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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Jem’Hadar-Gesicht. Seine Hoffnung, die Schritte oder die Stimme eines weiteren sich nähernden Besatzungsmitglieds zu hö-
    ren, blieb unerfüllt. Da waren nur das Summen der Schiffsmaschi-nen und die Atemgeräusche, die er und der Jem’Hadar verursachten. Nog war allein. Allein mit ihm .
    »Tun Sie mir nichts«, wisperte er und hörte das Zittern in seiner Stimme. Furcht griff nach ihm, und all die Argumente, die andere und er selbst vorgebracht hatten, um diesem mörderischen Wesen den Aufenthalt auf der Station zu gestatten, verabschiedeten sich augenblicklich. Mit einem Mal war es irrelevant, dass Odo sich für dieses Ding verbürgte. Odo war nicht da, nicht auf der Station, nicht einmal im Quadranten! Diese Kreatur jedoch war entworfen und ge-züchtet worden, um eine Tötungsmaschine zu sein. Das ließ sich nicht ändern: nicht durch Odos gute Absichten, nicht durch die Unabhängigkeit vom Ketracel-White, und erst recht nicht durch Stationsbewohner, die dumm genug waren, zu glauben, ein Friede mit dem Dominion bedeute auch die friedliche Koexistenz mit den Jem’Hadar. Colonel Kira, Admiral Ross, Captain Picard … Sie waren Narren, und nun musste er, Nog, den Preis für ihre Dummheit zahlen. Als hätte er nicht schon genug gelitten.
    Der Jem’Hadar stand über ihm wie ein Andockpylon über den Ringen Deep Space 9s. Als jemand, der sein Leben auf der Station und der Akademie verbracht hatte, war Nog daran gewöhnt, zu nahezu jedem aufsehen zu müssen, den er traf. So war es aber nie gewesen. Von seiner Position auf dem Deck aus war ihm, als starre er einen Kilometer weit in den Himmel. Die dreiundfünfzigste und zweihundertfünfunddreißigste Erwerbsregel kamen ihm in den Sinn
    – »Vertrauen Sie niemandem, der sie überragt« und »Ducken Sie sich, denn der Tod ist groß« –, und er verstand sie, wie nie zuvor.
    Sein Vater hatte sie ihm beigebracht …
    Vater. Nog dachte an ihn und wie er auf den Tod seines Sohnes reagieren mochte: am Boden zerstört. Wut wurde langsam zu Furcht, geboren aus der Trauer seines Vaters, und Nog bewegte sich! Schnell und zum Kampf gegen die Angst und das Monster vor ihm bereit, hob er die Linke zum Kommunikator. »Nog an Sicherheit.« Die Worte hatten seinen Mund verlassen, bevor er begriff, dass das Gerät abgefallen sein musste – entweder beim Zusammen-prall mit Ensign Roness oder … mit diesem Monster .
    Die Kreatur blickte auf ihn herab, als wolle sie ihre Beute begutachten. Panisch suchte er nach irgendetwas, das ihm eine Hilfe sein konnte. Das Padd vielleicht? Wenn er es dem Ding an den Kopf warf, gewann er unter Umständen genug Zeit, um zurück in den Turbolift zu rennen … Nur wo war es?
    Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn wieder herumfahren.
    Der Jem’Hadar war vorgetreten und streckte nun den Arm nach ihm aus. Nog stemmte die Füße auf den Boden, als wären sie Anker, drängte fort. Schmerz erfüllte sein linkes Knie. Er rollte sich zur Seite, wollte auf die Beine kommen, und für einen Moment schien es sogar zu gelingen. Dann aber umfassten die Hände des Ungeheuers, Seiten eines unerbittlichen Schraubstocks, seinen Oberkörper. Nog wurde hochgehoben, verlor den Bodenkontakt. Zorn und Energie verpufften, und zurück blieb abermals nur die Angst. Er öffnete den Mund zum Schrei – Sternenflottenoffizier oder nicht, er wollte nicht sterben –, doch nur Luft kam heraus. Seine Ohren waren eiskalt.
    »Wir befinden uns nicht im Krieg miteinander«, sagte der Jem’Hadar und stellte ihn auf die Füße.
    Nog stellte den Schreiversuch ein, doch sein Mund stand weiterhin weit offen. Die Stimme des Monsters, die er lange nicht mehr ge-hört hatte, war kein Knurren gewesen, sondern voll und wohltö-
    nend. Der Klang verwirrte ihn, und er starrte dem Jem’Hadar ins Gesicht. Sekunden verstrichen, in denen das Wesen seine starken Hände auf Nogs Oberkörper ließ – und ein Zudrücken genügte, um ihm das Leben aus dem Leib zu quetschen. Nog schloss die Augen, wartete auf das Unvermeidliche.
    Doch die Kreatur entließ ihn. Auf einmal ungestützt, gab Nogs Bein unter der Last nach. Er stolperte nach links, griff nach unten und umfasste das Knie mit den Händen, um es gerade zu halten.
    »Haben Sie sich am Bein verletzt?«, fragte der Jem’Hadar.
    Nog erhob sich wieder, starrte ins Antlitz des Feindes. Vor wenig mehr als einem Jahr war der untere Teil seines Beines durch den Schuss einer Jem’Hadar-Waffe zerstört worden. Die Erinnerung daran – noch immer klar,

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