Zwielicht
trieben die Trümmer durchs All, und eine Stimme, ein weiteres Echo – Audrid, vielleicht auch Jadzia – erklang in Ezris Kopf: Unternimm etwas! Sie stand auf, riss sich von dem Anblick los und trat zur Wissenschaftsstation. Shar blickte auf, das Gesicht ein einziger Ausdruck des Unglaubens. Seine Antennen waren zurückgebogen, als wollten sie mehr Abstand zwischen sich und das bisher unerklärliche Ereignis bringen.
»Shar«, sagte Ezri, »berechnen Sie den Kurs der größten Trümmerstücke.« Stücke? Eines Mondes ? Die Begriffe schienen nicht zusam-menzupassen. »Finden Sie heraus, ob sie dem Planeten gefährlich werden können.« Auf dem Monitor sah es aus, als sei der Großteil des Planeten pulverisiert worden und nur noch Staub und kleinere Fragmente übrig, die in der Atmosphäre verglühen würden. Doch es gab auch Ausnahmen.
»Ja, Sir«, bestätigte Shar und widmete sich seiner Konsole.
Ezri überquerte die Brücke und ging zur Taktik. Ensign Merimark war an ihrem Posten, den silbernen Ohrstecker im linken Ohr. Ezri legte ihr die Hand auf die Schulter. Einen Moment später zog Merimark den Stecker heraus. »Wir haben Kontakt zu achtzehn unserer Leute, inklusive Commander Vaughn«, meldete sie.
»Ist jemand verletzt?«
»Manche melden Verwundungen, aber nichts Ernstes«, antwortete Merimark. »Sie wollen unten bleiben, um den Vahni zu helfen.«
Abermals sah der Ensign auf die Konsole. »Drei Mitglieder des Au-
ßenteams werden vermisst – Bowers, Roness und T’rb –, aber zwei von ihnen könnten bei Commander Vaughn gewesen sein.«
»Rufen Sie sie weiter, Kaitlin«, sagte Ezri. »Und teilen Sie den anderen mit, sie können bis auf Weiteres bleiben.«
»Aye, Sir.« Sofort machte sich Merimark an die Arbeit.
Als Nächstes widmete Ezri sich Nog. »Status des Schiffes?«
»Was immer uns traf, verfügte über eine Menge an Energie«, antwortete er und sah auf. »Es überlastete die Schilde und schuf ein Feedback, das nahezu alle Systeme beeinträchtigte. Die Backups und Hilfssysteme konnten nicht einspringen, weil sie ebenfalls überrannt wurden.«
»Wie kommt’s dann, dass wir überhaupt funktionieren?«, hakte Ezri nach.
»Die meisten Systeme waren schon inaktiv, bevor bleibende Schä-
den entstehen konnten«, erklärte Nog. »Das meiste bekamen die EPS-Schnittstellen und einige der ODN-Leitungen ab.«
»Also konnten Sie die betroffenen Stellen umgehen«, folgerte sie.
Nog nickte. »Es geht uns besser, als es den Anschein erweckt. Der Austausch der zerstörten Komponenten sollte nicht länger als einen Tag dauern.«
»Gut«, sagte Ezri. »Stellen Sie einen Reparaturplan zusammen.«
»Ja, Sir.«
Die Steuerbordtür öffnete sich mit leisem Zischen, und Commander Vaughn betrat die Brücke. Er wies Verletzungen auf. Ein Halbkreis aus getrocknetem Blut verunzierte sein linkes Auge, und auf seiner Wange prangten zwei rote Striemen. Die staubige Uniform war an einem Dutzend Stellen zerrissen und ließ geschundene Haut und offene Wunden erkennen. »Bericht, Lieutenant«, verlangte er und kam auf Ezri zu.
Sie sagte ihm, was sie wusste, und brachte ihn auf den neuesten Stand. Vaughn bestätigte, dass Bowers und Roness bei ihm waren und sich nun auf der Krankenstation befanden – ohne schwere Verletzungen, auch wenn Bowers für ein paar Stunden dienstuntaug-lich bleiben würde.
»Lieutenant?« Shar meldete sich von seiner Station aus. Als er Vaughn sah, räusperte er sich. »Captain, ich habe das Trümmerfeld kartografiert und die Mondfragmente identifiziert, die groß genug sind und einen entsprechenden Flugwinkel haben, um den Planeten zu bedrohen. Im Falle eines Aufpralls käme es zu einer Druckwelle von über zehn Megatonnen.«
Zehn Megatonnen. Ezri fragte sich, was genau das bedeutete, und wusste es auf einmal – dank Jadzias Erinnerungen, wie sie vermutete. Ein derartiger Aufprall vermochte eine Kleinstadt zu vernichten.
War er größer, bedrohte er den gesamten Planeten.
»Von wie vielen dieser Fragmente sprechen wir, Ensign?«, fragte Vaughn.
Shar zögerte einen Moment, als wolle er keine schlechten Nachrichten überbringen. Dann tat er es doch. »Zweihunderteinunddrei-
ßig. Die ersten erreichen den Planeten in weniger als sechs Stunden.«
Ezri rannte zum Shuttlehangar, in dem die Chaffee und die Sagan standen. Beide waren bereits startklar. Das leise Summen ihrer Maschinen erfüllte den Raum, der kaum größer als die auf zwei Ebenen angeordneten Shuttles war, und erinnerte an
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