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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einem schamlosen Fummel, Falco. Junge Männer erwarten sowas.« Der gestrenge Marius hatte das sarkastische Stadium erreicht.
    »Wie haben die Jungs das Mädchen überhaupt gefunden? Gibt es vielleicht ein Verzeichnis dubioser Unterhaltungskünstler, das im Tempel der Kapitolinischen Göttertrias aufbewahrt wird? Ich nehme nicht an, daß die jungen Annaei die Liste des Ädilen einsehen durften. Der Ädile wäre sofort zu ihrem Papa gerannt.«
    »Hören Sie doch auf, Witze zu machen, Falco. Knallkopp gebührt die Ehre, sie engagiert zu haben.«
    »Mein guter Marius, Sie haben wirklich hart gearbeitet.«
    »Ihren Dank können Sie sich sparen! Knallkopp sagte, sie habe von dem Fest gehört und ihm ihren Auftritt von sich aus angeboten. Er wußte nicht, woher sie kam.« Sie schien sich hier in der Gegend herumzutreiben und mußte gute Informationsquellen besitzen.
    »Reichen jungen Männern fällt das Glück in den Schoß.«
    »Ich nehme an, sie hat ein gigantisches Honorar verlangt«, tadelte Helena.
    »Das fällt bei reichen jungen Männern nicht ins Gewicht.«
    »Wie auch immer«, gestand Optatus mit einem ernüchterten Seufzer, »ich weiß, daß sie nicht das Mädchen ist, hinter dem Sie her sind, Falco. Knallkopp war völlig offen. Er wußte von Selia – sie ist offenbar all diesen jungen Männern bekannt. Sie scheren sich nicht darum, daß sie keine gute Tänzerin ist; das gleicht sie mit anderen Vorzügen aus. Knallkopp konnte sie für diesen Abend nicht engagieren, weil sie angeblich nach Hispalis zurückgekehrt ist. Er sagte, die Ältere, die dort war, hätte herauszufinden versucht, welche anderen Tänzerinnen er kennt.«
    »Hat er sie wissen lassen, daß er eigentlich Selia gewollt hatte?«
    »Er ist der Sohn eines Ölherstellers, Falco! Dazu ist er viel zu schlau.«
    Während ich überlegte, ob das Auftauchen einer zweiten Tänzerin nur ein Zufall war, beschloß Helena, Optatus zu gestehen, daß sie die zwei Taugenichtse im Gästeschlafzimmer untergebracht hatte. Unser Freund war außer sich vor Zorn.
    Doch dank einer Boshaftigkeit, die wir beide uns am nächsten Tag ausdachten, beruhigte er sich wieder. Der Quästor und Constans waren am Abend zuvor auf einem prächtigen, reinrassigen Pferd bei uns eingetroffen, das sie aus den Annaeus-Ställen geklaut hatten. Wir gaben ihnen das feste Versprechen, es für sie zurückzubringen, bevor es darüber zu einem Geschrei kam. Dann schickte ich sie mit meinem eigenen Klepper auf den Heimweg.
    »Sein Name ist Tänzler. Sie müssen ständig auf der Hut sein, sonst galoppiert er davon. Halten Sie sich gut fest, falls er durchgeht.«
    »Danke, Falco.« Quadratus hatte bereits kapiert, daß er hier zur Zielscheibe des Spotts gemacht wurde. »Aber damit sind Sie ohne Reittier.«
    »Ich werde schon ein Pferd für Marcus Didius finden«, grinste Optatus freundlich. »Das da können Sie behalten – mit unseren besten Wünschen!«

XL
    Wohin als nächstes?
    Ich war froh, daß Optatus mir einen anständigen Gaul angeboten hatte. In Corduba war nichts mehr zu holen für mich, und ich mußte dringend nach Hispalis. Laut dem, was der jüngste Annaeus gesagt hatte, war Selia dort zu finden. Sie war von Anfang an mein Hauptziel gewesen.
    Hätten die Dinge anders gelegen, dann hätten Helena und ich gemeinsam die langsame Bootsfahrt genossen, die Cyzacus und Gorax mir angeboten hatten. Wir hatten einander auf einer Reise durch Europa kennengelernt, bei der wir oft über Flüsse gefahren waren. Seit diesen ersten langen Wochen des Verliebtseins reisten wir gern per Schiff; wir waren eben nostalgisch. Doch diesmal stand die Zeit gegen uns.
     
    Es gab eine gute Straße entlang des Baetis – die Via Augusta, die nach Gades führte. Wenn Kuriere der kaiserlichen Post mit dringenden Depeschen es fertigbrachten, fünfzig Meilen pro Tag zu galoppieren, konnte ich gewiß versuchen, es ihnen gleichzutun. Ich würde das Pferd nehmen, das unser Freund mir zur Verfügung gestellt hatte, und nach Corduba reiten, beim Palast des Statthalters Station machen und verlangen, daß er mich die Ställe und Unterkünfte entlang des cursus publicus benutzen ließ. Zwei Tage hin, zwei Tage zurück plus der Zeit, die ich brauchen würde, Cyzacus senior und Norbanus zu befragen und dann nach der Tänzerin zu suchen.
    Während ich diese logistische Großtat vollbrachte, würde Helena auf dem Gut bleiben und hauptsächlich schlafen. Das brauchte sie jetzt am dringendsten.
    Helena Justina wies mich leise

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