Zwielicht
bemerkenswerte Leistung des bajoranischen Volkes.«
»Vielen Dank, Ratsmitglied«, erwiderte Shakaar. »Wir sind froh, den Europani helfen zu können.«
»Wir Bajoraner wissen, wie es ist, sein Heim zu verlieren«, ergänz-te Asarem. »Es war uns eine Ehre und ein Vergnügen, diesem Volk ein solches Schicksal zu ersparen.« Dabei breitete sie die Arme aus, um auf die Menge unter ihnen zu verweisen.
»Und dafür sind wir dankbar.« Die Stimme war hinter dem Premierminister und dem Admiral erklungen, die, so machten ihre Reaktionen deutlich, den Neuankömmling ebenfalls nicht vorher bemerkt hatten. Als sie zur Seite traten, erkannte Charivretha sie sofort: eine alte Frau mit tiefen Falten um Mund und Augen. » Ich bin dankbar«, ergänzte sie lächelnd. Ihr kurzes, lockiges Haar war fast so weiß wie Charivrethas und erinnerte an einen Albino-Andorianer, auch wenn nur wenige Vertreter dieser Spezies lang genug lebten, um derart viele Kinns zu entwickeln.
Die Frau streckte dem Premierminister ihre Hand entgegen, der sie schüttelte. »Präsidentin Silverio«, grüßte Shakaar herzlich, woraufhin sie umgehend den linken Zeigefinger hob. »Grazia«, berichtigte er sich. Die Europani bevorzugte es, mit ihrem Vornamen angesprochen zu werden, wie Charivretha aus ihrer gemeinsamen Zeit vor der Krise wusste.
Als Nächstes reichte Silverio der Vizepremierministerin die Hand.
»Grazia«, sagte Asarem und erwiderte die Geste. Charivretha brauchte keine Antennen, um die Herzlichkeit zwischen der Präsidentin und den bajoranischen Führern zu erkennen.
»Und natürlich«, fuhr Silverio fort und wandte sich zu ihr und Akaar, »danken wir der Föderation, die so viel für uns getan hat.«
Während Charivretha ihr die Hand gab, vollzog der Admiral die traditionelle capellanische Grußgeste. Silverio nickte anerkennend, bevor sie fragte: »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich von hier oben an mein Volk wende?« Der Blick, mit dem sie die indirekte Bitte begleitete, galt allen Anwesenden. Charivretha, Akaar und Asarem sahen wiederum zu Shakaar.
»Nur zu.« Der Premierminister trat vor, legte Silverio den Arm um die Schultern und begleitete sie zur hölzernen Brüstung des Balkons.
Charivretha und Asarem machten ihnen Platz. Erst jetzt bemerkte die Andorianerin die Verzierungen im Holz: eine eingekerbte Berg-kette, deren einer Gipfel die anderen weit überragte, und die zweifelsfrei die Umgebung widerspiegelte.
Silverio hob Arme und Stimme und wandte sich an ihre europanischen Mitbürger. Charivretha hörte, wie Shakaar sich ins Gebäude entfernte und den Technikern auftrug, die Militärs auf dem Platz zur Ruhe zu ermahnen, während die Präsidentin sprach. Silverios Stimme, wenngleich ziemlich laut für eine so kleine und alte Person, trug nicht genug, um die Geräusche der Wartenden zu übertönen.
Doch nach und nach wandten sie sich zu ihr um, verstummten und bildeten einen Halbkreis um den Balkon. Dann ruhten die Augen aller Anwesenden auf ihr.
»Mitbürger«, begann sie. »Heute machen wir uns auf den Heim-weg, doch lasst uns nicht vergessen, der Vereinigten Föderation der Planeten sowie der Sternenflotte für ihre schnelle Hilfe bei unserer Evakuierung zu danken.« Applaus erfüllte den Platz. Es klang wie das Rauschen des Windes in den Blättern. »Außerdem sind wir unseren bajoranischen Gastgebern für ihre Hilfe und ihre Großzügigkeit zu Dank verpflichtet.« Abermals stieg Applaus auf. Die europanische Präsidentin lächelte. Was sie zu sagen gehabt hatte, war gesagt, vermutete Charivretha. Doch Silverio war noch nicht fertig.
»Aber wir danken den Bajoranern für weitaus mehr. Premierminister Shakaar sagte mir, die Katterpod -Ernte sei in diesem Jahr besonders stark ausgefallen, sodass die Regierung einwilligte, einige Schiffsladungen zu uns nach Europa Nova und zu uns zu entsenden
…« Der nun folgende Applaus war von lauten Jubelrufen durchzogen. Dennoch konnte Charivretha auch den Rest der Worte verstehen »… um die Auswirkungen der Strahlung auf unsere eigene Landwirtschaft ein wenig abzufedern.«
Diese Information war dem Ratsmitglied völlig neu. Ja, sie hatte sie nicht einmal erahnen können. Angesichts der Zeit, die sie und Admiral Akaar seit ihrer Ankunft mit den beiden Ministern verbracht hatten, fragte sie sich, wann diese eine derartige Absprache getroffen haben sollten. Vielleicht geht das auf Kaval zurück , dachte sie im Hinblick auf den bajoranischen Staatsminister. Doch dann verwarf
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