Zwielicht
bearbeitet und die Zahl der lebensbedrohlichen Mondfragmente nach und nach verringert. Nun war nur noch eines übrig, und die Phaser der Defiant hatten es bereits von siebenhundert auf zweihundert Meter Durchmesser reduziert.
»Sie haben exzellente Arbeit geleistet«, sagte Ezri zu Gerda. Der Ensign hing ebenfalls im Sitz und wirkte so erledigt, wie sie sich fühlte. Sie hatten das Shuttle oberhalb des Planeten platziert, weit genug von der Defiant entfernt. Auch die Chaffee hatte eine Ruhepo-sition in sicherem Abstand eingenommen.
»Danke.« Gerda lächelte. »Sie aber ebenfalls.«
Ezri erwiderte das Lächeln und atmete tief durch. Obwohl die Mission erfolgreich verlaufen war, blieb sie mangelhaft. Zweifach hatten die Shuttles der Defiant zu Hilfe eilen müssen, da große Brocken unter dem Beschuss des Schiffes in zwei Teile zerborsten waren. Einmal hatte eine der kleineren Felsmassen die Chaffee gestreift und ein Plasmaleck in einer der Warpmaschinen erzeugt. Da sie nicht mit Warp geflogen waren, hatte sich das Problem in Grenzen gehalten; Candlewood und Prynn war es gelungen, die Stelle zu isolieren und das Leck so notdürftig zu versiegeln, doch es würde spä-
ter repariert werden müssen.
Der Planet war gerettet. Diese Tatsache erfüllte Ezri mit Erleichterung und Genugtuung, hatte sie beim Erreichen dieses Ziels doch eine Rolle gespielt. Die Koordination der Shuttles war ihr leichter und sicherer von der Hand gegangen, als sie es sich je zugetraut hät-te, und obwohl sie wusste, dass einige ihrer Ideen und Taten Resultate der Erfahrungen früherer Wirte gewesen waren, fand sie, auch eigene Qualitäten eingebracht zu haben. Commander Vaughn war ein hervorragender Mentor. Er zeigte ihr nicht nur die Details des Kommandierens, sondern vor allem, wie man sein und denken musste, um ein Anführer zu werden. Ezri war froh, einen so fähigen und willigen Lehrer zu haben.
Sie sah zu Gerda und bemerkte die Beule auf ihrer Stirn. »Übrigens: Ich bin froh, dass Sie auf dem Planeten nicht schwer verletzt wurden.«
Gerda blickte sie an und grinste frech. »Ach, das sagen Sie doch nur, weil ich uns so gut durch die Trümmer geflogen habe.«
»Na ja«, erwiderte Ezri scherzhaft, »geschadet hat’s nicht.« Sie ki-cherten, eine willkommene Abwechslung nach den harten vergangenen Stunden. »Aber im Ernst: Wie geht es Ihnen?«
»Ich habe Kopfschmerzen«, antwortete Gerda. »Dr. Bashir sprach von einer leichten Gehirnerschütterung. Ich solle ein paar Stunden nicht einschlafen.« Abermals lachte sie. »Schätze, das Problem hat sich von selbst erledigt.«
»Sieht so aus«, stimmte Ezri zu. Gerdas Humor gehörte zu den Dingen, die sie bei der Arbeit mit der jungen Frau am meisten genoss.
»Wissen Sie, was ich mache, wenn wir wieder an Bord sind?«, fragte Gerda.
»Zwei Tage schlafen?«, schlug Ezri vor. Das konstante, leise Summen des Shuttles wirkte friedlich, nun da Antriebs- und Waffengeräusche es nicht länger begleiteten. Wenn Ezri die Augen schloss, würde sie erst wieder aufwachen, wenn jemand ihren Körper aus der Sagan trug, davon war sie überzeugt.
»Das auch«, antwortete Gerda. »Im Moment habe ich aber Heiß-
hunger auf einen großen, dicken Jumja -Stick.«
»Ernsthaft?« Ezri hob die Brauen. »Wie können Sie die Dinger nur essen? Die sind so süß …«
»Sie sind lecker«, protestierte Gerda. »Ihre Süße ist natürlichen Ursprungs.«
Ezri rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. Bevor sie ihre Abneigung gegen die bajoranische Süßware weiter in Worte kleiden konnte, weckte ein Lichtblitz ihre Aufmerksamkeit. Sofort richtete sie sich auf und sah aus dem Fenster.
»Was ist?«, fragte Gerda, die sich ebenfalls wieder vorgebeugt hatte.
»Ich glaube …« Ein weiterer Blitz zuckte über den Planeten. »Für die Vahni fängt die Lichtshow erst an.« Das vordere Ende des Trümmerfeldes hatte den Planeten erreicht, und die verbliebenen, kleinen Mondreste verglühten nach und nach in der Atmosphäre. Ezri empfand Dankbarkeit bei dem Gedanken, dass die Vahni staunend zum Himmel schauen konnten – und nicht ängstlich. Selbst bei Tag würden sie die Meteoriten sehen, die vom Himmel stürzten und unterwegs verbrannten.
Lange, stille Minuten betrachteten die beiden Frauen das Schauspiel. Mondfragmente vergingen nur Kilometer oberhalb der Planetenoberfläche in gigantischen Feuerbällen. Plötzlich leuchtete steuerbord von ihnen etwas hell auf. Ezri sah in die Richtung, konnte aber nur die Defiant
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