gefällt es Ihnen, Deep Space 9 zu befehligen?«
Kira lächelte. Ihr war, als müsse Akaar ihr angesehen haben, was sie dachte. Was sie wusste . Langsam trat sie zurück zu ihrem Sessel und nahm Platz. Der Admiral wollte wissen, wie sie die Station betrieb? Nun, das konnte sie ihm sagen. Eine Stunde lang sprach sie von den Herausforderungen der Kommandohierarchie, von der Verantwortung einer Anführerin und der Erfüllung, die damit einherging, zuversichtlich in die Zukunft zu schreiten. Und sie fragte sich, wie diese Zukunft für ihr Volk aussehen mochte.
Denn was Bajor bevorstand, war kein weiterer Drehkörper, das wusste sie nun. Es war die Föderation.
Kapitel 3
Der Ball schlug hoch gegen die Wand des weißen, ovalen Raumes, prallte ab und flog in die hintere linke Ecke des Spielfelds. Ein schrilles Läuten erklang und wies auf den neuen Punktestand hin.
Asarem Wadeen preschte los, die Gummisohlen ihrer Sportschuhe quietschten auf dem schwarzen Holzboden. Instinktiv passte sie sich der neuen Richtung und Geschwindigkeit des Balles an und erkannte, dass sie es so nicht mehr schaffen würde. Im letzten Moment hechtete sie vor und fing ihn mit der Rückhand, als er zum zweiten Mal auf dem Boden aufschlagen wollte. Hart prallte sie mit der Schulter gegen die Wand – ein Geräusch, das im gesamten Raum widerhallte. Doch Asarem erholte sich schnell. Sie stieß sich an der Wand ab, eilte zurück in die Spielfeldmitte, wippte auf den Fußbal-len und brachte ihren Schläger in eine Vorhandposition, um ihr einsames Match fortzusetzen. Zwei tiefe Ringe jenseits der vorderen Feldbegrenzung zeigten ihr jedoch, wie weit ihre Parade das Ziel verfehlt hatte.
Asarem richtete sich auf und fing den zurückprallenden Ball mit der behandschuhten Hand. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn abermals zu parieren und weiterzuspielen, doch selbst wenn sie sich aufwärmte, legte sie Wert darauf, die Regeln zu befolgen. Sie fand, dass es ihr bei der Vorbereitung auf die richtigen Gegner half – physisch wie psychisch.
Sie löste ihre Finger vom Griff des Schlägers und ließ ihn an dem Band baumeln, das ihn mit ihrem Handgelenk verband. Dann zog sie sich die scharlachroten Handschuhe aus und löste den Kinngurt ihres Helmes. Schweiß strömte ihr Gesicht hinab und benetzte ihre Haare. Draußen mochte es frisch sein – die Wintermonate hatten begonnen, auch wenn es in Ashalla eigentlich nie allzu kalt wurde –, doch die Luft auf dem Spielfeld war warm und stickig geworden.
Ihre gefütterte, ebenfalls scharlachrote Springballuniform, die sie vom Hals
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