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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufzutischen, war unseren Gastgebern offenbar zu lästig gewesen.
    Wir schoben die beiden kreischenden Mädchen in die Kutsche. Nüchtern waren sie vermutlich sittsame kleine Dinger, doch der Alkohol hatte ihnen jeden Anstand geraubt. Ich kletterte zu Marmarides auf den Kutschbock, und wir fuhren rasch los, bevor es unseren Passagieren einfiel, uns vielleicht noch nachzuklettern. Als unsere Mulis das Tor am Ende der langen Auffahrt erreichten, mußten wir mit einem wilden Schlenker ausweichen. Eine sehr viel größere Kutsche, gezogen von zwei feurigen Pferden und gelenkt von einem grimmigen Kutscher in Livree kam uns entgegen.
    »Nichts wie weg!« grinste ich. »Marmarides, ich glaube, Annaeus Maximus ist eingefallen, was das letzte Mal passierte, als er seine Jungs unbeaufsichtigt zu Hause ließ.«

XXXIX
    Wir brachten die Mädchen nach Hause und überredeten sie, leise hineinzuschlüpfen. Dabei benutzten wir den schamlosen Trick, ihnen von Annaeus Maximus’ Rückkehr zu erzählen und sie zu warnen, daß der wütende Vater sicher bald mit ihren Eltern sprechen würde.
    »Großmaul, Knallkopp und Frettchen stecken tief in der Tinte! Am besten, ihr schleicht euch rein, schaut unschuldig und behauptet, nirgendwo gewesen zu sein.« Ich konnte regelrecht hören, wie eine naseweise kleine Göre diese Ausrede in ferner Zukunft an mir ausprobierte. Und ich sah mich, wie ich bereitwillig auf diese Lüge einging …
    Mein Plan, allein zu essen, kam mir in der jetzigen Situation egoistisch vor. Also fuhren wir zusammen zurück, um Optatus und den jungen Constans zu befreien, und das möglichst, bevor sie öffentlich mit dem ganzen Schlamassel in Verbindung gebracht wurden. Beim Näherkommen begegneten wir einer ganzen Reihe ernüchterter Jugendlicher, die unter Aufsicht von Annaeus’ Sklaven wie begossene Pudel nach Hause trotteten. Das waren die noch gehfähigen Versehrten. Andere, die nicht mehr kriechen konnten, hatte man eingesammelt und in einer Kolonnade beim Haus ordentlich aufgereiht. Wir erfuhren, daß man nach ihren Eltern geschickt hatte. Und das nicht aus Boshaftigkeit, sondern als vernünftige Vorkehrung, falls sich eines dieser dummen Kinder tatsächlich mit zuviel Wein vergiftet hatte.
    Von Großmaul, Knallkopp und Frettchen war nichts zu sehen. Auch von ihrem Vater und ihrer Mutter nicht, obwohl die Sklaven das Schlachtfeld mit niedergeschlagenen Augen rasch und zügig aufräumten. Der Hausarzt, der sich um die Bewußtlosen kümmerte, tat das mit fest zusammengekniffenen Lippen. Weit und breit war keine Amphore mehr in Sicht.
    Wir konnten weder Optatus noch Constans finden. Schließlich fuhren wir nach Hause, bevor uns das Öl in der Kutschlampe ausging.
     
    Helena Justina war noch wach und schrieb Briefe nach Hause. Ich kniete mich vor sie und umarmte sie. »Gute Götter, ich hab die Schnauze voll von den Söhnen anderer Männer! Ich hoffe, mein Kind wird eine Tochter!«
    Wie zur Bestätigung trat mich das Baby kräftig ins Gesicht. »Auf jeden Fall hat sie große Füße!« murmelte Helena, nachdem ihr ein leiser Schmerzenslaut entfahren war.
    »Sie wird bestimmt goldig … Hör zu, ich hab jetzt die Regeln festgelegt – Junge oder Mädchen, das Gör besucht Freunde nicht ohne Erlaubnis, ohne eine Eskorte äußerst pingeliger Sklaven und ohne daß ich es persönlich spätestens eine Stunde, nachdem es das Haus verlassen hat, wieder abhole.«
    »Sehr vernünftig, Marcus. Ich bin sicher, das wird wunderbar funktionieren.«
    Helena legte ihre Schreibfeder ab und schloß das Tintenfaß. Sanft ließ sie ihre Finger durch meine Locken gleiten. Ich tat so, als würde ich es nicht merken, während ich mich entspannte. Inzwischen zu umfangreich, um noch biegsam zu sein, beugte sie sich nicht zu mir hinunter, wie sie es sonst getan hätte, sondern küßte ihre Fingerspitzen und berührte damit tröstend meine Stirn. »Was ist denn los, du arme, müde, miesepetrige Seele? Hat dir die Fete nicht gefallen? Was ist schiefgelaufen bei eurem Herrenabend?«
    »Die waren mir zu rauhbeinig. Außerdem hatte ich das deprimierende Erlebnis, mich mit dem hochgeschätzten Quästor zu unterhalten, dem ultimativen Vertreter moralischer Stärke – wenn man Quark für stark hält. Dann kamen die Eltern der Gastgeber unerwartet nach Hause – etwas, das ich mir selbst angewöhnen werde, wenn unser Häschen alt genug ist. Ich hab mich schnellstens verdrückt. Die andern beiden konnte ich nicht finden …«
    »Constans ist hier«,

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