Zwielicht in Cordoba
unterrichtete sie mich.
»Die Nacht ist voller Überraschungen. Wie ist er hergekommen?«
»Der Quästor hat ihn gebracht.«
»Wie aufmerksam!«
»Charmant«, stimmte sie zu.
»Du magst ihn nicht?«
»Charme gegenüber bin ich äußerst mißtrauisch. Trotzdem habe ich ihm gestattet, das Gästezimmer mit dem schnarchenden Constans zu teilen.«
»Also ist Quadratus kein völlig hoffnungsloser Fall?«
»Mir ist er zu glattzüngig. Er entschuldigte sich in artigen Worten, stellte sich höflich vor und sang dann ein Loblied auf meinen Bruder Aelianus. Er war mir auf der Stelle unsympathisch. Aber es war schon sehr spät.«
»Liegen sie in einem Bett?« fragte ich argwöhnisch.
»Nein.«
»Das ist es also nicht!«
»Er behandelt den jungen Constans wie ein unreifes Bürschchen, das einen älteren Freund braucht.«
» Wirklich reizend von ihm!«
»Zumindest sollen wir das glauben«, sagte Helena.
In dem Moment tauchte Marius Optatus wieder auf. Er war offenbar den größten Teil des Weges zu Fuß gegangen. »Ich habe nach Ihnen gesucht, Falco!« knurrte er gereizt.
»Ich auch nach Ihnen – ehrlich! Ich habe Sie mit Aelia Annaea plaudern sehen, also dachte ich, da das Mädchen eine Goldmine besitzt, versuchten Sie, was für sich rauszuschlagen!«
»War Claudia Rufina auf dem Fest, Marius?« fragte Helena teilnehmend.
»Nein«, erwiderte er. Wahrscheinlich war das der Grund für seine Gereiztheit.
»Er war zu sehr mit Aelia beschäftigt«, frotzelte ich. »Der Mann ist ein treuloser Schuft!«
»Vermutlich haben sie über Claudia geredet«, gab Helena zurück.
Optatus hatte jeglichen Sinn für Humor verloren. Er war bleich vor Müdigkeit und unterdrückter Wut. »Ich habe mich für Sie abgemüht, Falco, und Sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich die Kutsche zu schnappen und mich meinem Schicksal zu überlassen!«
»Wieso, was haben Sie denn getan?«
»Ich habe herausgefunden, daß Knallkopp und seine fröhliche Freundesriege …«
»Im Keller waren?«
»Ja.«
»Wo sie Papas teuren importierten Falerner in sich hineinkippten?«
»Ja.«
»Und dabei das Unglück der Welt beklagten wie ein Hexenzirkel, von dem nur die Hälfte zum Monatstreffen erschienen ist – ja?«
»Und einem Tanzmädchen zusahen«, sagte Marius.
Helena Justina packte mich bei den Schultern und schob mich aus meiner gemütlichen Stellung hoch. Ich setzte mich auf und schlang die Arme um die Knie. Helena fragte: »Handelte es sich dabei um die Tänzerin, die Marcus schon früher gesehen hatte, Marius Optatus?«
»Woher soll ich das wissen?« Er war immer noch wütend, wenn auch höflich zu Helena. »Falco hätte sie sich selbst ansehen müssen, aber er war nirgends zu finden. Deshalb wollte ich mir das Mädchen vorknöpfen, aber dann kam Annaeus Maximus zurück, und der Ärger begann. In dem ganzen Chaos hat sich die Tänzerin irgendwie abgesetzt, was nur verständlich ist. Und Sie haben offenbar dasselbe getan«, schnauzte er mich an. »Ich wollte auch weg, aber ich dachte, ich sollte so viel wie möglich für Sie über das Mädchen herausfinden …«
»Sie haben Gefallen an der Detektivarbeit gefunden! Wie sah sie aus?« warf ich rasch ein. »Schlankgliedrig, hinreißend und mit langem schwarzen Haar?«
»Vom Aussehen her war sie nichts Besonderes – aber sie konnte hervorragend tanzen.«
Das war eine Überraschung. Ich mußte beim Essen der Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica wohl doch betrunkener gewesen sein, als ich angenommen hatte. Mir war Diana recht ansehnlich vorgekommen, wenn auch tänzerisch nicht sonderlich begabt. Auch Aelianus hatte gesagt, sie sei recht mittelmäßig. Vielleicht hatten wir recht; vielleicht war Optatus zu unkritisch. Für manche Männer reicht es, wenn eine Frau leicht bekleidet ist und signalisiert, daß sie die restlichen Hüllen bei etwas Ermutigung gerne fallen läßt. »Marius, Baetica ist voll von Frauen, die Tamburins schwenken, um einen schnellen Denarius zu verdienen. Wie kommen Sie darauf, daß die hier anders war?«
»Knallkopp sagte mir, sie hätte neugierige Fragen gestellt. Sie wollte wissen, wo sein Vater sei. Er meinte, sie wolle nur sicher gehen, daß es keine elterliche Einmischung geben würde – ein Irrtum, wie sich herausstellte.«
»Sie ist eine gute Tänzerin, und trotzdem trat sie vor Jugendlichen auf?«
»Die meisten Tänzerinnen leiden unter Geldmangel«, korrigierte er mich frostig.
»Trug sie ein Kostüm beim Tanzen?«
»Sie tanzte in
Weitere Kostenlose Bücher