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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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dem Gesicht auf einem dieser Steine zu sich gekommen. Das vierstö-
    ckige Bauwerk war zu einem vielleicht noch vier Meter hohen Haufen geworden. Vaughn kniete nieder, wobei die Steine gefährlich rutschten, und suchte nach Ventu. Er sah ihn nirgends.
    »Bowers«, rief er. »Roness.« Nach ein paar Sekunden wiederholte er die Namen, abermals ohne eine Reaktion zu bekommen. Hoffentlich hatten die Offiziere und ihr Begleiter es noch aus dem Turm geschafft.
    Die Wege waren nun voller Vahni – manche rannten, andere lagen schlicht da. Knochenweiße Haut in der Menge. Furcht. An drei oder vier Stellen der Stadt sah Vaughn Rauch aufsteigen, schmale Qualm-säulen. Das Feuer hatte sich also noch nicht ausgeweitet und ließ sich vielleicht eindämmen. Außerdem sah er an Laser erinnernde, purpurne Lichtsäulen in den Himmel ragen. Das musste die Vahni-Methode eines Notsignals sein.
    Als Nächstes nahm er die Gebäude ringsum in Augenschein. Einige wiesen Schäden auf – überall zerbrochenes Glas, Risse und Lö-
    cher in den Fassaden –, doch keines war eingestürzt. Was immer geschehen war – und er tippte nach wie vor auf ein Erdbeben –, hatte die Stadt zwar in Mitleidenschaft gezogen, wie es schien jedoch nur den alten Turm zerstört.
    Prasselnd und krachend regneten Trümmer herab, begleitet vom Hall vieler Schritte. Kleine, unschuldige Geräusche, die die bizarr anmutende Stille nicht verbergen konnten, die über der Szenerie lag.
    Ich kenne diese Stille , dachte Vaughn. So klingt es, wenn der Tod zwischen die Lebenden tritt.
    Vorsichtig rutschte der Commander vom Trümmerhaufen hinunter. Er musste sich Zeit lassen, wenn er keine Steinlawine lostreten wollte. Manchmal konnte er nicht verhindern, dass sich Geröll unter seinen Füßen löste, doch es gelang ihm stets, ihm nicht unkontrolliert zu folgen.
    Sobald er auf sicherem Boden stand, überprüfte er seinen Zustand.
    Seine Uniform war staubig und an mehreren Stellen zerrissen. Sein rechtes Hosenbein war bis zum Knie offen und die freiliegende Haut abgeschürft. Beide Hände bluteten. Das Übersetzergitter fehlte zur Hälfte, auch das Interface an seiner Hüfte war fort.
    Vaughn schritt durch das Chaos, suchte nach seinen Offizieren und den beiden Vahni. Staub hing in der Luft. Er spürte ihn in Augen und Rachen, wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, um ihn abzuschütteln. Dann sah er den hellblauen Vahni. Brestol beugte sich gerade über zwei Körper in Sternenflottenuniformen. Aschfarbene Flecken zierten seinen Leib wie Pigmentschäden. Er hatte die Tentakel nach den Offizieren ausgestreckt, als wolle er helfen.
    Vaughn rannte zu ihm und kniete neben Roness nieder. »Sind Sie in Ordnung?«, frage er und sah zu dem Vahni. Erst dann entsann er sich, dass sein Übersetzer beschädigt war. Einen Moment lang sah Brestol ihn reglos an, dann erschien ein gelber Ring um seine Hüfte.
    Vaughn deutete auf seinen gesamten Körper, woraufhin Brestol einen Tentakel ausstreckte und ihn sanft an der Stirn berührte. Ein wahrer Regenbogen erschien auf der Extremität. Vaughn hob die Hand und berührte die gleiche Stelle. Als er die Finger zurückzog, klebte Blut daran. Schulterzuckend wandte er sich wieder Roness zu.
    Blut war wohl etwas, das der Vahni nicht verstand.
    Der Ensign lag auf der rechten Seite, die Arme dicht an den Körper gepresst. Blondes Haar fiel ihr in die Stirn, auf der eine purpurne Beule prangte. Als er zwei Finger an ihren Hals legte, spürte er einen Puls und atmete laut aus. Dann rutschte er auf Händen und Knien zu Bowers hinüber. Abermals suchte er den Puls und fand ihn, auch wenn Roness’ kräftiger gewesen war. Eine Untersuchung von Bowers’ Körper brachte eine klaffende Wunde am linken Arm zum Vorschein, die stark blutete.
    Auch Bowers hatte keinen Kommunikator mehr. Vaughn drehte sich zum Ensign um und bewegte sanft ihren Arm von ihrer Brust.
    Sie stöhnte leise. Ein Sonnenstrahl fiel auf sie und wurde von dem kleinen Gerät reflektiert. Vaughn nahm es, drückte es. Die vertrauten elektronischen Töne waren wie Musik in dieser grauenvollen Stille.
    »Vaughn an Defiant .« Er wartete einen Moment, versuchte es erneut. Nichts. Schnell ging er seine Optionen durch. Waren Planet und Schiff etwa angegriffen worden?
    »Commander, hier spricht Dax.« Der Lieutenant klang gehetzt. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Was macht das Schiff?«
    »Wir wurden getroffen« , antwortete Dax. »Keine Ahnung, wovon, aber es war heftig. Die Systeme sind nach und nach

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