Zwielicht
der Hälfte der vermuteten Zeit. Sie hatte schnell geduscht, ihr schulterlanges schwarzes Haar am Hinterkopf zusammengebunden und statt des vorgesehenen Hosenanzugs eine schlichte braune Hose sowie eine rostfarbene Bluse mit Makramee-Verzierungen übergeworfen. Bei den Verhandlungen mit der Föderation stand eine Entscheidung an, und ein Admiral der Sternenflotte war unterwegs – kein Wunder, dass sie einem Informationsaustausch mit Shakaar entgegenfieberte.
Im Vorzimmer begrüßte Enkar sie lächelnd. Der enge, langgezoge-ne Raum war in zwei Bereiche unterteilt. Neben der Tür stand ein halbes Dutzend Stühle um einen niedrigen, runden Tisch, auf dem sich einige Komm-Konsolen befanden – der Wartesaal. Daran schloss sich Enkars breiter Schreibtisch an, der in weitem Bogen zur Tür des Premierministers führte. Hinter Enkar war eine zweite Tür, die, wie Asarem vermutete, in eine Abstellkammer führte.
Der Raum war nur schwach beleuchtet, seine Einrichtung verbreitete jedoch eine freundliche Atmosphäre, was eher auf Enkar als auf ihren Vorgesetzten zurückgehen musste. Bunte impressionistische Gemälde hingen in angemessenen Abständen zueinander an den Wänden, und hier und da schmückten Vasen voller farbenfroher Blumen den Raum. Ein neutral gehaltener Teppich machte das Zimmer erst richtig gemütlich. In der Luft hing der sanfte Duft frischer Blumen.
Enkar trat hinter ihrem Tisch hervor und meldete sichtlich erfreut, der Minister sei für Asarem bereit. Die junge Frau – Asarem schätz-te, dass Enkar knapp dreißig und somit mindestens zwölf Jahre jünger als sie sein musste – begleitete sie zur Tür seines Heiligtums.
Dann klopfte sie mit den Fingerknöcheln dagegen, öffnete sie und lugte über die Schwelle. »Ministerin Asarem ist hier, Sir.« Sie trat zur Seite, um Asarem passieren zu lassen.
Shakaars schmuckloses Büro war ein krasser Gegensatz zum Vorzimmer. Die nackten, schrägen Wände bogen sich vom Eingang fort, bis sie die hintere Wand berührten. Der Steinfußboden, wenngleich wunderschön, verlieh dem Raum eine kalte Ausstrahlung, und die wenigen Möbel – ein Sofa nebst passenden Stühlen um einen niedrigen, runden Tisch und auf der anderen Seite ein weiterer kleiner Tisch mit Komm-Konsole – halfen nicht dabei, den Eindruck zu ändern.
Die der Tür gegenüberliegende Wand bestand zum Großteil aus Fenstern. Rechts außen führte eine weitere Tür auf einen Balkon, der am hinteren Ende des Gebäudes angebracht war. Asarems Meinung nach waren sie das Einzige, was dem Raum Freundlichkeit verlieh, erlaubten sie doch den Blick auf die grüne Landschaft jenseits der Stadt. Sie wirkten wie ein Naturgemälde. In ein paar Monaten wurde es Frühling. Dann blühte dort wieder alles, und die Farben der Pflanzenwelt werteten das Büro weiter auf. Heute jedoch waren Fenster und Balkontür geschlossen, um es vor dem kalten Wetter zu schützen.
Shakaar erhob sich von seinem Sitz, deaktivierte ein Padd und ließ es auf den Tisch vor sich gleiten. »Wadeen«, sagte er – nicht freund-schaftlich, sondern mit der Vertrautheit ihrer langjährigen Berufsbe-ziehung – und kam ihr entgegen. Hinter Asarem schloss sich kli-ckend die Tür zum Vorzimmer.
»Edon.«
Er nahm ihre linke Hand in seine Hände, legte seinen linken Daumen um den ihren. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt, Höflichkeit statt Ehrlichkeit.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er. »Ich bedaure, unser Spiel verpasst zu haben.« Asarem neigte den Kopf, schloss kurz die Augen und akzeptierte damit seine Entschuldigung. Er ließ ihre Hand los und deutete zur Sitzgruppe. »Bitte.«
Sie ging an ihm vorbei und nahm vor dem Tisch Platz. Er selbst ließ sich ihr gegenüber nieder. »Danke für den kurzfristigen Termin.
Gibt es Neuigkeiten vom Admiral?«
»In der Tat«, antwortete Shakaar. Das Lächeln war von seinem Gesicht gewichen; nun wirkte er abgelenkt. Eine Öllampe warf Schatten auf seine Züge. Normalerweise erhellten zwei Deckenfluter und die Fenster den Raum mehr als ausreichend, aber nun, da die Rolllä-
den unten waren, hatte man mehrere Lampen entzündet. Eine davon stand auf dem Tisch zwischen ihnen und flackerte in ihrem transparenten Gehäuse. »Admiral Akaar kontaktierte mich heute früh«, fuhr er fort. »Er hat Deep Space 9 erreicht und wird morgen nach Bajor kommen.«
Asarem spürte Aufregung in sich aufsteigen. »Das sind wundervolle Neuigkeiten«, sagte sie. »Die Föderation muss einer Entscheidung näher sein,
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