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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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phantastischen Händen und geschmeidige Jungs mit sehr langen Wimpern …«
    Helena reckte das Kinn vor. »Eine Sache habe ich dir noch nicht erzählt. Die Köchin sagte mir, daß neulich während meiner Siesta eine Frau hier gewesen sei, die sich nach dir erkundigt hat.«
    »Selia?« Verfolgte sie mich?
    »Das kann nicht sein«, teilte mir Helena kühl mit, während sie sich ihre Haare trocknete. »Diese Frau war vor drei Tagen hier, Falco – als du laut deiner eigenen Aussage die hüllenlose Selia auf einem Kosmetiktisch in Hispalis festgepinnt hattest. Mir war nicht klar, daß du so beliebt bist.«
    »Oh, ihr Götter! Du weißt, was das bedeutet: Ich bin nicht nur von einer Agentin Laetas zusammengeschlagen worden, jetzt will sich auch noch Anacrites’ Circe ihren Teil holen!«
    Ich war so niedergeschlagen, daß Helena einlenkte. Sie küßte mich ziemlich sanft. Dann nahm sie wieder meine Hand und führte mich auf meinen stolpernden Füßen ins Bett.

LIV
    Trauernde Frauen scheinen sich mit Vorliebe schnurstracks auf Privatermittler zu stürzen. Muß wohl an unserer mitfühlenden Art liegen.
    »Sie müssen mir helfen!« schluchzte Claudia Rufina.
    Ich war sehr müde. Normalerweise bin ich durchaus in der Lage, Tränen abzuwischen, Trauerschleier zurechtzuzupfen und einen Schluckauf durch einen plötzlichen Schock zu beenden, etwa mittels lauter Geräusche, kalter, in den Ausschnitt gesteckter Schlüssel oder unerwarteter Kniffe ins Hinterteil. Heute seufzte ich nur.
    »Natürlich wird er das!« beruhigte Helena die aufgelöste junge Dame. »Marcus Didius ist tief betrübt über das, was Constans zugestoßen ist. Er wird Ihnen helfen, wenn er kann.«
    Man hatte mich ausschlafen lassen, aber ich fühlte mich immer noch wie ein nasser Waschlappen. Nach Tagen im Sattel standen mein Rückgrat und alle daran anschließenden Körperteile unter Feuer. Ich gehörte dringend in die liebevolle Obhut meines Trainers Glaucus und seines dämonischen Masseurs aus Tarsus, aber sie befanden sich Hunderte von Meilen entfernt in Rom, und der größte Teil dieser Entfernung bestand aus offener See.
    Schlimmer noch, als ich diesen Morgen in die Küche gekrochen kam, war das Frühstück, das die alte Köchin mir so liebevoll zubereitet hatte, bereits von Quadratus verschlungen worden. Natürlich machte mir die Gute sofort ein neues, aber das war nicht dasselbe. Also lassen Sie uns ehrlich sein: Meine Stimmung war absolut beschissen.
    Ich hob die Hand wie ein wortgewandter Redner. Claudia Rufina verstummte, aber Helena schniefte nur verächtlich. Angeberei konnte sie nun mal nicht ausstehen.
    »Helena Justina hat absolut recht, was mein tiefempfundenes Mitgefühl für Sie und Ihrer Familie angeht. Nichts kann den Schmerz über den vorzeitigen Tod eines vielversprechenden jungen Mannes lindern, dem das Reich zu seinen Füßen liegt.« Und dazu ein Haufen Geld, dachte ich. Ich war außerordentlich müde. Meine Stimmung war wirklich am Nullpunkt.
    »Vielen Dank«, erwiderte Claudia und wies mich durch ihre würdevolle Reaktion in meine Schranken.
    »Sie sind eine vernünftige junge Frau, und ich glaube, daß Sie ein offenes Wort vertragen können.« Normalerweise war ich nicht so grob. Ich sah, wie Helenas Augenbrauen in die Höhe schossen. Mein schlechtes Gewissen verstärkte meine Übellaunigkeit. »Entschuldigen Sie, falls ich brüsk klingen sollte. Ich kam mit einem schwierigen Auftrag nach Hispanien und erhielt nicht die geringste Unterstützung von den Honoratioren Cordubas, auch nicht von Ihrer eigenen Familie. Nach wie vor muß ich einen in Rom geschehenen Mord aufklären und einen langen Bericht über gewisse, hier gängige Geschäftspraktiken verfassen. Für all das bleibt mir viel zu wenig Zeit, denn wir müssen rechtzeitig nach Italien zurückkehren, bevor Helena Justina unser Kind zur Welt bringt.« Alle Blicke wanderten zu Helena. Inzwischen war sie so unförmig, daß wir vermutlich mit Zwillingen rechnen mußten. »Claudia Rufina, dies ist nicht der Augenblick für mich, einen privaten Auftrag zu übernehmen, zumal es ziemlich klar ist, daß es sich hier um einen äußerst tragischen Unfall handelt.«
    »Und obendrein«, murmelte Helena, »wurde Marcus gerade das Frühstück von jenem jungen Mann weggegessen, auf den alle so große Stücke halten.«
    »Tiberius?« Claudia sah an ihrer unvorteilhaften Nase entlang. Der gutaussehende und heiratsfähige Quästor schien es ihr noch immer angetan zu haben – auch wenn ihr

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