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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nur daß das Stadthaus der Annaei aus zwei Stockwerken bestand, exquisit, wenn auch etwas altmodisch im Dekor war und jede Annehmlichkeit besaß. Ich fand eine große Anzahl wunderschön ausgestatteter Schlafzimmer, manche davon besetzt, wenn auch nicht von Leuten, die auf meine seriöse Gesellschaft Wert legten. Mißmutig ging ich eine Treppe hinunter und kletterte über diverse junge Damen ohne Partner, die auf den Marmorstufen saßen und sich Hämorrhoiden holten, während sie die Dämlichkeit cordubanischer Jungs beklagten. Ich teilte ihre Ansicht, allerdings wohl nicht aus den gleichen Gründen; mehr noch, ich hatte so meine Zweifel an einigen der Mädchen.
    Das Erdgeschoß bestand aus den üblichen Empfangsräumen und Innenhöfen eines großen, protzigen Hauses. Die primitiven Hütten ihrer Vorväter waren von den modernen Annaei in schicke Tempel verwandelt worden, wo sie sich als Patrone der weniger Wohlhabenden aufführen konnten. Es sollte beeindrucken. Pflichtschuldig schnappte ich ein paar Mal erstaunt nach Luft.
    Weiter hinten gab es auch ein komplettes Bad, in dem ein paar vom Glück begünstigtere junge Damen von jungen Männern immer wieder in das geheizte Schwimmbecken geworfen wurden. Sie quietschten wie verrückt, paddelten dann wieder hinaus und rannten zurück, um sich erneut hineinwerfen zu lassen. Bisher war noch niemand ertrunken. In dem anschließenden Hof für Ballspiele hielt es eine ausgelassene Gruppe für wahnsinnig komisch, eine Ziege mit einer Blumengirlande und der Robe zu bekleiden, die der angesehene Hausherr trug, wenn er sein Amt als Priester versah. Ich grüßte sie heiter und ging weiter in die gedeckte Säulenarkade, die in den Garten führte.
    Hier war es friedlicher, abgesehen von gelegentlichen Trupps junger Leute, die in einer langen Kette um Sträucher und Beete herumgaloppierten. Ich verließ die Hauptterrasse, auf der die Lustbarkeiten zwischen den geschnittenen Buchsbäumen obszöner aussahen, als ich es ertragen konnte, und ging auf einen efeubedeckten, von Fackeln erleuchteten Pavillon zu. Drinnen unterhielten sich zwei schemenhaft wahrnehmbare Gestalten, die von weitem wie Optatus und die huldvolle Aelia aussahen, die Schwester unserer drei fröhlichen Gastgeber. Doch bevor ich sie erreichte, wurde ich durch ein Paar aufgehalten, das in verzweifelter, bewegungsloser Umarmung auf dem Kiespfad stand. Die beiden waren etwa sechzehn – sie klammerte sich an ihn, während er sie mit der Miene eines treulosen Liebhabers umfangen hielt, dessen Gedanken schon längst woanders weilten.
    Gerührt trat ich zurück, um ihr ergreifendes und letztlich zweckloses Idyll nicht zu stören. Dabei stieß ich gegen Marmarides. Er hatte mich gesucht, um mich zu fragen, ob er die Kutsche leihen könne. Er hatte sich mit einer Gruppe junger Wesen eingelassen, die fasziniert von seiner afrikanischen Erscheinung waren. »Ich nehme an, sie wüßten gerne Näheres über deine äthiopische Potenz!« frotzelte ich. Marmarides schaute verlegen, leugnete aber nicht, daß seine Verehrerinnen die übliche Neugier für seine persönliche Ausstattung zeigten. »Passiert dir das oft?«
    »Ach, dauernd, Falco! Mein Herr Stertius lebt in Angst und Schrecken, eines Tages zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn sich ein Bürger darüber beschwert, daß seine Frau ein dunkelhäutiges Kind zur Welt gebracht hat. Mir wurde nur erlaubt, mit Ihnen zu kommen, weil er meinte, Ihre Dame sei in einem Stadium, in dem sie nicht gefährdet ist!«
    »Oh, vielen Dank! Ich wünschte, ich wäre schon zu Hause bei ihr.«
    »Ich kann Sie ohne weiteres hinbringen.«
    »Zunächst sollten wir uns aber mal um deinen Verehrerinnenclub kümmern. Zumindest könnten wir damit ein paar junge Frauen vor weiteren Ausschweifungen retten!«
    Das war fraglich, doch ich wollte so schnell wie möglich hier weg. Marmarides hätte seine Verehrerinnen einfach sitzenlassen können – aber sowas tun anständige Männer wie wir nicht, oder? Er hatte versprochen, zwei von ihnen nach Corduba zurückzufahren, bevor sie Ärger mit ihren Eltern bekamen (oder sowas in der Art). Ich sagte, ich würde mitkommen. Für Optatus und Constans war dann zwar kein Platz mehr, aber ich konnte Marmarides vor Angriffen auf dem Weg nach Corduba schützen, wir würden die Damen sicher abliefern, dann konnte er mich in einer Taverne absetzen, wo ich in Ruhe etwas essen würde, während er zurückfuhr, um unsere beiden Kameraden abzuholen. Etwas Eßbares

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